Fantastische Fantasy

Das Böse steht immer wieder auf, das Gute aber auch – so ist das Streaming-Epos „Die Ringe der Macht“

Einander zugetan: Die Elbin Galadriel (Morfydd Clark, rechts) glaubt an eine Wiederkehr des Teufels Sauron, ihr Freund Elrond (Robert Aramayo) fühlt keinen Grund zur Sorge. Szene aus der Prime-Video-Serie „Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“.

Einander zugetan: Die Elbin Galadriel (Morfydd Clark, rechts) glaubt an eine Wiederkehr des Teufels Sauron, ihr Freund Elrond (Robert Aramayo) fühlt keinen Grund zur Sorge. Szene aus der Prime-Video-Serie „Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“.

„Im Osten wächst ein giftiges Gras“, klagt der Bauer. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn Kühe krank von der Weide kommen. Geben sie gar schwarze Milch, ist der Satan im Spiel. Der heißt in den Schriften des Weltenerschaffers J. R. R. Tolkien Sauron, ein Hexenmeister mit gestaltwandlerischen Fähigkeiten. Und der kam wohl doch nicht zu Tode, als die Elben gegen seinen Herrn Morgoth zu Felde zogen. Im Dunkeln leckt er höchstwahrscheinlich seine Wunden und bereitet seine Rückkehr vor – wie alle Großteufel des Fantasygenres von Lord Voldemort bis zum Nachtkönig. Nur elf Tage nach dem „Game of Thrones“-Prequel „House of the Dragon (HoTD)“ startet am Freitag bei Prime Video der „Herr der Ringe“-Zeitrücksturz „Die Ringe der Macht“ (DRdM).

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Und wiewohl zum Ende der zwei zur Ansicht gewährten Episoden (von insgesamt acht) noch kein einziges Mal das Wort „Ring“ fiel, erweist sich die erste Staffel schon jetzt als exquisite Fantasy-Schmiedekunst.

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Die junge Galadriel will ihren Bruder rächen

Es ist in erster Linie die Geschichte der noch jungen Elbin Galadriel (Morfydd Clark), die den Helm ihres geliebten Bruders auf einen Helmberg getöteter Artgenossen legen muss – und die Vergeltung schwört. Nimmermüde folgt sie mit ihrer Kriegerschar den Spuren des verschwundenen Sauron und seiner Orks. Sie schlägt Eispickel in gefrorene Wasserfälle und findet in einer schwarzen Kathedrale das dreizackartige Kronensignum des Bösen.

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Doch der elbische Hochkönig Gil-Galad (Ben Walker) ignoriert Galadriels Bedenken, befiehlt den langersehnten Frieden und schickt die schöne Kämpferin in die Hafenstadt Graue Anfurten, zur rückkehrlosen Reise ins Elbenparadies Valinor. Durch dessen goldglühende Wolkenhimmel scheinen die Götter höchstselbst zu blicken. Aber Galadriel erwidert deren Blick nicht. Sie findet ob der unverrichteten Dinge keine Freude an der Vorstellung eines endlosen Seins im Untätigen.

Die Serienschöpfer haben mehr Freiheiten als weiland Peter Jackson

In „DRdM“ sind die bislang völlig unbekannten Serienmacher JD Payne und Patrick McKay weit freier als seinerzeit Peter Jackson bei seinen Tolkien-Adaptionen. Die Settings des Zweiten Zeitalters von Mittelerde, gut 3000 Jahre vor Hobbit Frodos Ringmission, sind eben nur in Beischriften zum „Herr der Ringe“ oder im „Silmarillion“ überliefert und nicht in einem geschlossenen Roman, der abenteuerlustigen Filmemachern mit der Forderung nach Werktreue ein notorisch schlechtes Gewissen macht.

