Schickeria-Serie „Herzogpark“: vier Frauen und ein Todesfall
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Die Schauspieler Trystan Pütter (von l. nach r.) als Alf Bernbauer, Felicitas Woll als Annabelle Bernbauer, Jeanette Hain als Helene van der Bruck, Heiner Lauterbach als Nikolaus van der Bruck, Heike Makatsch als Maria Schreiber, Lisa Maria Potthoff als Hannah Arndt, Tim Seyfi als Eddy Welbert und Antje Traue als Elisabeth von Lynden: Darsteller der Serie „Herzogpark“.
© Quelle: Marc Reimann/RTL+/dpa
Ein Mann will hoch hinaus, aber vier Frauen tun alles, um dies zu verhindern: Das ist im Grunde die ganze Geschichte dieser sechsteiligen Serie. Entscheidender als der Inhalt ist ohnehin die Verpackung: „Herzogpark“ ist Hochglanzfernsehen. Die Optik ist edel, die Bilder sind aufwendig, die Besetzung ist hochkarätig, der Big-Band-Sound ist schmissig und mitreißend. All’ das kann jedoch nicht verhindern, dass die rund 270 Minuten ein gewisses Gefühl der Leere hinterlassen.
Der Effekt erinnert an die Lektüre jener Illustrierten, die die meisten Menschen angeblich nur beim Besuch im Frisiersalon lesen: ein Zeitvertreib ohne jeden Mehrwert. Andererseits passt das zumindest zum Hintergrund, denn „Herzogpark“ spielt im gleichnamigen Münchner Nobelstadtteil. Hier will der einflussreiche Unternehmer Nikolaus van der Bruck (Heiner Lauterbach) ein Hochhaus errichten, den 99 Meter hohen „Herzogtower“. Selbstverständlich ist das Projekt höchst umstritten, und ebenso selbstredend ist dem Baulöwen jedes Mittel recht, um seine Pläne zu verwirklichen, weshalb fortan nach Herzenslust intrigiert und konspiriert wird.
Natürlich hat ein Mann wie van der Bruck viele Feinde. In seinem Fall sind es allerdings vor allem Feindinnen, und die tun sich zusammen, um ihm einen fetten Strich durch seine Pläne zu machen; notfalls über seine Leiche.
Um was geht es?
Inhalt und Ensemble – die Gegenspielerinnen werden von Lisa Maria Potthoff, Antje Traue, Felicitas Woll und Heike Makatsch verkörpert – klingen jedoch reizvoller, als „Herzogpark“ letztlich ist, was aber weniger am Handlungskern liegt (Chefautorin: Annette Simon): Die episodisch konzipierte Geschichte ist trotz aller nur denkbaren Dekadenzklischees gar nicht schlecht; was ihr fehlt, sind echte Menschen. Sicherlich ließe sich einwenden, dass es in der High Society nun mal von Kunstfiguren nur so wimmele, aber was für TV-Formate wie „Brisant“, „Leute heute“ oder „Exclusiv“ genügen mag, ist für eine sechsteilige Serie entschieden zu wenig.
Zur Künstlichkeit der Charaktere trägt ganz erheblich auch das Kunstbairisch bei, das selbst bei einigen der einheimischen Mitwirkenden klingt, als hätten sie’s extra für „Herzogpark“ lernen müssen. Van der Brucks Gattin zum Beispiel wirkt in der Verkörperung durch Jeanette Hain in erster Linie grotesk. Natürlich ist die Überhöhung Teil des Konzepts, aber trotzdem drängt sich die Frage auf, was „Kir Royal“-Regisseur Helmut Dietl aus diesem Stoff gemacht hätte. Anmutung und Atmosphäre der Serie sind maßgeblich von Jochen Alexander Freydank geprägt worden, der nach eigenem Bekunden selbst überrascht war, als er das Angebot erhielt, „Herzogpark“ zu inszenieren. Die Filme des einst für „Spielzeugland“ (2009) mit dem Oscar für den besten Kurzfilm ausgezeichneten Regisseurs sind in der Regel zwar sehenswert, aber in den letzten Jahren hat er sich überwiegend in anderen Genres getummelt.
Diese Rolle spielt Heike Makatsch
Neben diversen Episoden für Krimireihen („Barcelona“, „Usedom“) hat er mit Felicitas Woll den Sat.1-Zweiteiler „Du sollst nicht lügen“ (2021) gedreht, ein fesselndes Krimidrama über Kontrolle, Macht und Demütigung. Sein letzter Film war die zwar spannungsarme, aber an Denkanstößen reiche Bestselleradaption „Zero“ (2021, ARD) mit Heike Makatsch als Journalistin, die einem Komplott zwischen der Regierung und einem Internetkonzern auf die Spur kommt.
In „Herzogpark“ spielt sie die Chefin eines Cateringbetriebs, die zu Beginn aus dem Gefängnis entlassen wird. Ihre Haft ist die Rechnung, für die van der Bruck zahlen soll. Annabelle (Woll), Gattin von Bürgermeisterkandidat Bernbauer (Trystan Pütter), wird von dem verhassten Unternehmer mit ihrer Vergangenheit als Callgirl erpresst, Anwältin Hannah (Potthoff) mit einem kompromittierenden Sexvideo. Beide sollen ihren Einfluss geltend machen, damit der Baustopp für den „Herzogtower“ zurückgenommen wird. Der überraschende Schluss legt eine Fortsetzung nahe, aber das muss nicht sein.