Überraschender Deal: Hobby und VW planen Kooperation
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Künftig die Plattform für hochwertige Hobby-Wohnmobile: Der VW Crafter, hier in der Elektroversion.
© Quelle: Volkswagen AG/dpa-tmn
In der Caravaning-Branche ist ein überraschender Deal zustande gekommen: Die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen (VWN) und der Wohnwagen- und Reisemobilhersteller Hobby aus dem norddeutschen Rendsburg-Fockbek haben den vertraglichen Grundstein für eine langfristige Zusammenarbeit gelegt und in einem ersten Schritt für den Düsseldorfer Caravan-Salon Ende August einen von Hobby ausgebauten, großen Campervan auf Basis des VW Crafter angekündigt. Dem könnten auf lange Sicht später auch Aufbauten als teil- oder vollintegrierte Fahrzeuge folgen.
Aufgrund der aktuell schwierigen Lage in der Branche und den großen Lieferproblemen gerade auch im Stellantis-Konzern beim Fiat Ducato „haben wir nach einem alternativen Fahrgestell gesucht“, erklärt Bernd Löher, Geschäftsführer der Hobby-Werke. Und er freut sich über den neuen Kooperationspartner und das neue Basisfahrzeug. „Der Crafter bringt alle Features mit, die unsere Kunden bereits aus ihrem Pkw kennen und insbesondere im Bereich der Sicherheit schätzen.“
Fahrgestell künftig deutlich teurer als Fiat- und Citroën-Chassis
Klingt nachvollziehbar. Schließlich sind zuletzt auch zahlreiche andere Wettbewerber auf Basisfahrzeuge jenseits des Marktführers Ducato umgestiegen, was vor allem dem Ford Transit etliche neue Abnehmer bescherte. Überraschend an dem Hobby-Deal ist allerdings, dass das Unternehmen aus Schleswig-Holstein auf ein Fahrgestell setzt, das im Preisniveau deutlich über den bisher verbauten Fiat- und Citroën-Chassis liegt. Das lässt einen Wandel vermuten. „Für Hobby ist es der ideale Zeitpunkt für einen Ausbau des Portfolios und den Einstieg ins Premiumsegment der Campervans – eine der stark wachsenden Kategorien im Freizeitfahrzeugmarkt“, macht Bernd Löher keinen Hehl aus der Expansionsstrategie.
„Vanlife ist echter Lifestyle geworden“, hat auch VWN-Vorstandsmitglied Lars Krause erkannt, der die Vereinbarung unterzeichnete. Und er dürfte glücklich über die Zusammenarbeit mit Hobby sein. Bisher hatten sich nämlich bei den externen Ausbaufirmen bestenfalls kleine Hersteller mit überschaubaren Stückzahlen dem großen VW-Transporter angenommen, während das einstige Zwillingsmodell Mercedes Sprinter, nunmehr unter eigener Regie, bei seiner erfolgreichen Eroberungstour renommierte Marken wie Hymer, Carthago, Dethleffs, Bürstner, Eura Mobil und die Knaus-Tabbert-Marke Weinsberg als zum Teil neue Kunden erworben hat. Volkswagen bietet dafür zwar auch den hauseigenen VW Grand California auf Crafter-Basis an, der zeigte bei ersten Tests aber Schwächen im Ausbau.
Crafter soll Topmodell der Vanreihe werden
Ob das die Hobby-Fendt-Gruppe – unter den Wohnwagenherstellern die Nummer eins in Europa, bei den Reisemobilen aber mit viel Luft nach oben – besser kann, wird sich zeigen. Deutlich anders als der von hellem Kunststoffmobiliar dominierte Grand-California-Innenraum dürfte es in jedem Fall werden. Zwar verraten die Fockbeker noch nicht viel über den ausgebauten Crafter-Kastenwagen, da er aber als Maxia-Van bezeichnet wird – so zumindest der Arbeitstitel –, wird er analog zum Maxia-Wohnwagen das Topmodell der Vanbaureihen darstellen und sich ebenso an skandinavischer Hüttengemütlichkeit, smarter Funktionalität und minimalistischem Design orientieren.
Bernd Löher stuft den Crafter als Basisfahrzeug in puncto Fahrkomfort und Sicherheitssysteme sogar über dem Sprinter ein, muss aber mit dem gleichen Manko leben, dass der Transporter die entscheidenden Zentimeter zu schmal für ein Heckquerbett in vernünftiger Länge ist. Das Premienmodell des Maxia-Vans basiert deshalb auf dem Crafter 680 mit Hochdach und langem Radstand, auf dem sich bei einer Gesamtlänge von 6,84 Meter leicht ein Einzelbettengrundriss verwirklichen lässt – in Deutschland ohnehin die beliebteste Anordnung im Heck.
Hobby stößt mit dem Maxia-Van natürlich in neue Preisdimensionen vor. Zwar machen die Norddeutschen dazu noch keine Angaben, doch dürften die Preise weder allzu weit unter noch allzu weit über den Tarifen für einen Grand California liegen. Und da beginnt die Preisliste bei knapp unter 70.000 Euro. Wer die zahlreichen Assistenzsysteme und Komfortfeatures des Crafters nutzen möchte und sich dazu noch ein paar Annehmlichkeiten für den Wohnraum gönnt, treibt den Endpreis des Campervans schnell um die Kosten eines Kleinwagens in die Höhe.
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