Schauspieler prangern Rassismus und Homophobie bei australischer Kultserie an

Schauspielerin Shareena Clanton.

Schauspielerin Shareena Clanton.

Sydney. Ausgerechnet Australiens beliebtester Export – die Kultserie „Neighbours“ – ist in einen Rassismusskandal verwickelt. Die indigene Schauspielerin Shareena Clanton wirft Kollegen vor, dass während ihrer Arbeit für die Serie mehrmals das „N“-Wort gefallen sei. Außerdem sei eine andere indigene Schauspielerin als „kleines Äffchen“ bezeichnet worden.

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„Es war einsam, nervenaufreibend und traumatisch, in einer so kulturell unsicheren Umgebung zu arbeiten“, schrieb Clanton am Dienstag in einem langen Instagram-Beitrag. Am Mittwoch teilte sie dann noch Beispiele, wie sie nach der Veröffentlichung der Vorwürfe online verunglimpft worden war.

„Australien – mach es besser!“

Nach Clantons Post meldete sich auch ihr Schauspielkollege Meyne Wyatt zu Wort, der zwischen 2014 und 2016 in Hunderten „Neighbours“-Episoden mitgespielt hat. Auch er bestätigte, mit Rassismus und Homophobie am Set konfrontiert worden zu sein. „Rassismus und Homophobie brauchen eine aktive und gegenwärtige Stimme, um ausgetrieben zu werden“, forderte er auf Twitter. „,Neighbours‘ – macht es besser! Die Film- und Fernsehindustrie – macht es besser! Australien – macht es besser!“

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Fremantle, die Produktionsfirma von „Neighbours“, gab als Reaktion auf die Vorwürfe bekannt, dass man die Produktion einer unabhängigen Prüfung unterziehen wolle. Die Serie, die seit 36 Jahren über die Bildschirme flimmert und einer der bekanntesten Fernsehexporte Australiens ist, war der Startpunkt für die Karrieren vieler berühmter Stars, darunter Margot Robbie, Russell Crowe und Kylie Minogue.

Vorfälle mehren sich

Die Vorfälle, die Shareena Clanton und Meyne Wyatt in Bezug auf „Neighbours“ ans Tageslicht brachten, scheinen keine Einzelfälle in der Industrie zu sein. Penny Smallacombe, die der indigenen Abteilung von Screen Australia vorsteht, sagte der australischen Ausgabe des „Guardian“ am Donnerstag, dass rassistisches und diskriminierendes Verhalten in der australischen Film- und Fernsehindustrie in den vergangenen zwei Jahren zugenommen habe.

Dass ein berühmter Vertreter der indigenen Gemeinde in Australien eine Rassismusdebatte lostritt, ist dabei nicht völlig neu. Auch 2015 diskutierte das Land wegen eines ähnlichen Vorfalls bereits über den Umgang mit den Ureinwohnern. Damals war der indigene Football-Champion Adam Goodes über Monate hinweg von den gegnerischen Fans ausgebuht und gar als Affe beschimpft worden. Als einer der Fans ihm während eines Spieles zurief, „er solle zurück in den Zoo“ gehen, wurde die Situation für den Aborigine so unerträglich, dass er sich von seiner Mannschaft beurlauben ließ.

Rassismusdebatte kocht regelmäßig hoch

Die Rassismusdebatte wird in Australien in regelmäßigen Abständen geführt, jedoch bisher, ohne größere Veränderungen loszutreten. Zuletzt war die Diskussion im Juni 2020 aufgekommen, als der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA weltweite Proteste auslöste und auch Australien die Thematik beleuchtete.

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Damals publizierte der „Guardian“ eine Analyse, die zeigte, dass die Situation für Aborigines in Australien ähnlich ist wie für Afroamerikaner in den USA. So waren zwischen 1991 und Mitte 2020 mindestens 437 Aborigines in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen. Weniger als zwölf Monate später ist diese Zahl bereits auf über 450 Tote geklettert. Allein seit Anfang März sind fünf Ureinwohner in Polizeigewahrsam verstorben.

Die Analyse, die der „Guardian“ im Jahr 2018 erstellt und 2020 aktualisiert hatte, fand außerdem heraus, dass 34 Prozent der Ureinwohner keine angemessene medizinische Versorgung vor ihrem Tod erhalten hatten, verglichen mit 25 Prozent der nicht indigenen Bevölkerung. Indigene Frauen waren dabei am schlimmsten betroffen: 50 Prozent erhielten nicht die erforderliche medizinische Versorgung. Dass im Verhältnis deutlich mehr Ureinwohner in Polizeigewahrsam sterben, liegt auch daran, dass überproportional viele Gefängnisinsassen Aborigines sind, nachdem sie oftmals selbst wegen kleinerer Vergehen wie nicht bezahlte Strafzettel in Gewahrsam genommen werden. 1991 waren 14,3 Prozent der männlichen Inhaftierten in Australien Ureinwohner, im Juni 2020 waren es 29 Prozent.

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