Amoklauf in LGBTQ-Nachtclub in den USA: Fünf Tote, 18 Verletzte - Motiv weiterhin unklar
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NBGOWZD3UZF45KTSBK6FMQ6RPI.jpg)
Bei Schüssen in einem Schwulenclub im US-Bundesstaat Colorado sind in der Nacht zum Sonntag mindestens fünf Menschen gestorben. 18 weitere seien verletzt worden (Symbolbild).
© Quelle: AP
Nach den tödlichen Schüssen in einem bei Schwulen, Lesben und der Trans-Gemeinschaft populären Nachtclub in der US-Stadt Colorado Springs hat der mutmaßliche Schütze bisher nicht mit der Polizei gesprochen. Das sagte Polizeichef Adrian Vasquez am Sonntag der „New York Times“. Bei der Attacke wurden fünf Menschen getötet und 18 weitere verletzt. Die Ermittler hatten die Zahl der Verletzten am Montag nochmal korrigiert. Insgesamt seien 18 Menschen verletzt worden, davon 17 durch Schüsse, teilte die Polizei von Colorado Springs am Montag (Ortszeit) mit. Ein weiteres „Opfer“ habe keine sichtbaren Verletzungen davongetragen. Die Polizei hatte anfangs von 18 Verletzten gesprochen, später dann von 25. Die Zahlen könnten sich auch nochmals ändern, sagte eine Sprecherin.
Nach Anschlag auf LGBTQ-Club: Trauer in Colorado Springs um fünf Tote
Sie waren ausgegangen, um Spaß zu haben, um zu tanzen und um Freunde zu sehen. Doch dann trat ein Mann in den Club und eröffnete das Feuer.
© Quelle: Reuters
Die Polizei veröffentlichte am Montag auch die Namen der fünf Todesopfer der Attacke. Sie waren in der Nacht zu Sonntag in dem Club getötet worden, als ein Mann dort um sich schoss. Der mutmaßliche Schütze wurde am Tatort festgenommen, ebenfalls verletzt. Er sei weiter im Krankenhaus, teilte die Polizei am Montag mit.
Die Behörden versuchen zu ermitteln, ob es sich bei der Tat um Hasskriminalität handelte. Nach Überzeugung der Polizei hatte der 22-jährige Mann den Club mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe betreten und sofort das Feuer eröffnet. Zwei Anwesende im Club seien eingeschritten und hätten den Angreifer gestoppt, darunter ein Mann namens Richard Fierro. Zu dem genauen Ablauf äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Fierro sagte der „Washington Post“, er sei Ex-Soldat, habe den Angreifer von hinten gepackt, zu Boden gerissen, ihm die Handfeuerwaffe abgenommen und damit auf ihn eingeschlagen.
Gast konnte dem Schützen die Waffe entreißen
Der Gast habe dem Mann eine Waffe entreißen und ihn damit niederschlagen können, sagte der Bürgermeister von Colorado Springs, John Suthers, der „New York Times“. „Er hat Dutzende und Aberdutzende Leben gerettet“, betonte einer der Club-Besitzer, Matthew Haynes, bei einer kurzfristig angesetzten Trauerveranstaltung. Der Angriff sei dadurch nach rund einer Minute vorbei gewesen, sagte Polizeichef Vasquez. Mehrere verwundete Club-Besucher haben laut Medizinern lebensgefährliche Verletzungen.
Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Michael Allen betonte, es seien noch keine finalen Anklagepunkte gegen den Verdächtigen bei Gericht vorgebracht worden. Das stehe noch aus. Er stimmte die Öffentlichkeit auf längere Ermittlungen ein. Keine Angaben machte Allen dazu, ob der Verdächtige inzwischen mit der Polizei gesprochen habe.
Offizielle Angaben zum Motiv des mutmaßlichen Täters gab es zunächst nicht. Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates Colorado, Phil Weiser, hatte allerdings gesagt, er halte ein anderes Motiv als Hass für schwer vorstellbar.
