Bildschöne Fantasy

Ringe geschmiedet, Sauron entlarvt – die erste Staffel von „Die Ringe der Macht“ war sehenswert

Verliebt in einen Elb: Die Menschin Bronwyn (Nazanin Boniadi) lebt in dem Dorf Tirharad, das von Elben bewacht wird, weil seine Bewohner den Dunklen Mächten zugeneigt waren (oder sind). Szene aus der ersten Staffel von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“.

Verliebt in einen Elb: Die Menschin Bronwyn (Nazanin Boniadi) lebt in dem Dorf Tirharad, das von Elben bewacht wird, weil seine Bewohner den Dunklen Mächten zugeneigt waren (oder sind). Szene aus der ersten Staffel von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“.

„Herr der Ringe“ – das war das große Serienversprechen des Jahres. „Die Ringe der Macht“ ist die Serie untertitelt und sie soll, wie der Eine Ring des dunklen Herrschers Sauron, alle Fantasyfans binden. Als teuerste Fantasyserie aller Zeiten wurde „Die Ringe der Macht“ vorab beworben – die Produktionskosten der geplanten fünf Staffeln sollen mehr als eine Milliarde Dollar betragen. Für die erste Folge vermeldete Amazon dann auch gleich den Firmenrekord von 25 Millionen Zuschauern. Und das Analyseunternehmen Parrot Analytics fand für die ersten 30 Tage eine Publikumsnachfrage (in den USA) heraus, die 30,5-mal höher lag als für den Seriendurchschnitt. Für Parrot „das obere Ende von herausragend“.

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Als jetzt der Abspann der letzten Folge lief, konnten Fantasyfans attestieren: Elben, Zwerge, Früh-Hobbits und Menschen haben ihre Zuschauer trefflich unterhalten. Warnung! Wer noch nicht alles gesehen hat und sich die Spannung nicht nehmen lassen will, der kehre an dieser Stelle um. Hier beginnt das Reich der Spoiler!

Der dunkle Herrscher steigt in die Niederungen von Mordor hinab

Vieles wurde erreicht am Ende der Staffel – und große Gefahr droht dennoch. Die drei Elbenringe waren am Ende der achten und letzten Episode der ersten Staffel vom kunstfertigen Elbenschmied Celebrimbor gegossen. Die Stirnen der Elben Galadriel und Elrond sind dennoch von Ernst gefurcht, denn eine Königsliste, die sie in die Hände bekamen, ergab, dass sie von einem Freund, der gar keiner war, getäuscht worden waren.

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Und der Dunkle Lord lässt sein nachtschwarzes Cape wehen, während er in die Niederungen der Southern Lands hinabsteigt, um sein Hass- und Vernichtungswerk in Gang zu setzen, steigt hinab in Lande, die ab sofort Mordor heißen. Ein sich wandelnder Schriftzug, ähnlich denen in der Britannien-im-Mittelalter-Saga „The Last Kingdom“, zeigt den Namenswechsel an. Was ein wenig albern aussieht.

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Die „heilige“ Stimmung der Jackson-Filme findet sich auch hier

Allgemein lässt sich sagen, dass es den Showrunnern Patrick McKay und John D. Payne und den Legionen ihrer Mitarbeiter gelungen ist, aus den Zusätzen zu Tolkiens „Herr der Ringe“-Büchern, eine in sich schlüssige Fantasyserie zu erschaffen. Die bei allen notwendigen (und manchen nicht notwendigen) Änderungen die „heilige“ Stimmung der ersten Tolkien-Filmtrilogie von Peter Jackson reproduziert. Und die nirgends so aufgeblasen wirkt wie dessen auf einem schmalen Buch gründenden drei „Hobbit“-Filme. Die Wertung bei der führenden Filmwebsite imdb.de enttäuscht dennoch ein wenig: 6.9 von zehn Sternen. Zum Vergleich: Jacksons „Herr der Ringe“-Filme hatten zwischen 8,8 und neun Sterne.

Wie in den Filmen klang jedes Wort der Serie erhaben (auch dann, wenn hier Banales gesprochen wird, mutet es auf den ersten Horch gewichtig an). Jeder Blick der Helden war gefühlvoll, manchmal zu sehr. Die neu hinzuerfundenen Figuren wie die Menschin Bronwyn (Nazanin Boniadi) oder der ernste, verliebte Elb Arondir (Ismael Cruz Cordova) gingen indes gut einher mit dem bekannten Personal – voran den Elben und Elbinnen Elrond und Galadriel, die die stärkste Verbindung zu Tolkiens und Jacksons Trilogien darstellen. Keine Brüche im Personal.

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Bei Morfydd Clarks Galadriel fehlte nur noch eine Aureole

Optisch war „Die Ringe der Macht“ sowieso überragend. Die glutvollen Farben, die Peter Jackson von den Monumental- und Märchenfilmen der 50er-Jahre übernommen hatte, sie fanden sich auch hier. Bildschön ist die Welt von „Die Ringe der Macht“, Augenweide folgt auf Augenweide, und auch die Liebe zu Ornament und Ausstattungsdetail ist bewundernswert. So „schmuck“ ist keine andere Fantasyproduktion, auch nicht die exquisite HBO-Serie „House of the Dragon“, die – wie schon die Mutterserie „Game of Thrones“ – absichtsvoll auch Schmutz, Blut und Hässlichkeit umarmt. Einige Kritiker bemängelten das Fehlen gewaltiger Heeresaufmärsche. Nun, es gab noch keine Gelegenheit dazu – spätere Staffeln werden liefern.

