Strandbesucher in Oslo angegriffen

Ein Walross auf großer Europareise – muss Freya bald sterben?

Ein Walross-Sommer: Freya macht derzeit Urlaub im Oslofjord in Norwegen, rund 2000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.

Ein Walross-Sommer: Freya macht derzeit Urlaub im Oslofjord in Norwegen, rund 2000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.

Normalerweise sind Walrosse ruhige und gesellige Tiere. Sie chillen am Strand im Nordpolarmeer, lassen sich auf Eisschollen treiben und lassen sich ansonsten kaum beirren. Aber Ausnahmen gibt es in jeder ansonsten intakten Familie – und diese Ausnahme heißt Freya. Freya hat offenbar nicht ganz so viel Orientierungssinn wie ihresgleichen, schlicht keine Lust auf Artgenossen oder einfach eine sehr große Reiselust gepaart mit Entdeckergeist.

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Freya machte sich nämlich auf den Weg, neue Gebiete zu erkunden – und landete 2000 bis 3000 Kilometer südlich ihres eigentlichen Lebensraumes in der Nordsee. Seit einem Jahr ist Freya auf großer Europareise, besuchte bereits Dänemark, Wales, Irland, Deutschland, Schweden, die Niederlande und Norwegen. Bei einem Zwischenstopp in der Niederlande im vergangenen September erhielt die junge Dame sodann ihren Namen – der niederländische Radio- und TV-Sender Omrop Fryslân hatte sein Publikum um Vorschläge gebeten, rund 2000 Vorschläge gab es.

Freya also, benannt nach der nordischen Göttin der Liebe.

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Freya – vom Fotomodell zum Schiffeversenken

Bisher entzückte Freya vor allem lokal die Menschen. Überall, wo sie auftauchte, versammelten sich Menschen, um sie zu beobachten und Fotos zu knipsen. Ein Walross im Nordseeurlaub – gibt es eben auch nicht alle Tage. Doch nun scheint ihr der Trubel um ihre Person etwas zu Kopf zu steigen.

Vor einigen Tagen begann Freya damit, Motor- und Schlauchboote im Oslofjord zu kapern und sie zum Sonnen zu nutzen. Sie spielt Schiffeversenken, indem sie ihren 600 Kilogramm schweren Körper auf Boote hievt, die dadurch sinken. Freya hat sich an Schwänen und Enten vergangen – die nicht typischerweise auf dem Speiseplan von Walrossen stehen.

Freya löst Polizeieinsatz aus, weil sie auf Menschen losgeht

Nun hat sich Freya offenbar auch noch überlegt, dass Boote auf Dauer doch etwas klein und ungemütlich sind – stattdessen kam sie im Osloer Vorort Sandvika an Land. Wenig gesellig zeigte sie sich dabei – und ging erstmals auf einen Menschen los, wie die Polizei am Donnerstagvormittag mitteilte. Die Beamtinnen und Beamten rückten mit Booten und Autos aus, um die Menschen am Strand auf Abstand zu halten. Anwohnerinnen und Anwohner wurden dazu aufgerufen, vorerst nicht baden zu gehen.

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Nach Attacke auf Menschen: Muss Freya jetzt sterben?

Also kaum verwunderlich, dass in Norwegen nun jene Debatte beginnt, die man aus vergangenen Sommerjahren mit Problembär Bruno und Co. kennt: Wie viel darf Freya noch anstellen? Wird man Freya töten? Der norwegische Meeresbiologe Per Espen Fjeld hatte das gefordert, denn Freya habe mehr Schaden angerichtet als so manch ein anderes Tier. Freya würde nur noch leben, weil sie einen Namen habe und die Blicke der Öffentlichkeit auf Norwegen ziehe, schrieb er in einer Kolumne für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK. Es handele sich um eine Art „Bambi-Effekt“.

Noch sehen die Behörden in Norwegen das anders – Freya gehöre einer geschützten Art an, sie zu töten, sei das letzte aller Mittel, heißt es in einer Mitteilung. Doch auch andere Forscherinnen und Forscher, die nicht per se dafür sind, Freya zu töten, warnen: Das Walross sei eine Touristenattraktion geworden, die Menschen würden ihr beim Schwimmen oder Paddeln zu nahe kommen, sagte etwa Meeresbiologin Pia Ve Dahlen der Zeitung „Dagbladet“. Wenn sich Freya nun aggressiver verhält, wenn sie auf Menschen losgeht, wird die Debatte um Sicherheit an Fahrt aufnehmen.

Doch wird es überhaupt so weit kommen? Oder zieht Freya bald weiter und verlässt Oslo? Bisher hielt sie sich immer nur wenige Wochen an einem Ort auf. Und was wird ihr nächstes Ziel sein?

Aktuell mehr als ein Walross in Europa unterwegs

Vielleicht findet Freya aber bald auch Freunde. Denn Freya ist, sagt Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), nicht das einzige Walross, das derzeit auf Europareise ist. „Wir sind uns sehr sicher, dass es mindestens zwei Tiere sind.“ Während Freyas Stoßzähne nämlich nur etwa zehn Zentimeter lang sind, waren die des Walrosses, das im Juni auf Rügen und zuvor in Finnland gesichtet wurde, 30 Zentimeter lang. Die Anatomie des norwegischen Touristenwalrosses hingegen deutet darauf hin, dass es sich um die im vergangenen Jahr in der Niederlande aufgetauchte Freya handelt.

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„Es ist sehr ungewöhnlich, dass gleich mehrere Tiere solch eine lange Reise machen“, sagt Dähne. Normalerweise leben Walrosse im Nordpolarmeer – Sibirien, Alaska, Grönland und Spitzbergen zählen zu ihrer Heimat. Vor allem Weibchen mit Jungtieren orientieren sich an der Eiskante entlang, während die Männchen auch ohne Eis auskommen. Mehrere Faktoren, etwa weil das Eis schmilzt und der Lebensraum geringer wird, sorgen dafür, dass Walrosse immer früher anfangen, sich in neue Gebiete vorzuwagen. Dass nun ausgerechnet zwei junge Weibchen sich so weit weg vom Eis aufhalten, sei daher überraschend, so Dähne.

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2022 erstmals Walrossbesuch in Mecklenburg-Vorpommern

In diesem Jahr häufen sich die Sichtungen auf dem Festland Europas. Im März war ein Walross in Wales und eines in Irland gesichtet worden, im Juni in Dänemark sowie auf den deutschen Inseln Baltrum und Rügen. In Deutschland meldete die Seehundauffangstation Norddeich, dass es das erste Walross in der südlichen Nordsee seit 1998 war, in der Niederlande wurde 23 Jahre kein Walross gesehen, in Mecklenburg-Vorpommern wurde bisher keine Sichtung dokumentiert.

Erst in dieser Woche hat auch die norwegische Insel Senja, immerhin nur rund 1000 Kilometer südlich des eigentlichen Verbreitungsgebietes, gemeldet, dass ein Walross in den Fjorden zu sehen sei – es handelt sich dabei weder um Freya (die ja gerade in Oslo Halt macht) noch um das zuvor in Finnland und Rügen gesehene Exemplar.

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