Interview mit „The Voice Kids“-Jurorin

Lena Meyer-Landrut über Social Media: „Ich verspüre einen Überdruss an diesem Überfluss“

„Es gibt im Musikgeschäft überhaupt keine Regel mehr“: Sängerin Lena Meyer-Landrut.

„Es gibt im Musikgeschäft überhaupt keine Regel mehr“: Sängerin Lena Meyer-Landrut.

Lena, du hast deinem Stylisten Philipp Verheyen kürzlich bei Instagram einen liebevollen Post gewidmet: „8 Jahre du und ich“ – welche Bedeutung hat er für dein Leben?

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Philipp ist mein Make‑up-Artist, und wir haben eine sehr intensive Beziehung – schon dadurch, dass wir schon so lange zusammen­arbeiten und wirklich sehr, sehr viel Zeit miteinander verbringen. Er ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, mit dem ich mich mehr streite als mit Philipp. Wir wissen alles über den jeweils anderen, es fühlt sich an wie eine familiäre Liebe. Wir gehören zusammen, auch wenn wir uns ab und zu total ankotzen. Das ist wie bei einer Tante: Die ist nun mal meine Tante, und das muss ich ertragen. Das wird sich auch nicht mehr ändern in den nächsten 30 Jahren. So ist das bei Philipp und mir. Wir sind super loyal und ehrlich und eng. Und solange nicht einer das Vertrauen des anderen missbraucht, sind wir zusammen.

Im vergangenen Jahr hast du dir die langen Haare abschneiden lassen. Oder wie die „Glamour“ schrieb: „Lenas Wild Undone Waves sind der perfekte Styling-Twist für alle, die gerade einen kurzen Bob tragen.“ Ich nehme an, Philipp war nicht ganz unbeteiligt?

Wenn es nach Philipp gegangen wäre, hätte ich jetzt einen Pixie Cut, also so zwei Zentimeter lange Haare. Das wollte ich aber nicht.

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Lena Meyer-Landrut

Lena Meyer-Landrut

Lass uns über deine ungeplante Überraschungskarriere in Japan sprechen. Dort ist dein Song „Life Was A Beach“ dank eines Tiktok-Memes quasi über Nacht ein Riesenhit geworden. Wie hast du davon erfahren?

Ein Mitarbeiter meiner Plattenfirma rief uns an und fragte: „Kriegt ihr mit, was gerade in Japan passiert? Das ist extrem!“ Dann haben wir uns das angeguckt und nur gedacht: krass! Und dann sind wir da hin. Nach Japan.

Es muss ein seltsames Gefühl sein, am anderen Ende der Welt so gefeiert zu werden. Wie war das? Ein bisschen wie in „Lost in Translation“?

Ja. Es war, ehrlich gesagt, eine wilde Erfahrung. Wir waren nur fünf Tage da. Und diese fünf Tage waren total vollgestopft mit Arbeit, Radio und unglaublich vielen Interviews. Es war wie eine Studie für mich: auf der einen Seite hochinteressant und toll, auf der anderen Seite aber auch auf eine skurrile Art befremdlich. Das soll nicht negativ klingen, aber ich hatte tatsächlich das Gefühl einer kulturellen Barriere wie Scarlett Johansson im Film in Tokio. Gerade weil ich so nah an den Menschen dran war in diesen Tagen und dabei spürte: Ich lerne die zwar kennen, und sie sind alle unglaublich freundlich – aber ich werde sie niemals richtig enträtseln. Es ist eine so andere Kultur. Man kommt überhaupt nicht drauf klar.

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Ich stelle mir vor, wie du von lauter schrillen Radio‑DJs umgarnt wirst wie Bill Murray.

Das war schon sehr anders. Und was mich so irritierte, war eben, dass ich plötzlich das Zwischen­menschliche nicht mehr richtig einschätzen konnte. Wenn mir in Deutschland jemand gegen­übersitzt, kenne ich unsere Muster und die Verhaltens­weisen, die mich voraussichtlich erwarten. Ich habe eigentlich eine ganz gute Menschenkenntnis. In Japan konnte ich das Emotionale nicht richtig entschlüsseln. Es war, als blicke man durch eine Schicht Wasser, durch die alles verschwommen und nicht greifbar wird. Die waren nicht unbedingt überzuckert, aber eben für mich undurch­schaubar und ganz weit weg. Aber natürlich würde ich gern noch mal hinfahren – einfach, weil es sehr viel Spaß gemacht hat.

Gibt es schon Pläne?

Im Moment nicht. Es muss uns ja auch klar sein: Nicht ich als Person bin durch dieses Tiktok-Phänomen ein Star in Japan, sondern der Song. Der Song ist ein Star.

„Eine tolle Besetzung∑: Lena Meyer-Landrut (Mitte) mit ihren Coachkollegen (von links nach rechts) Alvaro Soler, Wincent Weiss, Michi Beck und Smudo in der Sat.1-Castingshow „The Voice Kids“.

„Eine tolle Besetzung∑: Lena Meyer-Landrut (Mitte) mit ihren Coachkollegen (von links nach rechts) Alvaro Soler, Wincent Weiss, Michi Beck und Smudo in der Sat.1-Castingshow „The Voice Kids“.

Stichwort „Star“: Du bist in diesem Jahr zum achten Mal als Coach bei „The Voice Kids“ dabei – neben Alvaro Soler, Michi und Smudo von den Fantastischen Vier und Wincent Weiss.

