James-Bond-Star Naomie Harris: „Ich hatte eine Nahtoderfahrung“

Naomie Harris kennen viele als Miss Moneypenny.

Naomie Harris kennen viele als Miss Moneypenny.

Die britische Schauspielerin Naomie Harris (45) ist vielen als Miss Moneypenny aus den letzten drei „James Bond“-Filmen bekannt. Nun ist die Schauspielerin ab dem 17. Dezember in der Apple-TV+-Produktion „Schwangengesang“ zu sehen. Der Film spielt in der nahen Zukunft. Es geht um Cameron, der todkrank ist und darüber nachdenkt, sich klonen zu lassen, ohne seiner Frau und seinem Sohn davon zu erzählen, um ihnen den Verlust zu ersparen. Harris spielt seine Ehefrau Poppy.

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In „Swan Song“ will sich der todkranke Cameron klonen lassen, damit seine von Ihnen gespielte Frau und sein Kind ihn nicht verlieren. Könnten Sie sich vorstellen, an seiner Stelle auch so zu handeln?

Nein, ich würde mich nicht klonen lassen. Der Tod ist ein wichtiger Teil des Lebens. Man kann nicht vor dem Tod davonrennen, wir müssen ihm ins Gesicht sehen. Ich glaube, das uns das auch hilft, ein besseres Leben zu führen, wenn uns bewusst ist, dass der Tod Teil des Lebens ist. Ich würde auch nicht wollen, dass irgendwer, den ich liebe, allein sterben muss, weil er kurz vorher gegen einen Klon ausgetauscht wird.

Ihre Figur Poppy sagt in einer Szene: „Du kannst kein menschliches Wesen kopieren.“ Wie ist Ihre Meinung dazu?

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Ich fühle genauso. Es ist eine fantastische Idee, daran zu glauben, dass das möglich ist. Aber ich glaube einfach nicht daran. Körperlich kann man jemanden bestimmt klonen, aber ich glaube nicht, dass man eine Seele kopieren kann. Wenn man jemanden wirklich liebt und gut kennt, würde man schnell merken, dass es nicht wirklich die Person ist.

Die Ärztin, die die Klone im Film erzeugt, sagt: „Das wird in ein paar Jahren so normal sein wie eine Herztransplantation.“ Sie können sich also nicht vorstellen, dass das in naher Zukunft so sein wird?

Ich bin keine Wissenschaftlerin, also weiß ich es nicht wirklich. Aber Benjamin Cleary, unser Regisseur und Drehbuchautor, hat viel in dem Bereich recherchiert und hält es offenbar für etwas, das nicht unmöglich ist in der Zukunft. Ich will lieber glauben, dass es nicht möglich ist, weil es eine absolut erschreckende Vorstellung ist. Aber wer weiß, wozu die Wissenschaft in der Lage ist.

Wenn es möglich wäre: Würden Sie wollen, dass von Ihnen geliebte Menschen sich klonen lassen, um sie nie zu verlieren?

Ich hatte nicht viele Verluste in meinem Leben. Die einzige Person, die ich verloren habe, war mein Großvater, als ich noch sehr jung war. Ich würde es lieben, wenn mein Opa noch da wäre. Aber ich glaube einfach nicht, dass ein Klon meinen Großvater ersetzen könnte. Er könnte aussehen und sich anhören wie mein Opa – aber würde er seine Seele haben? Nein. Ich glaube einfach nicht, dass man das kopieren könnte. Und ich will keine seelenlose Kopie meines Opas.

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Gehören Verluste also zum Leben dazu – und machen einen irgendwie auch stärker?

Ich glaube, dass es unglaublich schmerzhaft ist, jemanden zu verlieren, den man liebt. Aber es ist Teil des Lebens. Ich halte es für unglaublich arrogant, zu denken, dass wir Menschen uns aus diesem Prozess herausmogeln und ihn beeinflussen können, indem wir Menschen klonen. Ich glaube, dass der Tod aus einem Grund zum Leben gehört. Er soll uns etwas lehren. Deswegen akzeptiere ich den Tod voll und ganz als Teil des Lebens. Ich würde da niemals eingreifen wollen. Und ich finde nicht, dass jemand anderes das tun sollte. Aber ich sage das als Person, die noch keine großen Verluste hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schmerzhaft es sein muss, jemanden zu verlieren, den man liebt. Nur darüber nachzudenken macht mich schon emotional und ist schrecklich.

Wie gehen Sie persönlich mit Verlusten um?