Die Attacke ereignete sich in der Nacht zum Transgender Day, einem Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit. Im angegriffenen Club Q sei für die Nacht eine Transgender-Party mit Drag-Show angesetzt gewesen, berichtete der Lokalsender KRDO. Laut Vasquez hatte es keine früheren Drohungen gegen den Club gegeben.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/JVCQ3JVSP5H65L37BKEGTZ7V2Q.jpg)
What’s up, America?
Der wöchentliche USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den amerikanischen Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur - immer dienstags.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Nachdem die Polizei den Namen des Angreifers veröffentlichte, wurde bekannt, dass er laut Behördenunterlagen im vergangenen Jahr einen Polizeieinsatz durch eine Bombendrohung gegen seine Mutter ausgelöst hatte. Zunächst blieb unklar, was aus den damaligen Ermittlungen gegen ihn wurde und wie er an seine Waffen kam.
Polizei korrigiert Opferzahl
„Club Q ist erschüttert über den sinnlosen Angriff auf unsere Gemeinschaft“, hieß es auf der Facebook-Seite des Lokals. „Wir sind dankbar für die schnellen Reaktionen heldenhafter Gäste, die die bewaffnete Person überwältigt und diesen Hassangriff beendet haben.“ Der Club rief dort auch zum Sammeln von Spenden für die Opfer auf.
In Interviews mit Lokalsendern bezeichneten Gäste das Lokal als einzigen Club seiner Art in Colorado Springs, der für sie ein „sicherer Hafen“ gewesen sei, in dem sie sie selbst sein konnten. Auf seiner Facebook-Seite lädt Club Q unter anderem zu Drag-Shows ein, außerdem stehen Veranstaltungen zu Transgender-Themen sowie Karaoke auf dem Programm.
Wie viele Menschen zum Tatzeitpunkt im Club waren, blieb zunächst unklar. Den Besitzern zufolge war es - möglicherweise wegen des kalten Wetters - nicht ganz so voll wie sonst an einem Samstagabend. Ein Teil der Verletzungen könne nicht von Schüssen, sondern vom Gedränge bei der Flucht stammen.
Biden spricht sein Mitgefühl aus
Auf TV-Bildern waren zahlreiche Polizeiautos mit Blaulicht rund um den Club zu sehen. KRDO sprach von einem der größten Einsätze in der Geschichte von Colorado Springs. Die Polizei betonte, es habe eine schnelle Reaktion gegeben: Der erste Anruf sei drei Minuten vor Mitternacht eingegangen, um 00.02 Uhr sei der Verdächtige bereits in Gewahrsam gewesen. Am Tatort sei noch eine weitere Waffe gefunden worden.
US-Präsident Joe Biden sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Er betonte, dass die Schwulen-, Lesben- und Trans-Gemeinschaft in Amerika in den vergangenen Jahren „schreckliche Gewalt“ erlebt habe. „Wir dürfen Hass nicht tolerieren“, schrieb Biden in einer Stellungnahme und bekräftigte seine Forderung nach einer Verschärfung der Waffengesetze.
2016 waren bei einer Attacke auf den bei der LGBTQ-Gemeinschaft populären Nachtclub Pulse in Orlando 49 Menschen getötet worden. Der Schütze bekannte sich zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
702 Massenschießereien in 2022
LGBT ist die englische Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Oft werden auch die Varianten LGBTQ, LGBTQI oder LGBTQIA+ verwendet. Jeder Buchstabe steht für eine eigene Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung.
Laut dem „Mass Shooting Tracker“ (MST) seien in diesem Jahr insgesamt 702 Massenschießereien in den Vereinigten Staaten verübt worden. Fast 800 Menschen hätten bei den Amokläufen ihr Leben verloren, knapp 2800 seien verletzt worden, so MST. Als Massenschießerei werden Gewaltvorfälle definiert, bei denen vier oder mehr Menschen erschossen werden.
RND/hyd/dpa