StudiVZ, My Space, Lycos: Diese Internetseiten haben wir längst vergessen

My Space verband Musiker mit ihren Fans – bis letztendlich Facebook den Job übernahm und die Plattform an Popularität verlor.

My Space verband Musiker mit ihren Fans – bis letztendlich Facebook den Job übernahm und die Plattform an Popularität verlor.

Hannover. StudiVZ und MeinVZ sind zurück! Am Montag ist mit “VZ.net” ein gemeinsames Relaunch-Projekt der einstigen Kultplattformen ans Netz gegangen. Und ein erster Test zeigt: Die Seite kann sich sehen lassen, auch wenn dort praktisch nichts los ist.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die VZ-Netzwerke waren in den 2000er-Jahren Kult – und stehen heute beispielhaft für den Absturz vieler großer Internetseiten, die uns einst durch unseren Onlinealltag begleiteten. Ein Überblick über längst vergessene Webruinen.

My Space

My Space war der Vorreiter der sozialen Netzwerke.

My Space war der Vorreiter der sozialen Netzwerke.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

My Space gilt bis heute als der Vorreiter der sozialen Netzwerke. Gegründet wurde die Plattform im Jahr 2003 von Tom Anderson – ja, das ist der “Tom”, den man auch immer automatisch als allerersten My-Space-Freund hatte. Ein Typ in weißem T-Shirt vor einem völlig beschmierten Whiteboard. 2006 durchbrach My Space die magische Marke von 100 Millionen angemeldeten Mitgliedern, 2009 waren es 267.794.915.

Ein besonderer Fokus von My Space war stets die Musik. Erstmals war es möglich, mit seinen Lieblingsbands und -künstlern über eine Plattform in Kontakt zu treten und automatisch über Neuigkeiten informiert zu werden. Über My Space schafften es auch bis dato völlig unbekannte Musiker zum Welterfolg.

Die Zeit von My Space war vorbei, als Facebook allmählich diese Rolle übernahm. 2008 wurde das Netzwerk bei den Mitgliederzahlen von der blauen Konkurrenz überholt, allein im Zeitraum Januar bis März 2011 schrumpften die Mitgliederzahlen von 83 auf 63 Millionen Benutzer. Bei den Seitenaufrufen in Deutschland verzeichnete die Seite im Jahr 2010 einen dramatischen Absturz von fast 70 Prozent. Lag die Seite im Jahr 2010 noch auf Platz 16 der meistbesuchten Websites der Welt, lag sie 2018 nur noch auf Rang 4.392.

Daran haben auch diverse Relaunch-Versuche nichts geändert. Heute ist My Space vielmehr eine Art Musikblog als ein soziales Netzwerk – und alle großen Künstler haben sich längst von der Plattform verabschiedet.

Napster

Die Plattform Napster leitete Ende der Neunzigerjahre das MP3-Zeitalter ein – sehr zum Unmut der Musikindustrie. Es folgten zahlreiche Klagen gegen das illegale Musiksharing, auch von bekannten Künstlern wie Metallica und Dr. Dre.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Erfolgsgeschichte der Plattform währte daher auch nur kurz: Schon 2001 war Schluss mit Napster in seiner bisherigen Form. Der deutsche Bertelsmann-Konzern hatte zuvor versucht, das Unternehmen mit einem Investment in eine legale Plattform umzuwandeln – doch der Plan scheiterte und Napster meldete Insolvenz an.

2002 kaufte das Unternehmen Roxio die Überbleibsel, bevor Napster im Jahr 2008 an den Konzern Best Buy überging und schließlich Ende 2011 an den Konkurrenten Rhapsody.

Heute ist von Napster nur noch der Name übrig: Die Plattform ist ähnlich wie Spotify oder Deezer ein legaler Musikstreamingdienst – wenn auch bei Weitem nicht so erfolgreich.

Lycos

Die Website Lycos.com im Jahr 2005.

Die Website Lycos.com im Jahr 2005.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Benutzt hat Lycos in den vergangenen Jahren wohl kaum noch jemand – aber an sein Logo erinnern sich alle: Ein schwarzer Labrador mit blauem Halsband vor einem Schriftzug in Großbuchstaben.

Gegründet wurde der Internetpionier schon 1994, in den ersten Jahren war Lycos das, was Google heute ist: Eine Internetsuchmaschine. Das Unternehmen erlebte einen beispiellosen Boom, der es an die Spitze der mächtig wachsenden Internetunternehmen trug. Die Website schaffte es sogar, Yahoo und Altavista zu überholen. Kaum zu glauben: 1999 war Lycos die meistbesuchte und genutzte Website weltweit.

