„Germany’s Next Topmodel“: Weshalb Heidi Klums Diversity-Versprechen verlogen ist
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Heidi Klum bei den Dreharbeiten zur 16. Staffel der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ vor dem Hotel Adlon.
© Quelle: imago images/Jens Krick/Future Image
„Diversity, diversity“, juchzt Heid Klum in ihrem ausgeprägten US-Akzent. Es könnte auch „Sensationen, Sensationen“ heißen oder „Kamelle, Kamelle“ – je nachdem, wonach es dem Publikum gerade eher verlangt. Gleich zu Beginn der 17. Staffel von „Germany‘s Next Topmodel“ (GNTM) am Donnerstagabend wird das Mantra eingeführt. Die Pro-Sieben-Castingshow will angeblich vielfältiger sein: Die Kleidergröße der 31 Kandidatinnen variiert zwischen 30 (3XS) und 54 (7XL), das Alter zwischen 18 und 68.
Doch die Abweichung wird hier so exzessiv betont, dass die Norm gleichsam zementiert wird. So brutal werden die Besonderheiten ausgestellt, dass Heidi Klum wie die Jahrmarktschaustellerin in einem Kuriositätenkabinett wirkt. „Diversity, diversity“ lautet ihr Lockruf. Das Marketing hat offenbar gefruchtet: „GNTM“ erzielte mit 20,4 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer die beste Quote bei einem Staffelauftakt seit 13 Jahren. Gemessen am Gesamtpublikum schauten mit 2,06 Millionen Zuschauern jedoch nur 7,2 Prozent zu. Zum Vergleich: Die ARD kam zeitgleich mit dem „Bergdoktor“ auf 6,38 Millionen Zuschauer (20,1 Prozent).
Während Paulina gerade noch gesagt hat, dass sie mit 32 Jahren eigentlich schon das Modelrentenalter erreicht habe, erklärt Seniorin Barbara die Teilnahme an der Castingshow zum Höhepunkt ihres Lebens – „dass ich das in meinem Alter noch erleben darf“. Dankbar müssen sie sein, von Heidi auserwählt worden zu sein – so der Subtext. Das gilt auch für Kashmira (20), die bei ihrer Größe von 1,54 Metern erst einmal beim Drauftreten ein Loch in das viel zu lange Kleid reißt, wie die Designerin pikiert anmerkt.
„Sie wollen uns fallen sehen“, flüstert eine der Teilnehmerinnen im Trailer – und das ist seit jeher das Motto der Sendung. Das Selbstbewusstsein der Kandidatinnen bröckeln zu sehen, wenn sie wie in der aktuellen Folge auf einem glitschigen Laufsteg ausrutschen. Das ist das Gegenteil einer Zelebration des Weiblichen in all seinen Formen – das ist einfach nur verlogen.