Weihnachten im Big Apple
Ihn fröstelte. Die Leute stürmten in die Geschäfte, kauften alles, was sie sahen und quetschten sich durch die Drehtüren wieder in die Kälte. Hin und wieder barst ein Plastikbeutel, dessen Inhalt sich auf der schneenassen Straße verteilte. Überall lagen plattgefahrene Teddybären, Schokoladenfiguren und Baumkugeln.
Ein eisiger Wind blies ihm entgegen. Er vergrub die Hände tief in den Hosentaschen seiner abgewetzten Jeans. Jeans, wie sie hier alle trugen und doch war er anders. Er gehörte nirgends dazu. Manchmal fragte er sich, warum er an diesem Ort gelandet war, so fern seiner Heimat. Der graue SUV neben ihm quietschte mit den Reifen. Eine Ladung Schnee löste sich und klatschte gegen ihn. Mühevoll klopfte er den Matsch ab. Die Kälte kroch durch seine dünne Jacke und biss sich an ihm fest. Verzweifelt kramte er nach dem letzten Kleingeld und steuerte auf eine Suppenbar zu. Der Verkäufer musterte ihn. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, aber sein Herz polterte. "Ich habe zwei Dollar", hörte er sich kleinlaut sagen. "Die Suppe geht heute auf mich, Bruder. Und eine Apfelsine gibt's auch dazu. Merry Christmas!"