Gamevention in Neumünster: Mehr Happening als Messe
/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/VD75WAETEGB5SNPN2CNCRP7NTY.jpg)
Handgeknüpfte Perücke: Hiszi Hornung (34) als Liam aus dem Spiel Pokemon-Legenden Arceus.
© Quelle: Beate König
Neumünster. Ein Multiversum aus Gamern, E-Sportlern, Spielentwicklern und fantasievoll kostümierten Cosplayern feiert noch bis Sonntag, 22 Uhr in den Holstenhallen in Neumünster die erste Gamevention in Schleswig-Holstein. Die Messe ist mit 85.000 Quadratmetern Fläche so groß wie die Nordbau.
„Wir steigen ins Gamer Cabrio und fahren los!“ Die Sänger Execute und Jeaw treffen auf der Bühne in den Holstenhallen am Sonnabendmittag den Nerv von tausenden Messegästen. Ein bunte Gemeinschaft tanzt zur Musik: Zur Community des Multiversums gehören detailgenau Kostümierte, die Figuren aus Videospielen als Vorbild haben, so genannte Cosplayer. Dazu Gamer und mittelalterlich Gewandete.
Digitale Zukunft der Spielewelt
Eine Halle weiter geht es um die digitale Zukunft der Spielewelt: Vortragende aus aller Welt sprechen per Video-Schalte, es gibt einen E-Business-Bereich. Es gibt Flächen für die Landesmeisterschaft in E-Sports für die Spiele E-Football, League of Legends und Rocket League. Lasertec, Stände mit Berufsbildungsangeboten und E-Games im Foyer und in den Hallen, auch die Kieler Nachrichten und Universitäten sind vertreten – das Angebot ist groß.
Nur im Gamer-Bereich sieht es Freitag und Sonnabend schlecht aus: Zwar sind reihenweise moderne Spielplätze mit Monitoren aufgebaut, aber das Hochladen neuer Versionen und Ausprobieren von 18 digitalen Spielen läuft nicht rund.
Vor den Hallen locken Stände und ein handbetriebenes Karussell auf dem Mittelaltermarkt, daneben stellen im Blaulichtbereich Rettungskräfte ihre Arbeit vor. Ein Campingplatz ist auf einer abgeteilten Parkfläche eingerichtet.
Cosplayer bestechen mit detailgenauen Kostümen
Cosplayer Justin (28), Justine (20), Odin (21) und Hizsi (34) haben sich auf die Gamevention mit einem Arsenal von Kostümen präpariert. Allein am Sonnabend wollen sie jeweils drei Kostüme im Lauf des Tages tragen. Justin ist morgens die Figur Norten aus dem Spiel Identity 5, Justin und Odin zwei Versionen der Figur Junko Enoshima aus dem Videospiel Dangan Ronpa, Hizsis Otfit als Diam aus dem Pokemon-Legenden-Spiel Arceus ist besonders spektakulär.
„Alles ist selbst gemacht“, erzählt der Cosplayer, der im echten Leben Marketing-Manager ist. Abende lang hat er die blau-grüne Mähne seiner zum Zopf gebundenen Perücke selbst genäht. Der knielange blaue Mantel mit einem hellblauen Emblem ist per Hand genäht, den golden schimmernder Halsreif mit einem Glasstein und eine Kette hat er selbst geformt und bemalt. Vier Monate Arbeit stecken in dem Outfit. „Ich habe Mitte Januar angefangen“, erzählt der Cosplayer. „Es ist mein Steckenpferd.“
Seit 2003 stellt er mit möglichst akuraten Kostümen Charaktere aus Video-Spielen dar. Schränke im Keller und auf dem Dachboden sind gefüllt mit fantasievollen Kostümen und Perücken. „So ungefähr 70“ Kopfbedeckungen gehören zu seiner Sammlung. Sein Motiv fürs Cosplay teilt er mit vielen der Charaktere, die wie ein buntes Fantasievolk über das Messegelände strömen: „Ich muss etwas mit den Händen tun. Basteln. Fernsehen allein ist abends zu langweilig.“
Dirk Schrödter, Leiter der Staatskanzlei, hatte mit Neumünsters Bürgermeister Tobias Bergmann die Messe eröffnet, die aus Hamburg nach Schleswig-Holstein umzog. „Wir wollen Vorreiter im Bereich des Digitalen sein“, erklärte Dirk Schrödter.
Land will ein Kuchenstück vom 190-Milliarden-Euro-Umsatz der Gaming Industrie abschneiden
„Die Netzwerke auf der Messe sind der Humus für die digitale Entwicklung.“ Er erinnerte, dass die Gaming Industrie 2021 weltweit 190 Milliarden Euro Umsatz machte. „Davon wollen wir uns ein Kuchenstück abschneiden.“
Lesen Sie auch
Jürgen Kock, Fachreferent vom Landesfeuerwehrverband, hat auf der Messe eine Seite der Gamer kennengelernt, mit der gar nicht gerechnet hatte: Am Info-Mobil der Feuerwehr im Blaulichtbereich steht eine neue Drohne. „Die müsste noch programmiert werden“, erzählte Jürgen Stock. Ein paar Gamer hörten, was er sagte, guckten sich das Hightech-Aufklärungsgerät kurz an und erklärten, sie würden die Programmierung übernehmen. „Wenn das so weitergeht, ist die Messe sehr in Ordnung.“
Die Gamevention läuft noch bis Sonntag, 22 Uhr, Holstenhallen, Justus-von-Liebig-Straße 2-4, Neumünster.