BMW 3er Facelift: außen etwas Kosmetik, innen ein neues Auto
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QXTL3RCU5VGPHKJW4UAEDQCPIM.jpg)
Geschwungenes Display, gänzlich neue Anmutung: das Interieur des neuer 3er.
© Quelle: BMW
Gewöhnlich finden Facelifts bei den Autofahrern nicht sonderlich viel Beachtung. Sie gehören, meist drei bis vier Jahre nach dem Start, zum üblichen Prozedere der Hersteller. Grund: Man will das jeweilige Modell für die restliche Produktionszeit für den Kunden attraktiv halten – bis dann der Nachfolger auf die Bühne rollt.
Hier macht die 3er-Baureihe von BMW keine Ausnahme. Doch weil sie zu den wichtigsten Modellen im Konzern gehört – seit 1975 wurde mehr als 16 Millionen Stück gebaut – und für gute Gewinne sorgt, hat der Münchener Autobauer ein bisschen mehr Geld in die Hände genommen und den 3er umfangreicher renoviert als üblich. Intern nennt BMW seine Modellpflegemaßnahmen übrigens LCI, Life Cycle Impulse, ein Begriff, mit dem sich am Stammtisch Eindruck schinden lässt.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SD2S6ABGYNHMPDIWNIYJQCMSKU.jpg)
Äußerlich kaum verändert, aber innen gänzlich neu: Der neue BMW 3er.
© Quelle: BMW
Liebste Motorisierung ist der Zwei-Liter-Diesel
Gut zu wissen auch: Auf der Straße ist aktuell die siebte Generation. Sie kam 2019 heraus und fand bereits 1,1 Millionen Käufer. Ein Rekord in den Büchern von BMW. In Deutschland entscheiden sich die meisten Kunden für den Touring, den Kombi. Deren liebste Motorisierung: der Vierzylinder-Diesel 320 d.
Äußerlich mangelte es dem 3er gewiss nicht an sportlicher Ausstrahlung, aber die Designer meinten, da geht noch was. Ein leicht modifizierter Nierengrill mit Doppelstegen, größere Lufteinlässe in der Frontmaske und geänderte Tagfahrlichter sollen – wie es die Produktmanager gerne formulieren – für einen „noch dynamischeren Auftritt sorgen“. Hinten erhielt der 3er neue Rückleuchten und einen anderen Diffusor. Ans Blech ging man dem Auto nicht. Warum auch? Erstens kosten neue Presswerkzeuge viele Millionen, zweitens wird so etwas nur gemacht, wenn man sich bei der ersten Auflage gehörig vertan hat und es Kritik der Kunden hagelt, und drittens lässt sich das gesparte Geld viel besser im Innenraum einsetzen.
Alles neu im Innenraum: Blick in den neuen Innenraum des BMW 3er.
© Quelle: BMW
Revolution im Cockpit: Curved Display
Denn hier wiederum setzen die meisten Hersteller den Rotstift an, belassen es bei ein paar neuen Zierleisten und Dekoreinlagen. Nicht so beim 3er. Wer sich hinter das Lenkrad setzt, glaubt seinen Augen nicht zu trauen, das gesamte Cockpit ist neu. Ein riesiger Schritt Richtung Zukunft.
Anderseits war es absehbar, dass BMW sich dazu entscheidet. Den Auslöser dazu gab der i4, das vollelektrische Pendant zum 4er Gran Coupé. Um dem i4-Fahrer auch im Cockpit die neue Welt der Mobilität zu präsentieren, schufen die Designer extra einen riesigen, gebogenen Flachbildschirm, neudeutsch Curved Display. Was also lag näher, ihn auch in den in der Struktur baugleichen 3er zu packen?
Die Entscheidung dürfte den Kunden mächtig gefallen, gibt ihm dies doch das Gefühl, in einem komplett neuen Auto zu sitzen – und nicht nur in einem modellgepflegten. Bedienstruktur, Oberfläche, Darstellung, Brillanz, Reaktionsgeschwindigkeit, das Curved Display gehört zum Feinsten, was die Branche zu bieten hat. Gleichzeitig hat BMW die Konnektivität auf 5G umgestellt und den 3er updatefähig (Over the Air) gemacht.
Alle 3er bekommen eine Achtgangautomatik
Lässt man den Blick etwas tiefer schweifen, kommt die nächste Überraschung. Wo ist der elegante und so handschmeichelnde Schalthebel für die Automatik? Hat das Zeitliche gesegnet, ersetzt durch einen kleinen Toggle, was wohl als Tribut an die elektronische Welt von morgen angesehen werden kann. Zweiter Grund: Der Schritt zum Toggle konnte gemacht werden, weil es für den 3er keinen Handschalter mehr gibt. Alle Motorisierungen, egal, ob Diesel, Benziner oder Plug-in-Hybrid, ob Vier- oder Sechszylinder, ob Hinterrad- oder Allradantrieb, fahren mit Achtgangautomatik (Steptronic).
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/E57FOK252JAFLAY5QON5DINR2Y.jpg)
Eleganter Bestseller: Der BMW 3er.
© Quelle: BMW
Für die Testfahrt haben wir uns für den erwähnten 320 d entschieden, den europäischen Bestseller der Baureihe. Was wenig wundert. Der Zwei-Liter-Diesel mit 140 kW gehört nicht nur zu den kultiviertesten Aggregaten im Segment, sondern auch zu den sparsamsten. Ohne Anstrengung lässt sich der 320 d mit rund fünf bis sechs Liter im Alltag bewegen, bietet dabei ein tolle Leistungsentfaltung – der Vierzylinder liefert immerhin 400 Newtonmeter an Drehmoment – und in jeder Hinsicht eine überzeugende Souveränität, in welcher Verkehrssituation auch immer. Hervorragend bleiben Sitz und Geräuschkomfort, Handlichkeit und Fahrpräzision sowie Konnektivität und Bedienung.
Klar, dass der 3er damit nicht im Low-Budget-Segment unterwegs sein kann. Als Limousine kostet der 320 d ab 52.200 Euro, der Kombi (Touring) ist 1000 Euro teurer.
BMW 320 d Touring
Antrieb: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
Leistung: 140 kW/190 PS
Getriebe: 8-Gang-Automatikgetriebe
Max. Drehmoment: 400 Nm
CO₂-Emission: 125 g/km
Beschleunigung (0-100 km/h): 7,1 s
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Länge/Breite/Höhe: 4,71/1,83/1,44 m
Verbrauch: 4,8 l
Leergewicht: 1.705 kg
Kofferraum: 500 – 1.510 l
Preis: ab 53.200 Euro