Henstedt-Ulzburgerin schreibt Kriegserinnerungen ihres Uropas auf
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Celina Keute hat ein Buch über ihren Urgroßvater Hermann Kronemeyer geschrieben. Es erzählt seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg.
© Quelle: Nicole Scholmann
Henstedt-Ulzburg. Der Zweite Weltkrieg ist für viele Menschen inzwischen gefühlt weit weg, durch die Geschehnisse in der Ukraine aber ist das Thema Krieg aktueller denn je. Celina Keute, Studentin aus Henstedt-Ulzburg, hat die Erlebnisse ihres mittlerweile 95-jährigen Urgroßvaters Hermann Kronemeyer aufgeschrieben und als Buch veröffentlicht. Es sind die Erinnerungen eines Mannes, der als 17-jähriger Junge in den Krieg ziehen musste. Und die eines Mannes, der sein Leben lang als Zeitzeuge darüber gesprochen hat.
Celina Keute ist in Henstedt-Ulzburg aufgewachsen und hat das Alstergymnasium besucht. Sie studiert in Hamburg Linguistik und schreibt gerade ihre Masterarbeit. Als großes Glück empfindet die 26-Jährige, dass ihr Uropa noch lebt und offen und ehrlich über sein Leben berichtet. „Irgendwann saßen wir einen Abend lang zusammen und mein Uropa hat begonnen, mir von seiner Jugendzeit zu erzählen“, sagt Celina Keute. Viele Fragen, viele Antworten. Das war der Zeitpunkt, als die Idee für das Buch entstand. Ab da ging die Urenkelin nur noch mit dem Aufnahmegerät zu Hermann Kronemeyer und die Erinnerungen wurden festgehalten.
Erinnerungen des Urgroßvaters zu Papier gebracht
Für sie es wichtig gewesen, dass auch andere Menschen von den Erinnerungen ihres Uropas profitieren und die Auswirkungen und die Schrecken eines Krieges nicht in Vergessenheit geraten. Ihr Uropa sage immer, dass man Krieg nicht verhindern könne. Das sehe man ja jetzt in der Ukraine.
Zweieinhalb Jahre dauerte es, bis jetzt das Buch „Schüsse in der Stille“ erschienen ist. Celina Keute hat es im Eigenverlag herausgebracht. Kronemeyer ist Jahrgang 1927. Er wuchs an der deutsch-niederländischen Grenze in unmittelbarer Nähe zum Emslandlager Bathorn auf. Das freundschaftlich-nachbarschaftliches Verhältnis zwischen Deutschen und Niederländern endete mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
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Der inzwischen 95-jährige Hermann Kronemeyer und seine Urenkelin Celina Keute mit dem Buch über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg.
© Quelle: privat
Hermann Kronemeyer wurde eingezogen und als Soldat an die Westfront verlegt, wo er seinen ehemaligen Nachbarn als Besatzer gegenüberstand und schließlich mit seinen Kameraden gegen eine weit überlegene kanadische Armee kämpfte. Soldat wollte er nach eigenen Angaben nie werden. Er überlebte, wurde Mauermeister, machte seinen Weg und verarbeitete die Kriegsteilnahme dadurch, dass er als Referent vielen Menschen darüber erzählte.
Parallelen zum Krieg in der Ukraine
Keute und Kronemeyer sehen viele Parallelen zu den Kriegshandlungen in der Ukraine. „Anfeindungen, Propaganda, Widerstand, Flüchtlinge – das alles ähnelt der Situation im Zweiten Weltkrieg“, findet Celina Keute. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine beobachtet sie das Geschehen dort genau und vergleicht es mit den Erzählungen ihres Uropas.
Signierstunde und Lesung
Das Buch „Schüsse in der Stille“ ist in jeder Buchhandlung sowie online erhältlich und kostet als Taschenbuch 14,95 Euro, als gebundene Ausgabe 21,95 Euro. Die Autorin Celina Keute veranstaltet in der Buchhandlung Rahmer in Henstedt-Ulzburg am 11. Juni ab 10.30 Uhr eine Signierstunde. Am 22. Juni ist sie zur Lesung ab 19.30 Uhr in der Gemeindebücherei Henstedt-Ulzburg. Im Oktober will Celina Keute ihr Werk auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen.
Die Flüchtlingssituation heute empfindet Hermann Kronemeyer allerdings als eine ganz andere als im und nach dem Zweiten Weltkrieg. „Die Flüchtlinge aus der Ukraine werden im Ausland versorgt. Die Flüchtlinge damals hatten gar nichts“, sagt Celina Keute. Sie ist beeindruckt von den vielen Details, an die sich ihr Urgroßvater aus den Kriegstagen noch erinnert. Celina Keute hatte sich zwar in der Schule mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt, tief eingestiegen in die Materie ist sie aber erst im Zuge der Unterhaltungen mit Hermann Kronemeyer.
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Der Senior freut sich sehr über das Werk seiner Urenkelin. In seiner Heimat, der Grafschaft Bentheim, wird sie auch mehrere Lesungen abhalten. „Mein Uropa wurde von einem niederländischen Nachbarn schon angesprochen, der mein Buch gelesen hat“, freut die Studentin aus Henstedt-Ulzburg sich.