Eine Erfahrung, die nachwirkt
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Schüler der Gemeinschaftsschule Kronshagen sammelten und spendeten für die Kieler Tafel in Kronshagen. Lehrerin Regina Schmidt (links) und Tafel-Mitarbeiterin Renate Ritter (Mitte) freuten sich über das Engagement der jungen Leute.
© Quelle: Torsten Müller
Kronshagen. Von außerhalb betrachtet gilt Kronshagen oft als Ort der Erfolgreichen und Wohlhabenden. Doch in der 12000-Einwohner-Gemeinde gibt es auch Menschen, die sich abgehängt fühlen, wenn Rente oder Grundsicherung kaum zum Leben reichen. Für sie ist die Kieler Tafel im Kirchenzentrum der Christus-Gemeinde eine regelmäßige Anlaufstelle.
Not ist kein Einzelfall
„Ich persönlich kenne niemanden, der zur Tafel geht“, bekannte Lars Dubau. Für den 14-Jährigen war die Lebensmittelausgabe eine neue Erfahrung. Er gehörte zu insgesamt sieben Schülern, die die Spenden im Foyer des kirchlichen Gemeindezentrums verteilten. „Auch die anderen 17 wären gern dabei gewesen, aber dafür gab es hier kein Platz mehr“, sagte Lehrerin Regina Schmidt. Die Not ist kein Einzelfall. Jeden Dienstagvormittag strömen viele Menschen mit Taschen, Rücksäcken oder Rollwagen zur Tafel in der Kopperpahler Allee 12. Ihre Zahl nimmt seit Jahren zu. Als der Kronshagener Ableger im August 1997 an den Start ging, waren es zwischen zehn bis 15 Besucher. Gestern kamen mehr als 90 – ältere genauso wie jüngere. Sie reihten sich in einer langen Schlange vor dem Haus ein.
Vor fünf Geschäften sammelten Schüler Tafel-Spenden
Die Idee, anderen zu helfen, kam den Schülern im Fach Wirtschaftspolitik. Sie sprachen über menschliche Grundbedürfnisse und dass es Menschen gibt, die nur wenig zum Leben haben. „Ich kannte die Tafel aus Lübeck. Da stehen immer viele Leute. Das macht mich traurig“, erzählte Maximilian Spahr (14). Am Montag vor einer Woche schritten die Schüler zur Tat: Sie sammelten vor fünf Geschäften in Kronshagen und Kiel-Suchdorf insgesamt 425 Euro und Lebensmittel. Von dem Geld kauften sie Waren, die bei der Tafel nicht so häufig im Angebot sind, zum Beispiel Kaffee, Schokolade und Naschis für Kinder. Mit den Spenden füllten sie insgesamt 90 Tüten.
"Ich bin traurig, weil ich die Not sehe"
Für die Schüler war der Tafel-Vormittag eine wichtige Erfahrung. „Es fühlt sich gut an. Ich würde es immer wieder machen – vielleicht jede Woche“, sagte Hares Sharif (13). Birhat Saeed (13) spürte unterschiedliche Gefühle: „Die Ausgabe macht mir Freude, weil ich den Menschen helfen kann, aber ich bin auch traurig, weil ich die Not sehe.“