„Tatort: Unten im Tal“: Komplizierte Spurensuche in einem Schwarzwalddorf
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DJRGDA6BKJHEHPBJBILKXXY3GE.jpeg)
Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) wollen den Fall Winterfeld endlich aufklären.
© Quelle: SWR/Benoît Linder
Wenn Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) ermitteln, geht es meist eher bedächtig zu. Wilde Actionszenen oder Verfolgungsjagden sind nicht die Sache der beiden Freiburger Kommissare, stattdessen wird viel mit Zeugen und Beschuldigten gesprochen. So auch in ihrem zehnten „Tatort“-Fall „Unten im Tal“ (Regie: Julia Langhof, Drehbuch: Nicole Armbruster), der ausschließlich im Schwarzwalddorf Menzenschwand gedreht wurde.
Eine idyllische Kulisse, die manchmal aber auch düster und bedrohlich wirkt. Denn im Mittelpunkt des betont ruhig und unaufgeregt inszenierten Films steht der Tod eines jungen Mädchens, das vor über zehn Jahren plötzlich verschwand und deren Leiche nun am Ufer eines Bergsees entdeckt wurde.
Damals konnten die Kommissare den Fall nicht aufklären
Schon damals, 2009, ermittelten Tobler und Berg in diesem Fall, konnten ihn aber nicht aufklären. Nun müssen sie sich nach dem Leichenfund erneut mit diesem sogenannten Cold Case beschäftigen. Dabei stoßen sie auf Familienverhältnisse, die so kompliziert sind, dass man sie als Zuschauer zunächst nur schwer durchschaut. Zusätzlich erschwert wird dies, weil der Film oft mit unvermittelten Rückblenden arbeitet. Hat man dann aber die Zusammenhänge verstanden, entwickelt der Fall durchaus Spannung – und überrascht durch ein unerwartetes Ende.
Das tote Mädchen, um das es im Film geht, ist die 14-jährige Rosa, die kurz vor ihrem spurlosen Verschwinden ihre Tochter Toni zur Welt gebracht hat. Die Kleine ist dann bei ihrer Tante in Berlin aufgewachsen, während das ungewisse Schicksal ihrer verschwundenen Tochter Rosa das Leben ihrer Eltern schwer belastet hat. Für die Dorfbewohner stand jedoch damals der Schuldige an dem vermeintlichen Mord an der jungen Frau fest: Werner Trödle (Aurel Manthei), der kurz vor Rosas Verschwinden aus dem Gefängnis entlassen worden ist. Aber die vermeintliche Tat konnte man ihm nicht nachweisen. Nun lebt Trödle als Außenseiter immer noch in dem Dorf und sein einziger Kontakt besteht ausgerechnet zu seinem Cousin (Cornelius Obonya), dem Vater von Rosa.
Dann geschieht im Dorf plötzlich eine weitere Gewalttat
Auch Berg und Tobler haben bei ihren neuen Ermittlungen in dem alten Fall sofort Trödle im Visier, doch auch diesmal scheint er offenbar unschuldig zu sein. Danach konzentrieren sie sich auf zwei frühere enge Bekannte Rosas: auf ihren damaligen Freund Axel (Tonio Schneider), dem mutmaßlichen Vater Tonis, und auf ihre beste Freundin Elif (Canan Samadi), die inzwischen als Ärztin in Berlin lebt. Elif reist zwar extra wegen der Befragung an, gibt sich gegenüber den Kommissaren aber eher schweigsam und will alles schnell hinter sich bringen. Und dann geschieht im Dorf plötzlich eine weitere Gewalttat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Sache ist sehr kompliziert. Auch und gerade für den Zuschauer dieses mörderischen Dorfdramas, der die Ermittlungen des Kommissarenduos und die unzähligen Aussagen der von ihnen Befragten schon sehr konzentriert verfolgen muss. Sonst erschließt sich ihm nicht das für ein kleines Dorf erstaunlich verzwickte Beziehungsgeflecht der Bewohnerinnen und Bewohner und das allgegenwärtige Misstrauen.
Das Stream-Team
Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. – jeden Monat neu.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Ein ordentlich inszenierter Dorfkrimi
Die stets etwas ängstliche Stimmung und die latente Feindschaft gegenüber Außenstehenden, in der sich alles abspielt, sind dagegen sehr stimmig. Wobei selbst letztere eher verhalten und nicht offen aggressiv erscheint. Und auch die raue, zuweilen schroffe Natur des Tatorts Schwarzwald ist sehenswert – trotz eines netten Anschlussfehlers, der den Verantwortlichen unterlaufen ist. In einer Szene ist die Kulisse nämlich tief verschneit. Und kurz darauf ist der hübsch anzuschauende weiße Spuk schon wieder vorbei. Kurzum: Der neue Schwarzwald-„Tatort“ ist zwar kein Feuerwerk der Spannung, aber ein ganz ordentlich inszenierter Dorfkrimi.
Der „Tatort: Unten im Tal“ läuft am 12. Februar ab 20.15 Uhr in der ARD.