Die aparte Clark kann optisch zwar nie und nimmer zu Cate Blanchetts hochwangiger Galadriel werden. Und Robert Aramayo, in „Game of Thrones“ der junge Eddard Stark, hat als junger Elb Elrond auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit Hugo Weaving, dem Elrond aus den Tolkien-Filmen. Aber wiewohl auch sonst Unterschiede im Detail festzustellen sind, herrscht durchweg das erhabene Jackson-Feeling von Heiligkeit und Heldenmut, die brokatene Stimmung übergroßer Ereignisse, angereichert mit schönem Pathos, zuweilen auch schwerem Schwulst und muckeligem Witz – alles inmitten von Wow!-Landschaften und Überwältigungsarchitektur.

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Verbotene Liebe: Elb Arondir (Ismael Cruz Córdova) wirbt sanft um die Menschin Bronwyn (Nazanin Boniadi).

Verbotene Liebe: Elb Arondir (Ismael Cruz Córdova) wirbt sanft um die Menschin Bronwyn (Nazanin Boniadi).

„Die Ringe der Macht“ spielt an vielen Handlungsorten

Und die Liebe ist hier romantisch, niemals derb. Eine entblößte Menschenfrau Bronwyn, die von dem Elben Arondir a tergo genommen würde, wie einst der Reiterfürst Khal Drogo in „Game of Thrones“ mit der ihm angetrauten Khaleesi verfuhr, ist in Mittelerde, dem Kontinent der Hohen Minne, völlig unvorstellbar. Schon allein wie Ismael Cruz Córdova beim Anblick von Bronwyn dreinschaut – ernster und glutvoller zugleich konnte das nur Monumentalfilmikone Victor Mature in „Das Gewand“ (1953) beim Anblick der Kreuzigungsgarderobe Jesu Christi.

Und während HBOs „House of the Dragon“ auch in der zweiten Episode noch etwas hüftsteif in Westeros’ Hauptstadt Königsmund verharrt und man zur Sicherheit Ramin Djawadis betörende Titelmelodie aus „Game of Thrones“ als Link zur großen Mutterserie vorgeschaltet hat, erzählt die neue Tolkien-Serie längst mitreißende Geschichten von vielen Orten, von vielen Figuren.

Etwa von dem Hobbitmädchen Nori (Markella Kavenagh), das in einem geborstenen Meteoriten etwas höchst Seltsames findet. Oder von Bronwyn (Nazanin Boniadi) und Arondir (Ismael Cruz Córdova), die auf ein zerstörtes Menschendorf treffen, unter dessen Kellern sich etwas Unheimliches eingenistet hat. Von Elrond, der in der damals noch lebensprallen Minenstadt Khazad-Dum erfahren muss, dass alte und kurzlebigere Zwergenfreunde wie Prinz Durin IV. (Owain Arthur) lange Absenzen ihrer im Prinzip unsterblichen Elbenfreunde für hoffärtig halten und verübeln. Und eben von Galadriel, die für die Rache und für die Sorge um eine ganze Welt einen Ozean durchmisst.

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Nie jedenfalls kommt in all der Prallheit jenes Gefühl auf, ein kleines Etwas würde aufgeblasen, wie es einen bei Jacksons „Der Hobbit“-Trilogie beschlich. Hier ist die Serie, sie alle zu finden, vor den Bildschirm zu treiben und für fünf Staffeln zu binden. Die Geschichte von Gut gegen Böse passt zudem auch noch zur wirklichen Welt eines Kriegs, in dem die Attribute Gut und Böse so eindeutig zugewiesen werden können wie seit Hitlers Mordreich nicht mehr.

Und irgendwie tröstet, was wir über den Ausgang des Zweiten (und Dritten) Zeitalters wissen. Das Böse steht zwar immer noch einmal auf. Aber am Ende siegt das Gute.

„Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“, erste Staffel, acht Episoden, von Patrick McKay und JD Payne, mit Morfydd Clark, Robert Aramayo, Markella Kavenagh, Sophia Nomvete, Ismael Cruz Córdova, Nazanin Boniadi (ab 2. September bei Prime Video)

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