In den darauffolgenden Jahren wechselte Lycos in Europa mehrfach den Besitzer, einer davon war auch Bertelsmann. Aus der Suchmaschine wurde eine Rundumplattform für News, E-Mail-Dienste, Webhosting bis hin zum Shopping.

Das Wirrwar zahlte sich nicht aus, Lycos wechselte noch weitere Male den Besitzer, als Suchmaschinenanbieter übernahm Google die Überhand.

In Europa wurde die Marke Lycos inzwischen längst aufgegeben, die amerikanische Variante Lycos.com existiert noch. Auf der Website ist es nach wie vor möglich, im Web etwas zu suchen – auch eine Jobplattform, ein Webhosting- und ein E-Mail-Service existieren.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Beepworld

Wer in den frühen 2000er-Jahren eine eigene Website haben wollte, dessen Weg führte zwangsläufig bei Beepworld vorbei. Hier konnte jeder im Handumdrehen seine eigene schaurig-schöne Internetplattform ins Netz stellen, samt Gästebuch, blinkenden Gifs und anderem Schnickschnack – kostenlos.

Gründer von Beepworld war 1999 der erst 16 Jahre alte David Finkenstädt, der vom späteren Erfolg der Plattform gewissermaßen überrascht wurde. Immer mehr Nutzer meldeten sich bei Beepworld an, eine pink blinkende Website jagte die nächste.

Auch heute gibt es Beepworld noch – und noch immer können Nutzer dort kostenlos eine eigene Website erstellen. Diese sehen aber inzwischen deutlich professioneller aus als damals vor 20 Jahren.

Rotten.com

Die Website Rotten.com galt als erste Ekelseite des Internets.

Die Website Rotten.com galt als erste Ekelseite des Internets.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Rotten.com war ekelig, makaber und politisch unkorrekt – aber ein großer Spaß für alle Schüler mit EDV-Unterricht. Wohl kaum eine Schulklasse ist nicht verbotenerweise im Computerraum der Schule auf die Seite gesurft, um sich dort mit Klassenkameraden möglichst abschreckende Fotos anzusehen.

Denn genau darum ging es bei Rotten.com: Hier fand man Fotos von Krankheiten, Autopsien, Tierquälerei, sexuellen Handlungen, Tod und Krieg – weder eingeordnet noch mit Jugendschutz versehen.

Der Aufschrei folgte prompt: Die Bezirksregierung Düsseldorf wollte auf Grundlage des Mediendienste-Staatsvertrages Provider sogar dazu anweisen, den Zugang zu der Seite zu verhindern. Das scheiterte zwar – dennoch wird die Seite bis heute von einigen Providern blockiert, etwa der Telekom. Auch Google filterte zeitweise Ergebnisse heraus, die auf Rotten.com führten.

Beinahe 20 Jahre lang versuchten Anwälte, Politiker und Jugendschützer vergeblich, die Seite dichtzumachen. Ab 2012 wurde die Seite nicht mehr aktualisiert. Am 29. November 2017 ging Rotten.com schließlich komplett offline.

“Second Life”

Für wenige Monate in den 2000er-Jahren war “Second Life” das ganz große Ding. Manche bezeichneten das Spiel als Revolution des Internets, als Indikator für den Beginn einer digitalen Zeitenwende. Das Spiel würde unser Leben verändern, hieß es – andere wiederum kritisierten “Second Life” als Suchtmaschine, die zu Realitätsverlust und Entmenschlichung führen würde.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Im “Second Life”, einem 3-D-Spiel, konnte man sich online ein zweites Leben aufbauen – eines, in dem man schöner, reicher und erfolgreicher war als im Real Life.

Der Hype um das Spiel war allerdings so schnell vorbei, wie er gekommen war: Waren 2013 noch 36 Millionen Nutzer bei “Second Life” registriert, sollen es 2017 nur noch 800.000 gewesen sein.

Knuddels

Mit knapp 6,5 Millionen registrierten Mitgliedern zählte Knuddels einst zu den größten Onlineplattformen in Deutschland. Jeden Monat waren davon laut Anbieter circa vier Millionen Nutzer aktiv, ein Drittel von ihnen war zwischen 14 und 17 Jahre alt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wer im Netz nach neuen Kontakten suchte, landete schnell auf der Plattform. Allerdings haftete an Knuddels auch stets ein schmuddeliger Ruf: Wegen der Anonymität wurden immer wieder Vorwürfe von Pädophilie laut – Nutzer sollen dort gezielt das Vertrauen der Jugendlichen ausgenutzt haben, um später in sexuellen Kontakt mit ihnen zu treten.

Mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke verlor Knuddels schließlich an Popularität. Die Website gibt es aber auch heute noch – nach eigenen Angaben hat sie monatlich etwas mehr als 300.000 aktive Nutzer.

Mehr aus Medien

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken