Schlagfertige Dialoge, sympathische Charaktere

Eine Million Euro und ein Jahr Zeit, um glücklich zu werden: ARD-Miniserie „Die Glücksspieler“

Herr Herzinger (Branko Samarovski, vorn, r.) und Herr Wagner (Ovidiu Schumacher, vorn, l.), Ines (Katharina Schüttler), Firat (Eko Fresh, M.) und Jasper (Manuel Rubey) in einer Szene der Familienserie „Die Glücksspieler“.

Herr Herzinger (Branko Samarovski, vorn, r.) und Herr Wagner (Ovidiu Schumacher, vorn, l.), Ines (Katharina Schüttler), Firat (Eko Fresh, M.) und Jasper (Manuel Rubey) in einer Szene der Familienserie „Die Glücksspieler“.

Mit einem roten Luftballon, der über dem Grundstück des Multimillionärs Gottlieb Herzinger (Branko Samarovski) niedersinkt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Das knallbunte Flugobjekt hat seinen Weg aus einer Kita in München-Obergiesing zu der Villa am Starnberger See gefunden. An der Schnur hängt eine Wunschkarte an den Weihnachtsmann. Neben einer Drohne möchte das Kind nur, dass seine Eltern sich vertragen und die Mutter öfter zu Hause ist.

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Der reiche alte Mann ist gerührt. Schließlich hat er selbst vier Ehen in den Sand gesetzt, ist mit der einzigen Tochter heillos zerstritten und lebt im Spätherbst seines Lebens mit dem treuen Diener Herrn Wagner (Ovidiu Schuhmacher) allein in der viel zu großen Immobilie. Aber jetzt will er noch einmal etwas Gutes tun. Er spürt den Vater des jungen Wunschzettelschreibers auf, der mit zwei Müttern gelangweilt auf einer Spielplatzbank sitzt. Herzinger setzt sich im Klappstuhl daneben, sucht etwas ungelenk das Gespräch und erkennt schnell die eheliche Unzufriedenheit, von der die drei frustrierten Erziehungsberechtigten durchdrungen sind.

In der zweiten Stufe seines Planes lädt er deren Partner und Partnerin ein und macht ihnen ein verlockendes Angebot: Ein Jahr lang sollen die drei versuchen, ein glücklicheres Leben zu führen, wofür sie am Ende mit jeweils einer Million Euro belohnt werden. Der Versuch ist als „ergebnisoffen“ angelegt und drei Bedingungen werden notariell beglaubigt festgelegt: Sie dürfen mit niemandem darüber reden, alle drei müssen bis zum Schluss durchhalten und sich jeden Freitag um sechs im Büro des Notars zum Austausch treffen, was von Herzinger per Webcam überwacht wird.

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Ab der dritten Folge nimmt die Erzählung Fahrt auf

Leicht verdientes Geld, glaubt Firat (Eko Fresh). Schließlich führt er seiner Meinung nach mit Frau Natascha (Karolina Lodyga) und den drei Kindern im Eigenheim am Stadtrand ein glückliches Familienleben. Das Geld kann er gut gebrauchen, um seine kriselnde Straßenreinigungsfirma aus den roten Zahlen zu bringen.

Die erfolgreiche Anwältin Ines (Katharina Schüttler) hat eigentlich keine Lust, sich auf das Spiel des exzentrischen Multimillionärs einzulassen. Als stolze Alleinverdienerin hat sie die Familie immer finanziell über Wasser gehalten, während sich ihr Mann Max (Sergej Moya) als „bester Papa der Welt“ um Haushalt und Kinder kümmerte.

Jasper (Manuel Rubey) scheint keine Ahnung zu haben, wie sich Glück überhaupt anfühlt. Der etwas autistische Mathematiker wird im Großraumbüro gemobbt, spricht mit seiner Frau Simone (Lena Dörrie) nur in knappen Hauptsätzen, während ihr gemeinsamer Sohn kein einziges Wort herausbringt. Trotz aller Vorbehalte gibt das Trio den finanziellen Verlockungen nach und lässt sich auf das Jahresprojekt ein.

Mit einem etwas verschrobenen Auftakt beginnt die neue ARD-Serie „Die Glücksspieler“ von Michael Hofmann. Nach der ersten Folge traut man dem Unternehmen mit seinen scheinbar typisierten Figuren wenig zu. Aber spätestens ab der dritten Folge nimmt die Erzählung Fahrt auf. Denn auf der Suche nach dem individuellen, partnerschaftlichen und familiären Glück werden die Beziehungsstrukturen in den drei Eheverhältnissen kräftig durcheinandergeschüttelt. Dabei geht es genauso darum, Geschlechterzuschreibungen mit komödiantischer Erzähllust zu unterminieren, als auch um die Grundfrage, wie sich Selbstverwirklichung, Familienleben, Beruf und Finanzen miteinander verbinden lassen.

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Es ist äußerst unterhaltsam zu sehen, wie die Spielteilnehmerinnen und -teilnehmer versuchen, alle Bälle in der Luft zu halten. Schlagfertige Dialoge und eine Besetzung, die ihre Figuren mit jeder Folge zu sympathischen, fehlbaren und lebensnahen Charakteren ausbaut, geben der Serie den notwendigen Drive – ein vielversprechender Auftakt für die Serienoffensive, in der die ARD mit 25 Mehrteilern ein jüngeres Publikum ansprechen will.

„Die Glücksspieler“, ARD, am 26. April sowie 4. und 11. Mai um 20.15 Uhr, mit Katharina Schüttler, Manuel Rubey und Eko Fresh

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