Manche Charaktere in „Die Ringe der Macht“ wirkten arg elysisch. Wann immer Morfydd Clark als Galadriel ins Bild trat, hatte man das Gefühl, gleich müsse aus dem Himmel über der Insel Numenór oder dem über Mittelerde ein Posaunenensemble losbratzen und es fehle zur schimmernden Rüstung der Ewiglebenden nur noch eine Aureole.

Bei den Entlarvungen des Serienfinales lagen auch drei Hexen falsch

Man hatte den Mann, der in einem Meteor zur Erde kam, falsch eingeschätzt. Der Ankömmling sah zwar wie ein struppiger Zauberer aus – Catweazle goes Hobbitlande. Aber man wusste ja, dass die Istari, also die von den Überwesen Valar entsandten fünf magischen Meister (Gandalf, Saruman, Radogast, Allatar und Pallando), erst im Dritten Zeitalter, lange nach der Handlungszeit von „Die Ringe der Macht“, in Mittelerde eingetroffen waren. Dann konnte es nur einer sein. der Oberbösewicht!

Und so vermutete man in dem hünenhaften, bärtigen und ziemlich verwirrten Mann den geschwächten Sauron, der sich irgendwann seiner wahren Natur erinnern würde, was den ihn betreuenden netten Hobbitmädchen Nori Brandyfoot (Markella Kavenagh) und Poppy Proudfellow (Megan Richards) dann schlecht bekommen würde.

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Am Ende irrten sich auf dieselbe Weise wie unsereins – nur viel schicksalhafter – auch drei dämonische Weibsgestalten in Weiß, die Sauron dienen wollten und von dem Riesen, der dann eben doch ein Frühankömmling unter den Istari war, prompt in Motten verwandelt wurden.

Ob der Meteormann tatsächlich der hochverehrte Gandalf ist, wie unter Fans diskutiert wird, wird sich vielleicht in der zweiten Staffel weisen, deren Dreharbeiten bereits laufen. Jedenfalls half, man erinnert sich, eine Motte im ersten „Herr der Ringe“-Film dem vom bösen Saruman gefangen gesetzten Gandalf zur Flucht auf Adlers Fittichen.

Der Schurke fantasierte von der Befreiung Mittelerdes

Sauron, na ja, das war dann doch der andere – der vermeintliche Menschenkönig Halbrand, auf dessen Floß die Ozeanschwimmerin Galadriel zu Beginn der Serie Zuflucht vor einem Meeresmonster gefunden hatte. Um ihn als den Oberbösewicht der Serie dingfest zu machen, wurden von Tolkienisten Indizien gesammelt: seine Aggressivität, seine Schmiedekunst. Auch wurden Ähnlichkeiten in der Filmmusik festgestellt (die Sauron-Melodie – rückwärts gespielt – ähnelt angeblich der Halbrand-Melodie – oder umgekehrt?). Sauron hatte die Zeit, die er seinem Chef Morgoth zu Diensten war, gehasst, sagte er Galadriel, fühlte sich jetzt frei, wollte ganz Mittelerde die Freiheit bringen – gemeinsam mit der Elbin.

Was Diktatoren halt bis heute so reden, wenn sie als Erneuerer antreten, von ihrer Vision, ihrer Mission, sprich von sich selbst berauscht sind und den Engel an die Wand malen.

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Ein Zwerg grub nicht aus Gier, sondern aus Freundschaft

Ein mythischer Moment: Der Balrog tauchte im Finale der Serie auch auf. Das Feuermonster, vor dem Gandalf in den „Herr der Ringe“-Filmen imposant seinen Stab in den Boden gerammt und sein „Du kannst nicht vorbei!“ ausgerufen hatte, bekam seinen Erweckungsmoment. In Peter Jacksons Filmen hatte es diesbezüglich noch geheimnisvoll geheißen, die Zwerge hätten in ihrer Gier nach Gold zu tief gegraben und den Diener Morgoths geweckt.

Na ja, Zwergenprinz Durin IV. grub in der letzten Episode von „Die Ringe der Macht“ nicht aus Gier, sondern aus Hilfsbereitschaft gegenüber seinem Elbenfreund Elrond das Loch in die Schlafgrube des gehörnten Feuerteufels. Den dann ein einzelnes fallendes Blatt eines Baums weckte. Was für ein Gehör! Trotzdem nicht gelungen: Hier herrschte eindeutig zu große Distanz zwischen Ursache und Wirkung.

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Nach der Serie hat man Lust auf die Bücher

Nicht jeder Tolkienist wird die Serie lieben, gewiss, und laut Branchenmagazin „Insider“ sind ältere Zuschauer ihr zugeneigter als jüngere. Aber es gibt auch wohlwollende Reaktionen unter den Hardlinern der Tolkien-Vereine, und vorbehaltlose Fans des Fantastischen, die nicht alles auf die Goldwaage legen, sind bei den „Ringen der Macht“ in jedem Fall auf ihre Kosten gekommen. Noch als Fiona Apple im Abspann der letzten Episode das Lied „Where the Shadows Lie“ singt, hat man den ersten „Herr der Ringe“-Band aus dem Buchregal genommen. Auch das wird diese Serie bewirken – dass viele sich wieder oder erstmals in Tolkiens Bücher ziehen lassen.

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Schon mit dem ersten Satz taucht man ein ins traute Auenland, in die allerbeste Version der Saga: „Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wolle, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende mehr ...“

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