Politik trifft auf Handwerk
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Diskutierten mit den Politikern (von links): Die Hausherren Lasse und Klaus Elwardt, Nicole Bünning (Kreishandwerksmeisterin), Hauke Göttsch (CDU), Marc Hofmann (Kieler Nachrichten), Michael Schunck (SSW), Tina Schuster (FDP), Georg Wilkens (Grüne) und Robert Schall (SPD).
© Quelle: Sorka Eixmann
Bordesholm. Kennt sich die Politik bei den Themen des Handwerks aus? Das wollte die Kreishandwerkerschaft in Kooperation mit den Kieler Nachrichten herausfinden und organisierte den Polit-Talk „Handwerk trifft Politik“. Die erste Runde fand in der Eckernförder Bauschlosserei von Detlef Damm statt, die zweite in der Tischlerei von Frank Dekarz in Osterrönfeld und der Abschluss stand am Sonnabend in der Zimmerei von Klaus und Lasse Elwardt in Bordesholm auf dem Plan.
Organisiert hatte das Event Kreishandwerksmeisterin Nicole Bünning aus Osdorf. „Wenn nicht zur Landtagswahl das Ohr der Politik leihen, wann dann?“, begründete sie die Idee hinter der Polittalk-Reihe. Es gebe einen Kreis, aber drei Wahlkreise und so waren bei jeder Veranstaltung die jeweiligen Direktkandidaten vor Ort.
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Für den Wahlkreis 9 waren das: Hauke Göttsch (CDU), Robert Schall (SPD), Tina Schuster (FDP), Georg Wilkens (Grüne) in Vertretung für Laura Catharina Mews und Michael Schunck (SSW). Als Moderator war Redakteur Marc Hofmann von den Kieler Nachrichten dabei.
Nicht alle Parteipolitiker sind Handwerker: Hauke Göttsch von der CDU ist Agrar-Ingenieur, hat aber eine landwirtschaftliche Lehre gemacht, Sozialdemokrat Robert Schall ist Diplom-Kaufmann und war lange Zeit bei der Bundeswehr, der Grüne Georg Wilkens hat einen Meisterbrief und war über 30 Jahre selbstständig mit einem Karosseriefachbetrieb, FDP-Politikerin Tina Schuster ist Unternehmerin und Michael Schunck vom SSW promovierter Biologe.
Klaus Elwardt lenkt mit Sohn Lasse die Geschicke der Zimmerei Elwardt, seine Frage war konkret: „Wir haben viel zu tun, aber zu wenig Leute. Es fällt schwer, an junge Leute zu kommen“, klagte er. Und bekam Zustimmung von Hauke Göttsch (CDU). „Das ist ein Problem, wenn immer alle ihre Kids zum Studieren schicken wollen. In den Schulen sollte mehr duales System eingeführt werden“, so sein Vorschlag. Und er hatte noch konkrete Ideen: „Die CDU will deutlich mehr Berufsschullehrer akquirieren und der Sanierungsstau an den Berufsschulen muss weg“, betonte er.
Zum Thema Nachwuchsgewinnung hatte auch Wilkens (Grüne) eine Meinung. „Das Handwerk hat ein schlechtes Image, das ist das Hauptproblem.“ Und für FDP-Kandidatin Tina Schuster stand beispielsweise fest, dass „Der Master muss so viel Wert sein wie der Meister. Es ist ein Unding, dass Studierende und Auszubildende nicht gleichgesetzt werden.“ Beim SSW denkt man noch in eine andere Richtung: „Wir planen eine Jugendjobberatung“, so Schunck.
Landtagswahl: Azubi-Ticket ist der Wunsch von jungen Auszubildenden
Die Fragen des Auszubildenden Paul Sälzer aus Eckernförde ging in Richtung Mobilität. „25 Kilometer muss ich zur Berufsschule nach Rendsburg fahren, diese Kosten bekommen wir nicht ersetzt. Studis erhalten ein Semester-Ticket“, gab er zu bedenken und lief mit der Aussage offene Türen bei den Politikern ein.
Dazu gehört aber noch mehr, fand Robert Schall: „Der ÖPNV muss verbessert werden, unser Ziel ist eine kostenfreie Mobilität.“ Bei dem Thema waren sich die Kandidaten sehr einig, denn fast alle fordern eine günstige Lösung für Azubis, um zur Berufsschule und zum Ausbildungsplatz zu kommen – ähnlich dem Semesterticket für Studenten soll es eine Lösung geben.
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Ein großes Thema brachte Obermeister Sönke Lucht mit wenigen Worten auf den Punkt. „Wir können als Fachbetrieb in vier Tagen eine 5-kW-Photovoltaik-Anlage auf einem Hausdach installieren, aber einen ganzen Tag brauchen wir alleine für die Dokumentation. Die Bürokratie und der Regelwahn sind Wahnsinn.“
Tina Schuster stimmte zu: „Die FDP ist ja die Digitalisierungspartei und am Bürokratieabbau sind wir dran.“ Wilkens kennt das Problem, gab aber zu, noch keine Lösung zu haben, Göttsch hatte Beispiele für den Abbau: „Als Landwirtschaftsminister hat Christian von Boetticher bereits vor Jahren 200 Verordnungen gestrichen, das hat niemand bemerkt. Daran werden wir weiter arbeiten, das Tariftreuegesetz ist auch schon Vergangenheit.“