So macht die Region Eckernförde Rollifahrern den Badeurlaub leicht
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Die Drei-Generationen-Familie kommt aus Duisburg und Dinslaken und macht gern Urlaub in Eckernförde: Sarah Lüdecke (links) und Ehemann Carsten (rotes Shirt), die Tante Gabriele Hüttermann und ihr Vater Horst Ipta. Die Rollistrandkörbe finden sie klasse. Im Moment sind ihnen die Bänke an der geschützteren Promenade lieber.
© Quelle: Cornelia D. Mueller
Eckernförde. Hier ist Inklusion kein Fremdwort: Eckernförde beseitigt an seinem Hauptstrand immer mehr Barrieren, die zum Beispiel Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern der alle, die eine Rollator nutzen, vom Strandvergnügen aussperren. Urlauber, die zu dieser Gruppe gehören, sind begeistert und freuen sich, dass die Möglichkeiten demnächst noch ausgeweitet werden.
Eine Drei-Generationen-Familie hat es sich Freitagmittag auf und vor einer Bank an der Kurpromenade gemütlich gemacht. Hier haben die vier Urlaubsgäste Schutz vor der auffrischenden Ostbrise. Immerhin: Sie hat die Wolken vertrieben. „Super für das Piratenspektakel ab heute Nachmittag“, freut sich Carsten Lüdecke. Er ist schon gespannt auf den Überfall der Freibeuter in den irren Kostümen am Strand und den Kampf am Rathaus.
Sarah und Carsten Lüdecke kommen aus Duisburg. Der Rolli gehört für die Ehefrau zum Leben. Die Tante des Ehemanns, Gabriele Hüttermann, und ihr Vater Horst Ipta sind aus Dinslaken. Auch er ist Rollifahrer. Alle blinzeln zufrieden in die Sonne. Und die vier sind sich einig: Urlaub mit Rolli ist in Eckernförde überhaupt kein Problem.
Strandkörbe für Rollstuhlfahrer kommen in Eckernförde sehr gut an
Haben sie schon einen der Rollistrandkörbe gemietet? Sie stehen ganz in der Nähe der barrierefreien Promenade auf kleinen oder größeren Bohlen-Plattformen an den Strandzugängen. „Ich bin ein Strandkorb für Rolli-Fahrer“, ist darauf zu lesen. „Damit die Rolli-Fahrer mich gut nutzen können, ist es wichtig, dass ich genau hier stehen bleibe!“
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„Nein“, antwortet Ipta. „Haben wir noch nicht.“ „Ich finde es sehr gut, dass das Transparent an der Rückseite allen erklärt, worum es geht und dass die Körbe nicht in den Sand geschoben werden sollen“, ergänzt sein Enkel Carsten. Sieben solcher Strandkörbe gibt es derzeit am Eckernförder Hauptstand. Sind sie frei, dürfen auch Menschen ohne Gehbehinderung sie mieten – aber nicht von der Plattform entfernen.
Man reserviert sie in der Tourist-Info auf Höhe Stadthalle oder schon von zu Hause, aus dem Urlaubsquartier, von unterwegs über die App Beach Buddy. Laut Touristik sind sie sehr gefragt. Alle Rollistrandkörbe haben Nummern, die man sich leicht merken kann: 99, 199, 299, 399, 499, 599, 699. Zu finden sind sie auf Höhe Ruderklub, Stadthotel, Restaurant Kreta, Meerwasserwellenbad, Kurpark, Spielplatz bei der DLRG, Hotel Seelust.
Mit dem Strandrolli von Eckernförde kann man ins Wasser fahren
Ist das Urlaubsquartier der Familie aus dem Ruhrgebiet barrierefrei? „Ja. Wir wohnen im Hotel Seelust, das ist sehr nett und direkt am Strand“ berichtet Gabriele Hüttermann. „Die große Terrasse mit Blick aufs Wasser ist toll. Und für den Rolli gibt es überall genügend Platz.“ Einschlafen bei Meeresrauschen, wenn das Fenster zur See offen ist, „das hat was“.
Auf Meeresrauschen muss Ipta als Einziger verzichten. Er hat ein Einzelzimmer, das auf der Rückseite liegt. Hier hört er den Regionalzug vorbeifahren. „Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt“, sagt er. „Aber das macht nichts. Ich mache das Fenster zu. Zu Hause wohne ich an einer Straße. Den Autoverkehr höre ich inzwischen gar nicht mehr.“
Dass es zusätzlich zu den Rollistrandkörben einen Strandrollstuhl gibt, in dem man sich über den Sand direkt ins Wasser schieben lassen kann und der sogar schwimmt, lässt seine Augen leuchten. „Das hört sich gut an“, setzt er hinzu. Dieser Rolli ist an der Tourist-Info stationiert. Man muss ihn hierher zurückbringen, wenn man ihn nutzt.
Eckernförde schafft rollstuhlgerechte Mattenwege zum Wasser an
Sarah Lüdecke gefällt besonders, dass die Eckernförder Touristik demnächst feste Matten auf dem Sand ausrollen will, die bis zum Wasser reichen. Darauf kann ein Rollstuhl, ein Rollator, ein Kinderwagen nahe ans Wasser rollen. Angeschafft werden sie von europäischem Fördergeld.
Das würde ihr das Baden erleichtern. Die paar Schritte von ihrem Rollstuhl ins Wasser könne sie bewältigen. Von der Plattform weiter oben sei es „schon schwierig“. Touristikchef Stefan Borgmann hat zudem ein Frisbee-Spiel für Rollinutzende und weitere barrierefreie Schaukeln oder Spiele versprochen.
Strandrollis auch an Ostseestränden Surendorf und Strande
Auch in den Ostseebädern Strande und Schwedeneck gibt es Strandrollis, mit denen man Wasser fahren kann. In Schwedeneck ist er an der Tourist-Info Surendorf auf der Promenade stationiert. In Strande findet man ihn an der Wasserwacht auf Höhe Bistro Das Kaiser. Von hier führt zudem ein rollstuhlgerechter Bohlenweg zur Badebrücke mit Einstieg ins Wasser. Es gibt in Strande zwei Rampen zu den Einstiegen.
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In diesen Ostseebädern ist wie in Eckernförde auch für barrierefreie Parkplätze und WCs in Strandnähe gesorgt. Die Promenaden sind gut mit dem Rollstuhl befahrbar. Dass Barrierefreiheit in der Urlaubsregion noch nicht überall selbstverständlich ist, hat die Familie aus dem Ruhrgebiet bei Ausflügen erfahren. Beim Besuch des „Landarzt-Hauses“ aus der bekannten TV-Serie, das an der Schlei liegt, war es ein Kraftakt, in Café zu kommen.
„Aber das Personal war sehr nett und hat uns auf dem Hof parken lassen“, betont Hüttermann. „Bei alten Gebäuden ist eben nicht so schnell alles möglich.“ Würden sie wieder an die Eckernförder Bucht fahren? „Gern“, sagen Ipta und Tochter. „Und wir sind schon zum zweiten Mal hier und haben die beiden überzeugt“, antworten Lüdeckes verschmitzt.
KN