Kreißsaal in der Klinik Preetz: So ist die Lage auf der Geburtsstation
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Klinik Preetz: Der Kreißsaal ist weiterhin geschlossen.
© Quelle: Dirk Schneider (Archiv)
Preetz. Die Geburtsstation der Klinik Preetz ist weiterhin geschlossen. Das hat Geschäftsführer Alexander Gross auf Anfrage bestätigt. „Wir sind weiterhin händeringend auf der Suche nach Personal.“ Der Kreißsaal in der Klinik Preetz ist seit rund einem Monat abgemeldet.
Die Preetzer Geburtsstation war auch Anfang des Jahres und in der Sommerzeit mehrfach abgemeldet. Der Grund: Personalengpässe. Es fehlten Hebammen und Ärzte. Dafür gab und gibt es mehrere Gründe. Krankheitsfälle zählen dazu, hinzu kommt aber die offenbar zunehmend kritische Lage der Geburtshilfe in Schleswig-Holstein.
Wann öffnet der Kreißsaal in Preetz wieder?
Die Frage, wann der Kreißsaal in der Klinik Preetz wieder öffnet, ließ Krankenhaus-Geschäftsführer Gross offen. „Wir können nicht sagen, wann wir wieder aufmachen“, sagte er.
Leidtragende sind vor allem werdende Mütter. Sie müssen ihre Kinder in anderen Krankenhäusern zur Welt bringen, etwa in Eutin, Neumünster oder Kiel. Besonders für Eltern aus dem Norden des Kreises Plön bedeutet das: weite Wege, längere Fahrzeiten und eine höhere Gefahr in Notsituationen.
Hebammen aus dem Kreis Plön bedauerten, dass der Kreißsaal in der Klinik weiterhin geschlossen ist. "Das Herz hängt an Preetz", sagte eine Frau. Die Hebammen bestätigten, dass Personal fehlt.
Macht der Kreißsaal in der Klinik Preetz überhaupt wieder auf?
Das Krankenhaus in Preetz befindet sich in einer Hängepartie. Jeder Tag, den der Kreißsaal geschlossen ist, erhöht die Gefahr, dass er nie wieder öffnet. Der Kreis Plön wäre dann der einzige in Schleswig-Holstein ohne Kreißsaal.
Zuletzt hatten der Kreis als Träger sowie die Politik gesagt, sich für den Erhalt der Geburtsstation in Preetz einsetzen zu wollen. „Die Klinik hat die volle Unterstützung des Trägers, alle nötigen und möglichen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorzunehmen“, hieß es. Hebammen kritisieren seit Langem, dass sich die Bedingungen an den Krankenhäusern und ihres Berufes verbessern müssten.
Einer der Hauptgründe für die Schließungen der Kreißsäale in Schleswig-Holstein ist das Vergütungssystem durch Fallpauschalen. Fachpersonal, Betten und Technik müssen Krankenhäuser unabhängig von der Anzahl der Geburten bereithalten, sodass kleinere Kliniken einen Kreißsaal kaum wirtschaftlich betreiben können. In Preetz kam zuletzt durchschnittlich ein Kind pro Tag zur Welt. Für die Klinik, die nur eine normale Geburtsstation betreibt, ist bei Risiko-Geburten eine Zusammenarbeit mit externen Fachärzten für Neugeborene oder anderen Krankenhäusern notwendig.
Die Grünen in Schleswig-Holstein fordern zusätzlich zu den Fallpauschalen eine Grundfinanzierung, die hilft, die Vorhaltekosten zu decken. Außerdem müsse die Geburt aufgewertet und besser bezahlt werden, so der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Jasper Balke.
Birte Pauls (SPD): Zustände auf Geburtsstationen ein Skandal
Heiner Garg, Sprecher für Gesundheit der FDP-Landtagsfraktion, sagte, das Land müsse zum Beispiel die Geburtshilfe an den Standorten des UKSH in Kiel und Lübeck stärken. „Als oberste Planungsbehörde muss das Land zudem dafür Sorge tragen, dass keine geburtshilflichen Betten aus zum Beispiel betriebswirtschaftlichen Gründen in andere Betten umgewidmet werden“, so Garg weiter. Der Bund müsse zudem die Krankenhausfinanzierung neu ordnen, so wie es im Koalitionsvertrag vereinbart sei.
Birte Pauls, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sagte: „Seit Jahren sieht die Landesregierung zu, wie Geburtskliniken geschlossen werden.“ Es sei keine Planung der medizinischen Versorgung in Schleswig-Holstein zu erkennen. Die Versorgung für Schwangere sei gefährdet. Die Meldungen über die unerträglichen Zustände für werdende Mütter und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Geburtsstationen seien ein Skandal. „Das bedeutet eine Verschlechterung der Qualität in der Geburtshilfe und wir riskieren, weiteres Personal aufgrund der starken Belastungen zu verlieren.“
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Zuletzt hatte die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg angekündigt, ihren Kreißsaal zum Jahresende zu schließen. Zuvor hatten Kliniken in Eckernförde und Ratzeburg ihre Geburtsstationen geschlossen. Von ehemals 32 Stationen könnten damit zum Jahresende noch 16 übrig sein.
Daraus folgt ein weiteres Problem: In den verbliebenen Geburtsstationen fällt mehr Arbeit an. Einem UKSH-Sprecher zufolge kommt es in Kiel zu Wartezeiten und Engpässen. Ähnlich ist die Situation am Städtischen Krankenhaus in Kiel.
KN