Fall Archie: Oberstes britisches Gericht lehnt weitere lebenserhaltende Maßnahmen ab
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Paul Battersbee (l) und Hollie Dance (M), Eltern von Archie Battersbee, dem zwölfjährigen Jungen, der nach einem schweren Hirnschaden vor drei Monaten im Koma liegt, sprechen vor dem Royal Courts of Justice in London mit Journalisten.
© Quelle: Yui Mok/PA Wire/dpa
London. Im Kampf um das Leben eines unheilbar kranken Jungen in England sind dessen Eltern auch in der letzten gerichtlichen Instanz gescheitert. Der Supreme Court in London lehnte am Dienstag einen Antrag ab, mit dem die Eltern die Fortführung der lebenserhaltenden Maßnahmen für Archie erwirken wollten.
Archie hatte sich bei einem häuslichen Unfall im April schwere Hirnverletzungen zugezogen - womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Der Zwölfjährige liegt seither im Koma. Mehrere britische Gerichte entschieden, dass die Ärzte den Jungen sterben lassen dürfen. Dies sei in seinem besten Interesse, hieß es zur Begründung.
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Hollie Dance (M), Mutter von Archie Battersbee, dem zwölfjährigen Jungen, der nach einem schweren Hirnschaden vor drei Monaten im Koma liegt, spricht vor dem Royal Courts of Justice mit Journalisten.
© Quelle: Dominic Lipinski/PA/AP/dpa
Anfang dieser Woche hatte sich Archies Familie an einen UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen gewandt - dieser forderte daraufhin, die Maßnahmen fortzusetzen, bis der Antrag geprüft sei. Die Gerichte mussten dem Antrag allerdings nicht folgen. Nun dürfte der Rechtsweg ausgeschöpft sein.
Supreme Court: Lebenserhaltenden Maßnahmen würden „das Sterben verlängern“
Die Richter am Supreme Court folgten der vorherigen Entscheidung des Berufungsgerichts und erklärten, da es keine Aussicht auf eine wirkliche Genesung gebe, würden die lebenserhaltenden Maßnahmen nur „das Sterben verlängern“. Man treffe diese Entscheidung nicht leichtfertig und spreche den Eltern von Archie „tiefes Mitgefühl“ aus.
„Das ist skandalös, wirklich beschämend“, sagte Archies Mutters nach der Entscheidung vor dem Krankenhaus im Osten Londons, in dem der Zwölfjährige liegt, zu Journalisten. Ihr Sohn mache gesundheitliche Fortschritte und in anderen Ländern würde die Familie ganz andere Chancen bekommen. Sie sei tief enttäuscht und werde „kämpfen bis zum bitteren Ende“, jedoch fühle es sich gerade nach dem „Ende des Weges“ an. Wann Archies Geräte abgestellt werden, war zunächst noch unklar.
Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Großbritannien. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Maßnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in Deutschland der Fall wäre. Zudem werden die Wünsche von Eltern und Angehörigen dabei nicht im selben Maße berücksichtigt. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern.
RND/dpa