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Eine tolle Besetzung. Dass wir in genau dieser Konstellation schon im letzten Jahr dabei waren, hat Vorteile: zum Beispiel, dass wir uns alle sehr gut kennen. Das könnte allerdings auch ein kleiner Nachteil sein, weil ein paar Witze halt schon gemacht sind. Aber das kriegen wir schon hin! Wir haben einen sehr vertrauten Umgang miteinander, und Wincent und ich sind sowieso wie Hanni und Nanni.

Smudo ist inzwischen auch schon 54 Jahre alt, Michi sogar 55. Zwischen euch liegt fast ein Vierteljahrhundert. Habt ihr euch was zu erzählen?

Ja! Auf jeden Fall. Da gibt es jetzt kein dialektisches Problem wie in Japan.

„Mir macht es Spaß, das auszuleben“: Lena Meyer-Landrut 2022 bei einem Auftritt während der Auslosung der Gruppen für die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2024.

„Mir macht es Spaß, das auszuleben“: Lena Meyer-Landrut 2022 bei einem Auftritt während der Auslosung der Gruppen für die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2024.

Deine letzte Tour ist jetzt eine Weile her. Corona hat die ganze Branche knallhart getroffen. Du hattest diesen klassischen Künstlerzyklus aus Album, Promo und Tour aber schon davor durchbrochen. Ist dieses Prinzip denn überhaupt noch die Regel für eine musikalische Karriere?

Nee. Ich glaube, es gibt überhaupt keine Regel mehr. Niemand weiß mehr, was funktioniert. Jeder in der Musikbranche macht das, was er eben macht – und guckt dann, wo das hinläuft. Es ist komplett wild und völlig diffus. Manche Leute veröffentlichen jeden Tag einen Song auf Tiktok, manche machen ein Album, manche machen nur noch Singles. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was man üblicherweise macht und was eher nicht. Ich habe für mich beschlossen: Ich mache einfach das, worauf ich Bock habe. Gott sei Dank habe ich die Möglichkeit dazu.

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Was ist das im Moment?

Ich möchte mich als Nächstes musikalisch, visuell und konzeptionell in eine zusammen­hängende Welt begeben. Mir macht es Spaß, das auszuleben und mir dazu etwas auszudenken. Mehr will ich dazu aber noch nicht verraten.

Mir ist es zu viel, das alles zu konsumieren. Und mir ist es auch zu viel, ständig etwas zu posten. Ich verspüre einen Überdruss an diesem Überfluss von Informationen.

Lena Meyer-Landrut über Instagram, wo sie 5,2 Millionen Follower hat

Dein Job neben der Musik ist nicht ganz einfach zu erklären. Da ist deine Marke A Lot Less, da sind die 5,2 Millionen Follower bei Instagram …

Im Moment mache ich öffentlich nicht sehr viel. Ich bin eher im Hintergrund sehr aktiv. Ich habe für mich entschieden, mein Leben auch nicht permanent auf Instagram zu bestreiten, weil ich es einfach zu viel finde. Mir ist es zu viel, das alles zu konsumieren. Und mir ist es auch zu viel, ständig etwas zu posten. Ich verspüre einen Überdruss an diesem Überfluss von Informationen. Aber natürlich muss ich das Spiel bis zu einem gewissen Grad auch mitspielen, weil ich in dieser Welt halt auch stattfinden sollte.

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Du schriebst dazu: „Lasst euch nicht zu sehr von der happy faken instawelt verunsichern. Teure Klamotten und Instareisen machen nicht glücklich. Dein Glück und deine Freunde kannst du nur in deinem inneren kreieren.“ Das heißt, Instagram ist dir selbst gelegentlich zuwieder?

Total. Ich gehe auch auf keinen roten Teppich, wenn ich da nichts zu suchen habe. Ich finde das einfach Quatsch.

Wie viel Prozent von deiner Instagram-Person haben denn mit dir selbst zu tun?

Schon relativ viel, weil mein Job ja Teil meines Lebens ist und ich bei Instagram schon meinen Job dokumentiere. Mein Instagram-Account hat also so viel mit meinem echten Leben zu tun wie mein Job – und vielleicht noch mal 15 Prozent von mir privat oben drauf.

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„Jede Familie hat ihr Trauma“

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Auf jeden Fall. Ich glaube aber, das kommt einfach mit dem Alter. Manche Dinge hatten früher keine große Bedeutung für mich, und jetzt werden sie immer wichtiger. Irgendwann fängt man sogar wieder an, die Natur gut zu finden. Die ist mit 19 nicht so wichtig.

Lena, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Zur Person

Lena Meyer-Landrut, geboren 1991 in Hannover, gewann 2010 im Alter von 18 Jahren mit dem Titel „Satellite“ den Eurovision Song Contest. Seitdem hat sie mehrere Alben veröffentlicht und arbeitete neben ihrer Musikkarriere als Synchron­sprecherin, Mode­unternehmerin und TV‑Persönlichkeit, etwa als Jurymitglied der Castingshow „The Voice Kids“. Die elfte Staffel der Sendung ist ab Freitag, 10. März 2023, bei Sat.1 zu sehen. Neben Lena gehören Alvaro Soler, Michi und Smudo von den Fantastischen Vier und Wincent Weiss zu den Coaches.

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