TV-Kritik

Dramaserie „Tage, die es nicht gab“: vier Frauen und ein Todesfall

Staatsanwältin Miriam Hintz (Franziska Weisz) kommt in Bedrängnis.

Staatsanwältin Miriam Hintz (Franziska Weisz) kommt in Bedrängnis.

„Hallo, Mama“: Zwei Worte nur, doch sie genügen, um für erhebliche Verblüffung zu sorgen. Auch darin liegt eine große Stärke von Mischa Zicklers Drehbüchern für diese achtteilige Serie: Sie erzielen durch kleine Ursachen jeweils zum Ende einer Folge größtmögliche Wirkung und schüren die Neugier darauf, wie’s weitergeht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die eigentliche Qualität von „Tage, die es nicht gab“ resultiert jedoch aus der Kombination von gleich vier Dramen mit einer kriminalistischen Rahmenermittlung. Jede der Hauptfiguren hat eine Bürde zu tragen, aber die Herausforderungen werden erst nach und nach offenbar.

Dramaturgie birgt Überraschungseffekte

Die entsprechende Dramaturgie birgt weitere Überraschungseffekte, weil sich zum Beispiel zum Schluss der ersten Episode herausstellt, dass es sich bei der vermeintlichen Gegenwartshandlung um eine Rückblende handelt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Teil eins beginnt mit einem schwindelerregenden Kameraflug über einen Stausee und einem Sturz in die Tiefe. Der ums Leben gekommene Mann war ein furchtbarer Zeitgenosse, dem niemand eine Träne nachweint. Trotzdem muss sich Staatsanwältin Miriam Hintz (Franziska Weisz) einigen unangenehmen Fragen stellen, als eine Wiener Kripo-Majorin (Sissy Höfferer) den Fall drei Jahre später wieder aufrollt.

Das Stream-Team

Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. – jeden Monat neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Kriminalfall ist nur der Motor der Handlung

Wäre „Tage, die es nicht gab“ ein Film, würde diese Ebene das Zentrum der Geschichte bilden, aber ähnlich wie in der ZDF‑Serie „Neuland“ ist der Kriminalfall nur der Motor, der die Handlung antreibt. Im Zentrum stehen fortan die Aufgaben, die das Leben den vier Salzburger Schulfreundinnen stellt: Miriam kämpft mit ihrem intriganten Gatten (Andreas Lust) um das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder; Ines (Jasmin Gerat) und ihr Mann (Wanja Mues) scheitern an ihrem zornigen Sohn Olivier; Doris (Diana Amft) ist Geschäftsführerin einer großen Spedition, hat aber nichts zu sagen, weil der Betrieb ihrer Übermutter (Jutta Speidel) gehört; und Christiane (Franziska Hackl) lebt seit einem Schicksalsschlag wie unter einer düsteren Wolke und hat ihren damals fast fertigen Roman „Im Meer der Erwartung“ nie beendet.

Neben der Kombination der verschiedenen Handlungsstränge und den optisch oftmals eleganten Wechseln zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen (Regie: Anna-Katharina Maier, Mirjam Unger) imponiert die Serie nicht zuletzt durch die Leistung der Mitwirkenden. Harald Krassnitzer ist gruselig gut als hartleibiger Direktor jener Eliteschule, die die Freundinnen einst besucht haben. Die erste Szene mit dem Schulleiter zeigt ihn als Riesen aus der Sicht eines kleinen Jungen, den er anschließend auf bedrückende Weise erniedrigen und demütigen wird.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Immer wieder verblüffende heitere Momente

Andererseits gibt es immer wieder verblüffende heitere Momente. Sehr witzig sind zum Beispiel die Dialoge zwischen der Majorin und ihrem jungen Mitarbeiter (Tobias Resch), allenfalls tragikomisch dagegen die Zusammenstöße zwischen Doris und ihrer Mutter; Jutta Speidel hat nur wenige Momente, aber jeder ist ein Auftritt. Zum Ausgleich führt Doris als einzige der vier Freundinnen mit ihrem Mann (Rick Kavanian), einem TV‑Koch, eine leidenschaftliche Beziehung, die keinerlei Wünsche offenlässt.

Ensembleknüller ist allerdings Niobe Eckert als ihre intellektuell überlegene 15‑jährige Tochter Sarah, die die Eltern bei jedem Disput alt aussehen lässt; die Szenen mit der jungen Schauspielerin sind das reinste Vergnügen. Sissy Höfferer sorgt als eigenwillige Ermittlerin ebenfalls für viel Kurzweil, und Etienne Halsdorf gewinnt dem Klischee des zornigen Teenagers Olivier eindrucksvolle Facetten ab.

Serie verliert in der zweiten Hälfte an Intensität und Dichte

Leider verliert die Serie in der zweiten Hälfte deutlich an Intensität und Dichte; thematisch tut sich zunächst nicht mehr viel Neues. Faszinierend bleibt immerhin die Verknüpfung der Ebenen, zumal sich rausstellt, dass ausgerechnet der allseits verhasste schwarzpädagogische Schulleiter in alle Stränge verstrickt ist.

„Tage, die es nicht gab“ läuft ab dem 14. Februar dienstags ab 20.15 Uhr in der ARD, außerdem gibt es alle Folgen in der Mediathek.

Mehr aus Medien

 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken