„Tatort: Die Kälte der Erde“ aus Saarbrücken: tödliches Nachspiel eines Fußballderbys
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Bastian Barthel (Lorris Andre Blazejewski, links) wird von Adam Schürk (Daniel Sträßer) vorläufig festgenommen.
© Quelle: SR/Manuela Meyer
Mit einer wüsten Prügelei zwischen rivalisierenden Fußballfans beginnt der neue Saarbrücker „Tatort – Die Kälte der Erde“ (Drehbuch: Melanie Waelde, Regie: Kerstin Polte). Trotz des scheinbaren Chaos gibt es dabei feste Regeln: Waffen sind tabu, man kämpft mit den Fäusten, unerbittlich und brutal.
Eine musikalisch gut untermalte Szene, die der Film so hautnah und nackt zeigt, dass das Zuschauen tatsächlich schwerfällt. Sehenswert ist dagegen die beeindruckende Kulisse, auf denen diese „Ackermatches“ ausgetragen werden. Und die so sinnfreie Prügelei hat diesmal tödliche Folgen: Mit letzter Kraft schleppt sich einer der jungen Männer in die Notaufnahme des Krankenhauses. Er hat eine schwere Kopfverletzung und eine tiefe, letztlich tödliche und offenbar gezielt geführte Stichwunde im Oberschenkel. Der zuständige Arzt, Friedemann Lech (Till Butterbach), kann den Patienten nicht mehr retten.
Noch verhasster als die gegnerischen Fußballfans ist die Polizei
Dieses tödliche Nachspiel eines Fußballderbys beschäftigt das junge Ermittlerteam der Saarbrücker Kripo, Adam Schürk (Daniel Sträßer), Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), bei ihrem vierten Fall. Ihre Ermittlungen erweisen sich als äußerst schwierig. Denn noch verhasster als die gegnerischen Fußballfans ist die Polizei, mit der man nichts zu tun haben will und mit der man auch nicht bereit ist zu sprechen.
Dennoch gibt es schnell eine Spur: Kommissarin Baumann kennt das Opfer. Zur Überraschung ihrer Kollegen outet sie sich nämlich als großer Fußballfan, und der Tote gehörte zu ihren Bekannten, mit denen sie nach den Spielen in ihrer Stammkneipe stets feierte. So finden die Ermittlerinnen und Ermittler bald heraus, dass das Opfer Mitglied einer Hooligan-Gruppe war, die sich nach den Spielen mit rivalisierenden Hools zu einer dritten Halbzeit traf, also zu einer Massenprügelei auf einem alten Industriegelände. Genau dort entdeckt dann die Spurensicherung auch Blut des Getöteten.
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Beim Zuschauen verliert man schnell den Überblick
So weit, so klar. Doch danach wird die Geschichte so kompliziert, so verwirrend, dass man beim Zuschauen schnell den Überblick verliert. Ins Spiel kommen eine junge ausgeflippte Mutter (Bineta Hansen) mit Kind, die irgendwie mit dem Getöteten verbandelt gewesen ist. Der schon erwähnte Arzt, der sich mit seinem Mann als Pflegeeltern um das Kind meist gekümmert hat. Ein angeblich leiblicher Vater des Kindes, der seine Vaterschaft aber erst noch beweisen muss. Und so weiter und so fort. Und jeder scheint jeden zu kennen, zu hassen oder zu lieben.
So ist es halt im kleinen Saarland. Und als ob das nicht schon genug wäre, holt die Vergangenheit Kommissar Schürk mal wieder ein. Er wird in seiner Wohnung – recht dilettantisch – überfallen. Dabei geht es um eine millionenschwere Beute eines Überfalls, den sein Vater und sein Onkel einst begangen haben. Der Täter vermutet das geraubte Geld bei Schürk. Diese dramatische Randepisode lenkt von dem eigentlichen Fall ab, macht das Ganze noch unübersichtlicher, und am Schluss blickt keiner mehr so richtig durch.
„Tatort“ lässt einen ziemlich ratlos zurück
Der „Tatort“ lässt einen also ziemlich ratlos zurück. Und das liegt nicht nur an der viel zu großen Fülle von Themen, Motiven und möglichen Tätern, sondern in der Tatsache, dass das junge Saarbrücker Team nur einmal pro Jahr ermitteln darf. Dadurch kann sich keiner aus dem Viererteam so richtig profilieren.
Erzählstränge werden durch die lange Pause zwischen den Fällen zu stark unterbrochen. Man vergisst einfach, was in der Folge zuvor gewesen ist, ahnt bestenfalls noch, warum beispielsweise Schürk so eine komplizierte Vaterbeziehung hat. Und warum besonders den beiden männlichen Ermittlern offenbar längst die Lust am Leben abhandengekommen ist. Das muss ja nicht unbedingt am Saarland liegen. Kann aber.
Der „Tatort – Die Kälte der Erde“ läuft am Sonntag, 29. Januar, in der ARD.