„Tales of The Walking Dead“ – Short Storys vom Ende der Welt
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Motorisiert in finsteren Tagen: Terry Crews als Joe, Olivia Munn als Evie in der ersten Episode von „Tales of the Walking Dead“.
© Quelle: Curtis Bonds Baker/AMC
Fans kennen die Schlachtfelder der „Walking Dead“ inzwischen sehr genau. Die elf Staffeln der Mutterserie („The Walking Dead, TWD“) sowie sieben von acht geplanten Staffeln „Fear The Walking Dead“ („FTWD“) haben 250 Stunden lang in jedes Ende jenes Weltendes durch Menschheits-, statt Klimawandel geleuchtet, eines Weltendes, das eine Grundregel hat: Wer stirbt, wird Zombie.
In der Welt der Zombies gab es niemals Zombiefilme
Die Pandemie endet erst nach dem Tod des letzten Menschen. Menschen fliehen, kämpfen, gehen ihrer Menschlichkeit verlustig. Es ist eine Parallelwelt, grimmig wie die unsere, nur eben schon nach der Apokalypse. Einziger Unterschied in der Popkultur: Es gab hier nie Zombiefilme, weshalb Zombies von ihrem „Walking Dinner“ auch nie Zombies genannt werden. Ergibt Sinn.
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„Tales of The Walking Dead“ ist – inklusive der zweistaffeligen Teenieserie „Walking Dead – World Beyond“ – das vierte Produkt im Franchise. Seine Schöpfer Scott M. Gimple („Fillmore“-Vater und „Walking Dead“-Showrunner) und Channing Powell bieten als Innovation, dass hier keine Helden- und Schurkenriege einen großen Handlungsbogen schlägt, sondern dreiviertelstündige Kurzgeschichten mit wechselnden Figuren aus dem Imperium der wandelnden Toten ausgebreitet werden. Die ersten beiden Episoden sind Späße mit Blut an den Fingern.
Mit dem Motorrad durchs Endzeitland in Richtung Freundschaft
In „Joe/Evie“ – ab hier beginnt die Spoilerzone – erzählt „City Slickers“-Regisseur Ron Underwood von Joe (Terry Crews), der sich mit seinem Motorrad zu einer Freundin aufmacht. Unterwegs gerät er in eine Zombiefalle von Evie (Olivia Munn), die ihren Ex-Gatten finden will, um letzte Beziehungsdinge zu klären. Während beide überraschenden Entdeckungen über ihre Zielpersonen entgegenfahren, werden aus einander Misstrauenden auf allervergnüglichste Weise Weggefährten.
Die Episode „Blair/Gina“ ist ein Zickenkrieg an Tag 1 der Zombieapokalypse, die als Hommage an die Zeitschleifengeschichten des Kinos beginnt. Jeder Kleinkriegtag von Gina und Blair endet auf einem Tankstellenparkplatz mit einem explodierenden Tanklaster. Parker Posey und Jillian Bell sind in dem Film von Michael E. Satrazemis hinreißende Widersacherinnen – Frauen am Rande des Weltzusammenbruchs. Am Ende werden sie so etwas wie die postzivilisatorischen Versionen von Ridley Scotts „Thelma & Louise“.
Der Vorteil der „Tales“ - mehr Spannung für den Zuschauer
Der Vorteil der „Tales“: weniger Namen, weniger Komplexität, keinerlei Überlebenserwartung des Publikums an das Personal. Resultat: Mehr Spannung für den Zuschauer. Außer bei der Episode „Dee“ – die ist tatsächlich ein „missing link“ für Fans der Mutterserie. Satrazemis, der schon 17 Folgen von „TWD“ und 20 von „FTWD“ inszeniert hat, erzählt, wie aus der gestressten Mutter Dee (Samantha Morton) Alpha wird, die Anführerin der „Whisperers“, eine der größten Herausforderungen für Heldenriege aus „The Walking Dead“.
Die saudi-arabische Regisseurin Haifaa al-Mansour („Das Mädchen Wadjda“) lässt in ihrer Folge eine junge Frau (Poppy Liu) auf einen Naturforscher (Anthony Edwards) treffen, der den „homo mortuus“ studiert, den er als neue Topspezies des Planeten betrachtet. Er verhält sich, als Amy in sein Forschungsrevier kommt und verfolgt wird, wie die Sielmanns und Grzimeks der Tierdokus, die auch nie der Gazelle halfen, über die der Gepard kam. Der Misanthrop und die Idealistin führen dann, umgeben von Tod und Schönheit, Gespräche über Einsamkeit, Gemeinschaft und Zuversicht. Ein Roadmovie zu Fuß.
Rassismus herrscht auch nach dem Ende der Zivilisation - und es gibt noch Geister
Moral und Sitten bleiben in „Davon“ (der Satrazemis-Hattrick!) auf der Strecke. Die Zivilisation entfaltet in dieser Folge die selben alten Ausgrenzungsmuster. Der schwarze Titelheld (Jessie T. Usher), der zu einer weißen Gemeinde von Überlebenden in Maine stößt, muss einfach der Kindsmörder sein, oder? In „La Dona“ gibt es inmitten der von den Zombies verheerten Welt allen Ernstes noch ein Geisterhaus. Grusel im Horror – das hat was!
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Die Möglichkeiten, auch einmal andere Tonarten zu versuchen, nutzen die Macher gut. Sogar romantisch wird es. Evie aus der ersten Folge glaubt trotz allem sie umgebenden Schrecken fest an das Gute im Universum. Dass das Universum auf sie aufpasst. Es hat ihr Joe geschickt. Was sind schon Millionen Zombies – sie können Freundschaft und Liebe nicht unterkriegen.
Das ist so kitschig wie hübsch. Die Hoffnung stirbt nie und schlimmer geht immer – oder, wie Jeff Tweedy auf dem neuen Wilco-Album „Cruel Country“ singt: „The Universe / could be worse“.
„Tales of The Walking Dead“, Serie, erste Staffel, sechs Episoden, von Scott M. Gimple und Channing Powell, mit Samantha Morton, Terry Crews, Olivia Munn, Parker Posey, Jillian Bell, Loan Chabanol, Daniella Pineda, Julie Carmen (ab 19. Februar bei Magenta TV)