RND-Interview

Schauspielerin Andrea Sawatzki: „Ich mache mir Sorgen um unsere Kinder“

Andrea Sawatzki, Schauspielerin, bei einer Verleihung.

Andrea Sawatzki, Schauspielerin, bei einer Verleihung.

Andrea Sawatzki, geboren am 23. Februar 1963 in Schlehdorf, zählt zu den profiliertesten deutschen Schauspielerinnen, unter anderem ist sie in „Familie Bundschuh“ zu sehen. Mit dem autobiografisch gefärbten Roman „Brunnenstraße“ und anderen Titeln überzeugt sie zudem als Autorin. In dem ARD-Film „Sterben ist auch keine Lösung“ ist sie als vermeintliche schwarze Witwe zu sehen. In der schwarzen Komödie spielt Walter Sittler einen vermeintlich Todkranken, der sein Ableben beschleunigen will. Der Film ist ab Donnerstag, 19. Januar, in der Mediathek verfügbar und wird am Freitag, 20. Januar, um 20.15 Uhr im linearen Fernsehen im Ersten gezeigt.

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Im Film sagt der ehemalige Buchhändler Herrmann, heute sei alles schlecht, und durchaus nicht wenige Menschen empfinden ähnlich angesichts von Klima- und Energiekrise, von Inflation und Krieg in der Ukraine. Was treibt Sie um?

Ich finde diese Entwicklungen und Strömungen gerade ziemlich bedrohlich. Es brennt an allen Ecken und Enden, und das vermeintlich ganz plötzlich, obwohl vieles vorhersehbar war. Nur haben wir nicht aufgepasst, weil wir uns sicher fühlten. Ich mache mir Sorgen um unsere Kinder. Wir hinterlassen ihnen einen Scherbenhaufen. Und trotzdem ist es umso wichtiger, ihnen in dieser Zeit gute Vorbilder zu sein. Wir müssen nach vorn gucken und retten, was noch zu retten ist, und helfen, wo es uns möglich ist. Mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich in seinem Unglück zu vergraben, ist da eher destruktiv.

Lassen sich in einer durchgetakteten und digitalisierten Welt tatsächlich noch „Oasen der Ruhe und Schönheit“ finden, wie der durch die Liebe bekehrte Herrmann am Ende sagt?

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Ich finde schon. Es liegt an uns selbst, unser Leben zu entschleunigen. Einfach mal das Handy ausschalten, ein gutes Buch lesen, Spazierengehen, sich Zeit für andere Menschen nehmen, für die Kinder und für die Alten.

Malcolm Lowry, der Autor von „Unter dem Vulkan“, hat einmal gesagt „Liebe könnte das Leben ermöglichen, gelänge sie nur“ – zeigt nicht schon der Konjunktiv, dass Liebe als Lebensretter allenfalls eine buchstäblich märchenhafte Vorstellung ist?

Die Liebe wird immer so groß geredet, weil die Leute eine perfekte Form dafür suchen. Aber die Liebe lässt sich weder analysieren noch in eine Form pressen. Und sie lässt sich nicht auf eine Sache, zum Beispiel die zwischenmenschliche Liebe, reduzieren. Die Liebe beginnt schon im ganz Kleinen. Wenn wir als Kinder einen Marienkäfer aus der Pfütze retteten, war das Liebe. Natürlich ist die Liebe als Lebensretter eine märchenhafte Vorstellung. Aber Märchen sind etwas Schönes. Und wenn wir die Augen und Ohren aufmachen, werden sie uns schon berühren.

Apropos Märchen: „Sterben ist auch keine Lösung“ funktioniert als charmantes Märchen und scheint sich bei den Komödienklassikern der großen Hollywoodära der 40er- und 50er-Jahre bedient zu haben.

Ja. Es ist tatsächlich in meinen Augen eine etwas ungewöhnliche Komödie geworden. Irgendwie auch entschleunigt – was ich sehr mag.

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Aber Komödie hin, Märchen her, der Film nimmt sich schwieriger Themen wie Sterbehilfe, Sex im Alter und zivilem Ungehorsam an. War das etwas zu viel des Guten?

Das kann ich nicht beurteilen, ich habe ja nur meine Rolle gespielt. Ich glaube allerdings, dass da für jeden Zuschauer ein Thema dabei ist.

Gemeinsam mit Ihrem Mann arbeiten Sie an einem Film zum Thema Suizid im Alter. In keiner anderen Altersgruppe gibt es mehr Selbsttötungen.

Alt zu werden ist Geschenk und Bürde zugleich. Wenn man allein lebt, ohne Freunde und Familie, vielleicht krank ist und nur eine winzige Rente hat, muss es fürchterlich sein. Mit unserem Film können wir auf das Leid der Älteren aufmerksam machen. Die alten Menschen in unserer Gesellschaft sind größtenteils unsichtbar. Wir empfinden sie als störend, weil sie nicht mehr mithalten können. Das ist erschütternd.

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