Weil ich keine großen Verluste hatte, weiß ich es gar nicht so richtig. Ich hoffe, dass ich damit umgehen würde, indem ich mich an andere Menschen wenden würde, die ich liebe und die mich unterstützen könnten. Und auch, indem ich den Schmerz zulassen würde. Man kann dem Schmerz nicht entkommen. Man muss hindurchgehen. Ich denke, das wäre der einzige Weg, um die Trauer zu überwinden.

Ihre Figur Poppy macht auch Musik, um ihre Trauer zu verarbeiten. Was hilft Ihnen, wenn es Ihnen schlecht geht?

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Mir helfen Meditation und Bewegung enorm. Schwimmen gehen oder laufen, auch wenn ich schlecht darin bin. Und umarmt werden von jemandem, den ich liebe. Ich liebe Umarmungen.

Sie sagten, der Tod gehört für Sie zum Leben dazu. Haben Sie Angst vor dem Tod?

Nein, ich habe überhaupt keine Angst vor dem Tod. Ich hatte in meinen Zwanzigern eine Nahtoderfahrung. Ich habe auf dem Beifahrersitz geschlafen, und die Person am Steuer ist bei 90 Meilen pro Stunde auf der Autobahn eingeschlafen. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass wir kopfüber waren. Das Auto hat sich siebenmal überschlagen. Jedes Mal wurde das Dach mehr eingedrückt und kam meinem Kopf näher. Ich dachte, ich werde zu Tode gequetscht. Ich war super ruhig, es war das unglaublichste Gefühl. Ich dachte: Das ist der Tod, er kommt jetzt, es ist in Ordnung. Ich bin wirklich entspannt, was den Tod angeht. Ich glaube nicht, dass der Tod etwas Unheimliches ist. Aber ich habe auch keine Kinder. Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie nie Angst vor dem Tod hatte, bis sie ihren Sohn bekommen hat.

Glauben Sie an so was wie ein Leben nach dem Tod?

Ich glaube definitiv an Leben nach dem Tod. Ich weiß nicht, welche Form es haben wird, als reine Energie, als Licht, als Liebe oder etwas anderes. Wir bestehen aus Energie, und ich glaube nicht, dass das nach dem Tod einfach komplett verschwindet.

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Wenn Sie so was wie das Klonen von Menschen im Film sehen: Macht Ihnen moderne Technik auch Angst?

Ja, ich fürchte mich sehr viel mehr vor moderner Technologie als vor dem Tod. Ich halte es für eine große Arroganz, zu glauben, dass wir Menschen in die Natur eingreifen können. Wir wissen so wenig. Ich werde der Natur immer mehr vertrauen als den Menschen.

Was kann dieser Film Ihrer Meinung nach zu den Diskussionen um das Klonen beitragen?

Der Film kann zum Nachdenken anregen. Er sorgt dafür, dass sich die Menschen selbst Fragen stellen und darüber diskutieren, ob das unsere Zukunft sein könnte und ob wir das wollen. Sollte es da etwa mehr Vorschriften geben? Sollten wir mitbestimmen, wie es mit der Technologie weitergeht? Aktuell gibt es kaum Vorschriften und wir haben kein Mitspracherecht. Hoffentlich wird der Film ein größeres Bewusstsein dafür schaffen.

Vielen sind Sie aus den letzten „James Bond“-Filmen als Miss Moneypenny bekannt. Wie geht es für Sie und die Rolle jetzt nach dem Ausstieg von Daniel Craig weiter?

Ich weiß nicht, ob ich die Rolle der Miss Moneypenny wieder spielen werde. Ich würde es mir wirklich wünschen, als Miss Moneypenny wiederzukommen. Ich liebe diese Rolle und bin sehr dankbar, weil sie meine Karriere komplett verändert hat. Davor hatte meine Karriere etwas an Schwung verloren. Das hat dann alles wieder für mich in Fahrt gebracht. Ich glaube nicht, dass ich so weit gekommen wäre ohne Bond.

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Die Miss Moneypenny wurde mit Ihnen auch erstmals durch eine schwarze Frau verkörpert. Was bedeutet Ihnen das?

Es ist Teil der ganzen Veränderung, die in der Filmindustrie passiert. Es ist eine Entwicklung in eine sehr positive Richtung. Es gibt immer mehr Castings, bei denen die Hautfarbe keine Rolle spielt, und mehr Möglichkeiten für People of Color. Ich bin sehr stolz, Teil dieser Veränderung zu sein.

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