Sicherer Schulweg: Das Elterntaxi sollte besser zu Hause bleiben
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Der Schulweg sollte vor dem Start in den Schulalltag geübt werden.
© Quelle: HUK Coburg
Nach dem Ende der Schulferien wird es vielerorts vor Schulen und Kindergärten chaotisch zugehen. Grund dafür sind viele Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bis zum Schultor beziehungsweise bis zum Kindergarteneingang fahren. Es kommt zu Geschwindigkeitsübertretungen, Parkregeln werden missachtet, Kinder sind häufig nicht richtig gesichert und steigen statt zum Gehweg hin zur Straßenseite aus. Wendemanöver im dichten Autokorsogedränge verschärfen die unübersichtliche Lage zusätzlich und gefährden Kinder sowie andere Verkehrsteilnehmende.
Die Eltern meinen es gut, wollen den Nachwuchs vor den Gefahren im Straßenverkehr schützen und bringen sie mit ihrem Verhalten selbst in Gefahr. Eine Auswertung von Verkehrsunfällen mit Kindern bis 14 Jahren im Zeitraum von 2015 bis 2019 durch die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ergab, dass schwere Unfälle von Kindern als Fußgänger oder Radfahrer insgesamt rückläufig sind. Jedoch stieg die Anzahl der schwer verunglückten Kinder im Auto. Ein Grund dafür könnte sein, dass Kinder häufiger mit dem Auto zum Ziel gebracht wurden.
Kinder sitzen jeden Tag 17 Kilometer im Auto
Auch Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) unterstützen diese These. Nach DGUV-Statistiken über meldepflichtige Schülerunfälle beim Mitfahren im Pkw kam es bei Schülern im Alter von sechs bis 14 Jahren im Jahr 2017 zu fast 2500 gemeldeten Unfällen, 2018 waren es 1800 Unfälle und 2300 im Jahr 2019. In den beiden vergangenen Jahren gingen die Zahlen zurück (2020: 1366; 2021: 1346).
Hier könnte Homeschooling unfallmindernd gewirkt haben. Laut BASt waren vor allem jüngere Kinder erkennbar weniger zu Fuß unterwegs. Im Bundesdurchschnitt legte jedes Kind pro Tag je einen Kilometer zu Fuß und mit dem Fahrrad zurück. Als Pkw-Mitfahrer wurden dagegen im Schnitt täglich etwa 17 Kilometer absolviert. Das Risiko, im Pkw zu verunglücken, ist nach BASt-Auswertungen in ländlichen Gegenden und in kleinstädtischen Räumen besonders hoch.
Die DGUV empfiehlt, den Schulweg in erster Linie zu Fuß oder, je nach Alter des Schulkindes, mit dem Rad zurückzulegen. Viele Kommunen haben einen Schulwegplan, aus dem sich die individuell beste beziehungsweise sicherste Route ermitteln lässt. Nicht immer ist die kürzeste Strecke die beste Wahl. Müssen etwa Fahrbahnen überquert werden, sollte immer ein Zebrastreifen genutzt werden.
Schulweg sollte immer derselbe sein
Wichtig: Man legt einen Weg fest, auf dem das Kind jeden Tag bleibt. So verläuft sich niemand oder gerät in unübersichtliche, nicht geübte Verkehrssituationen. Falls Erstklässler aus der Nachbarschaft denselben Schulweg haben, bietet es sich an, dass sie zusammen gehen. Positiver Nebeneffekt der körperlichen Betätigung: Die Kinder werden selbstständig und lernen verkehrsgerechtes Verhalten. Außerdem trainiert der tägliche Schulweg durch die frische Luft die Fitness und trägt zur Konzentrationssteigerung bei.
Eine Alternative zu Elterntaxis können sogenannte Laufbusse sein. Hier legt eine Gruppe von Grundschulkindern gemeinsam den Schulweg zurück. Anfangs werden sie von Erwachsenen begleitet, dabei wechseln sich die Eltern ab. Wie ein Schulbus gibt es Haltepunkte und einen festgelegten Streckenplan, sodass sich Kinder an unterschiedlichen Abschnitten dem Laufbus anschließen können.
Wenn es gar nicht ohne Auto geht, sollten Eltern nicht direkt vor der Schule anhalten, sondern ein Stück weiter weg. Die Kinder gehen dann zumindest einen kurzen Weg zu Fuß. Mittlerweile richten viele Schulen Hol- und Bringzonen ein. Diese sollten genutzt werden.
Autofahrende müssen sich auf plötzlich auftauchende Kinder einstellen
Auch Autofahrerinnen und Autofahrer sollten gegenüber den Abc-Schützen besondere Vorsicht walten lassen. Das betont der ADAC Sachsen: In der Nähe von Kindergärten und Schulen gilt generell: Tempo drosseln und besonders vorausschauend und bremsbereit unterwegs sein. Eltern, die ihre Jüngsten mit dem Auto zur Schule fahren, sollten stets auf der Seite der Schule halten und darauf achten, keine nachfolgenden Autos oder Schulbusse zu behindern. Sie müssen sich außerdem auf andere Kinder einstellen, die von der gegenüberliegenden Straßenseite kommen oder aus Parklücken auf die Straße rennen. Im Fahrzeug ist eine ordnungsgemäße und altersgerechte Sicherung der Kinder unabdingbar.
Viele Unfälle entstünden, weil Erstklässler wegen ihrer geringen Körpergröße nicht über parkende Autos hinwegsehen und Gefahren aufgrund eines eingeschränkten Gesichtsfelds und mangelnden Gefahrenbewusstseins nicht erkennen können. Sie benötigen bis zu dreimal mehr Zeit als Erwachsene, um auf gefährliche Situationen im Verkehr angemessen zu reagieren. Mit der richtigen Vorbereitung der Kinder können viele Unfälle vermieden werden.
Unter Realbedingungen üben
Eltern sollten den späteren Schulweg vor dem ersten Schultag möglichst häufig mit den Kindern unter Realbedingungen üben und Gefahrenstellen auf dem Weg ausführlich besprechen. Die Huk-Coburg-Versicherung rät Eltern von Abc-Schützen, ihren Kindern beim Schulwegüben beizubringen, mit ausreichendem Abstand zum fließenden Verkehr am Bordstein stehen zu bleiben.
Vor der Straßenüberquerung sollten Kinder immer den Blickkontakt zum Autofahrer suchen. Da Schulanfänger aber oft mit der Einschätzung von Geschwindigkeiten und Entfernungen überfordert sind und sich nicht immer regelkonform verhalten, sollten Autofahrer besonders in verkehrsberuhigten Zonen sowie vor Kindergärten und Schulen vorsichtig und bremsbereit unterwegs sein.
In der Nähe von Schulen und Kindergärten stets bremsbereit sein
Für Autofahrer gilt in der Nähe von Kindergärten und Schulen: Tempo drosseln und besonders vorausschauend und bremsbereit unterwegs sein. Selbst auf einer vermeintlich leeren Straße ist mit plötzlich auftauchenden Kindern zu rechnen.
Eltern, die ihre Jüngsten mit dem Auto zur Schule fahren, sollten stets auf der Seite der Schule halten und darauf achten, keine nachfolgenden Autos oder Schulbusse zu behindern. Sie müssen sich außerdem auf andere Kinder einstellen, die von der gegenüberliegenden Straßenseite kommen oder aus Parklücken auf die Straße rennen.
RND/SP-X/dk
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