Sonntagskrimi in der ARD

Neuer „Tatort“ aus München: ein bayerischer Wutbürger als Mörder?

Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) nehmen Hackl (Burghart Klaußner) mit in einer Szene des TV-Krimis „Tatort – Hackl“.

Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) nehmen Hackl (Burghart Klaußner) mit in einer Szene des TV-Krimis „Tatort – Hackl“.

Man traut seinen Augen kaum, aber er ist es wirklich: Bayern-Star Joshua Kimmich, der im neuen Münchner „Tatort – Hackl“ (Drehbuch: Dagmar Gabler, Regie: Katharina Bischof) eine kleine Gastrolle übernommen hat. Der Nationalspieler spielt einen Fitnesstrainer, macht seinen Job zwar ein bisschen hüftlahm, aber im Grunde ganz ordentlich, eben wie im richtigen Fußballerleben. Und erinnert damit an den legendären Auftritt von Berti Vogts, der 1999 im Hamburger „Tatort – Habgier“ einen aufmerksamen Nachbarn („Gib dem Kaninchen eine Möhre extra, es hat uns das Leben gerettet“) spielte. Eine nette Idee, die Aufmerksamkeit erregt, mehr aber auch nicht. Denn im Mittelpunkt des Falls steht nicht das Mittelfeld von Bayern München, sondern ein recht merkwürdiger, tödlicher Motorradunfall.

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Opfer ist Adam Moser, ein junger Mann, der mitten in der Nacht auf gerader Strecke im Münchner Hochhausviertel Hasenbergl scheinbar grundlos verunglückt. Wie sich herausstellt, waren weder Alkohol noch andere Drogen im Spiel. Sondern der Lichtstrahl eines illegalen Laserpointers, der Adam geblendet hatte. Das bestätigt auch die Obduktion. Als die beiden Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) am Tatort eintreffen, ist Adam bereits seinen Verletzungen erlegen.

Ein Grantler, wie man ihn nur in München antrifft

Bei den anschließenden Befragungen kann sich niemand aus seinem Umfeld den Vorfall erklären. Alle sprechen nur gut über Adam, der mit seiner Freundin in einem kleinen, schmucken Bungalow inmitten einer tristen Hochhaussiedlung lebte. Feinde hatte der junge Mann jedenfalls nicht. Doch dann stoßen die beiden Kommissare auf eine Spur. In einem der Häuser in der Nähe der Unfallstelle wohnt ein alter Bekannter: Johannes Bonifaz Hackl, ein polizeibekannter und gefürchteter Unruhestifter. Oder wie man in München sagt: ein Grantler, der Leitmayr vor langer Zeit bei einem Einsatz in die Hand gebissen hat – was Spuren hinterlassen hat.

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Gespielt wird der bayerische Wutbürger von Schauspielstar Burghart Klaußner, der alle Register seines großen Könnens zieht. Er steht mit allem und jedem auf Kriegsfuß, spricht kaum einen zusammenhängenden Satz, flucht stattdessen in derbster Weise und schlägt auch gerne mal um sich – eine ganz starke Leistung und, wenn man so will, auch eine Hommage an die Figur des Grantlers, wie man sie in dieser Spielart nur in München antrifft.

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Schnell, etwas zu schnell, gerät der unangenehme Zeitgenosse ins Visier der Ermittlungen. Es folgt eine Hausdurchsuchung, bei der Batic und Leitmayr eine Laserbrille finden. Hackl wird daraufhin festgenommen, kann aber kurze Zeit später bei der Vernehmung durch die Haftrichterin fliehen. Und ist trotz Großfahndung nicht mehr auffindbar. Stattdessen entdecken die Ermittler bei der Durchsuchung von Hackls Kleingartenlaube einen zerstörten Laserpointer und eine Flugdrohne mit pikanten Aufnahmen von Frauen aus der Nachbarschaft. Und die Drohne gehört Jonas (Lorenzo Germeno), Hackls Nachbarsjunge, der bei seiner alleinerziehenden Mutter (Carolin Conrad) und Lehrerin lebt. Und offenbar psychisch gestört ist.

Ein überraschender Schluss

Das wirft natürlich Fragen auf, mit denen sich die Kommissare, die eigentlich unverständlicherweise bisher nur Hackl auf der Liste hatten, auseinandersetzen müssen. Fragen wie: In welcher Beziehung stehen Jonas und Hackl zueinander? War Adam vielleicht ihr gemeinsamer Feind? Und was wusste Jonas’ Mutter? Und genau an dieser Stelle, im letzten Drittel des Films, nimmt die Geschichte eine tatsächlich und wirklich überfällige Wendung bis zum überraschenden Schluss.

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Alles in allem ist dieser „Tatort“ dennoch ein solider und streckenweise sogar spannender Krimi, ein Film, der auch die Schattenseiten des Lebens in Hochhaussiedlungen wie dem Hasenbergl gut und durchaus interessant beleuchtet.

„Tatort – Hackl“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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