Am Montag geht es in Bad Segeberg um „Solidarität und Aufklärung“
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So wie hier die kürzlich die Mitglieder des Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage in Kaltenkirchen, wollen am Montag auch in Bad Segeberg Menschen gegen Corona-Leugnung und Falschinformation auf die Straße gehen.
© Quelle: Klaus-Ulrich Tödter
Bad Segeberg. Verständnis für Kritik an politischen Entscheidungen und ihren Folgen, kein Verständnis für Verharmlosung, Falschinformation und Nähe zu Rechtsextremisten: Ohne das in den Corona-Auseinandersetzungen zuletzt so oft beobachtete Schwarz-Weiß-Denken weiter zu befeuern, haben die Initiative „Segeberg bleibt bunt“ und der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen für Montagnachmittag unter dem Motto „Solidarität und Aufklärung“ zu einer Kundgebung in Bad Segeberg aufgerufen. Treffpunkt ist um 17.30 Uhr vor dem Rathaus, anschließend geht es auf den Marktplatz.
Hauptproblem ist die „Impflücke“
Dabei machen die Veranstalter keinen Hehl daraus, wo sie selbst stehen. „Seit zwei Jahren hat Corona die Welt fest im Griff. Allein im Kreis Segeberg beklagen wir den Tod von über 200 Mitmenschen, die mit dem oder an dem Virus verstorben sind.“ Leider gehöre der Landkreis aktuell zu den unrühmlichen Spitzenreitern bei den Infektionszahlen: „Wir müssen etwas tun.“ Eine Hauptursache für die aktuelle Situation sei die „Impflücke“ bei den Erwachsenen. „Wären (fast) alle geimpft und geboostert, so könnten wir uns deutlich freier bewegen.“
Es sei doch nicht schwer zu erkennen, dass derzeit solidarisches Verhalten gefordert ist. Sehr viele ließen sich impfen, „denn so schützen wir uns und andere und mindern die Überlastung des Gesundheitssystems“. Sie hielten Abstand und lebten ihre persönliche Freiheit nur so weit aus, wie sie andere nicht gefährdeten. „Die große Mehrheit der Bevölkerung folgt wissenschaftsbasierter Aufklärung.“
Man habe Respekt und sei dankbar für den unermüdlichen Einsatz des Pflegepersonals und aller, die im Gesundheitssystem unter diesen schwierigen Bedingungen ihr Bestes gäben. „Aber wir kritisieren entschieden politische Maßnahmen, die die soziale Ungleichheit verschärfen oder unberücksichtigt lassen. Gleichermaßen halten wir demokratisch vorgetragene und auch deutlich geäußerte Kritik an einigen Auswirkungen der Maßnahmen für vollkommen berechtigt.“
Viele Selbstständige etwa in der Gastronomie, freischaffende Künstlerinnen und Künstler, aber auch Inhaber innerstädtischer Geschäfte litten sehr unter der Corona-Politik. Sie bedürften einer massiven finanziellen Unterstützung von staatlicher Seite. „Die Sorgen hier sind ernst zu nehmen und verdienen Aufmerksamkeit.“
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Betroffen seien in besonderem Maße die ärmeren Bevölkerungsschichten. Aber für die werde auf den als „Spaziergänge“ getarnten Demonstrationen nicht nennenswert Verbesserung gefordert. Man verlange nach „Freiheit“, aber es gehe häufig vordergründig allenfalls um die persönliche Freiheit des Reisens, des Konsumierens und Feierns. Man schreie „Selbstbestimmung“ und nehme damit in Kauf, die Schwachen, Alten und Kranken sich selbst zu überlassen.
Diktatur-Vorwürfe verhöhnen wirkliche Opfer
Die Parolen, die gerufen würden, seien vielfach inhaltslose, hohle Phrasen, denen in ihrer Undifferenziertheit leicht zuzustimmen sei. Wer wolle nicht in Freiheit und Frieden leben? Niemand wolle in einer Diktatur unterdrückt werden, und das passiere in Deutschland auch nicht. Derartige Vorwürfe seien vollkommen absurd und verhöhnten gleichsam alle Opfer von Diktaturen, in der Vergangenheit und heute.
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Die inhaltslose Forderung nach Aufhebung aller Coronamaßnahmen treibe nur die Spaltung der Gesellschaft voran. Eine Spaltung, die ganz im Interesse rechtsradikaler Akteure sei, die auch zunehmend vermehrt und ungehindert auf diesen Demonstrationen aufträten. Deshalb sei es „unerträglich und beschämend“, dass auch hier in Bad Segeberg Demonstrationen unter der trügerischen Bezeichnung „Spaziergänge“ gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stattfänden.