Falsche Angaben bei der Einreise: Das könnte Novak Djokovic nun drohen

Novak Djokovics Teilnahme an den Australian Open steht noch immer auf der Kippe.

Novak Djokovics Teilnahme an den Australian Open steht noch immer auf der Kippe.

Das Damoklesschwert einer erneuten Visumsstornierung schwebt nach wie vor über Tennisstar Novak Djokovic. Wohl um den australischen Behörden ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen und um die öffentliche Meinung zu besänftigen, hat der Sportler sich nun über Instagram zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert.

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Djokovic erklärte darin, dass er nicht von seinem positiven Testergebnis gewusst habe, als er Mitte Dezember an einer Tennisveranstaltung mit Kindern in Belgrad teilgenommen hatte. Er habe erst nach der Veranstaltung festgestellt, dass er positiv war. Ein Schnelltest, den er davor gemacht habe, sei noch negativ gewesen. Danach habe er sämtliche anderen Veranstaltungen abgesagt, bis auf eine „langstehende“ Interviewverpflichtung mit der französischen Zeitung „L‘Equipe“.

„Ich fühlte mich verpflichtet, das L‘Equipe-Interview durchzuführen, da ich den Journalisten nicht im Stich lassen wollte, aber ich achtete darauf, dass ich mich sozial distanzierte und eine Maske trug, außer als mein Foto aufgenommen wurde.“ Danach habe er sich zu Hause isoliert. Im Nachhinein müsse er aber eingestehen, dass dies „eine Fehleinschätzung“ gewesen sei. „Ich akzeptiere, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen“, schrieb er.

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Außerdem äußerte sich der Weltranglistenerste zu dem Vorwurf, auf einem Einreiseformular nach Australien falsche Angaben gemacht zu haben. Dies sei „ein menschlicher Fehler“ und „keine Absicht“ gewesen. „Wir leben in herausfordernden Zeiten in einer globalen Pandemie und manchmal können solche Fehler passieren“, sagte er.

Sein Team habe der australischen Regierung inzwischen zusätzliche Informationen zur Verfügung gestellt, um die Angelegenheit zu klären. Aufgrund dieser neuen Unterlagen scheint sich die Entscheidung des australischen Einwanderungsministers Alex Hawke nun erneut hinauszuzögern. Ein Sprecher sagte am Mittwoch, der Minister „überdenke“ seine Entscheidung nach wie vor.

Einwanderungsminister hat „God Power“

Falsche Angaben auf einem Einreiseformular anzugeben, kann ernste Folgen in Australien haben und eine Geldstrafe bis zu 6600 Australische Dollar, umgerechnet fast 4200 Euro, oder sogar eine Gefängnisstrafe bis zu zwölf Monaten nach sich ziehen. Außerdem könnte Djokovic an künftigen Australian Open ebenfalls vorübergehend nicht teilnehmen. „Wenn es Beweise dafür gibt, dass Herr Djokovic tatsächlich falsche Angaben gemacht hat, würde selbst eine freiwillige Ausreise eine dreijährige Sperre für weitere Visaanträge nicht ausschließen“, schrieb John Findley, ein australischer Anwalt, der auf Einwanderungsrecht spezialisiert ist, in einer E-Mail.

Grundsätzlich hat Australiens Einwanderungsminister jederzeit die Möglichkeit, das Visum von Djokovic zu annullieren und ihn für drei Jahre zu sperren. Innerhalb der Regierung werden diese Befugnisse gerne als „God Power“ beschrieben – was übersetzt so viel bedeutet wie die „Macht Gottes“. Ihr Einsatz und vor allem ein potenzieller Missbrauch werden in Australien seit Jahrzehnten debattiert.

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„Djokovic dient einem nützlichen Zweck“

Vor allem die harte Hand des Einwanderungsministeriums gegenüber Asylsuchenden, die per Boot Australien erreicht haben, steht in diesem Zusammenhang seit Jahren in der Kritik. Australien hat Bootsflüchtlinge über Jahre hinweg auf Inseln im Pazifik abgeschoben. Dort hausten sie in eingezäunten, gefängnisähnlichen Lagern auf Nauru, einem winzigen Inselstaat im Pazifik, und der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus. Obwohl die meisten Flüchtlinge nach einem Deal mit den USA inzwischen frei sind und in den USA leben, hielten sich laut dem Refugee Council of Australia bis Ende Oktober 2021 nach wie vor 122 Menschen in Papua-Neuguinea und 106 auf Nauru auf.

„Djokovic dient einem nützlichen Zweck“, schrieb deswegen auch der Menschenrechtsanwalt Julian Burnside auf Twitter: „Er hat versehentlich weltweit darauf aufmerksam gemacht, dass wir (seit 1992) Menschen aus anderen Ländern eingesperrt haben, die kein Visum haben.“ Es ist ein Skandal, dass Australien Menschen einsperre, die nur von ihrem Asylrecht Gebrauch machten und sie „illegal“ nenne, „obwohl sie keine Straftaten begangen haben“. Behrouz Boochani, ein iranischer Journalist und Autor, der inzwischen in Neuseeland lebt, aber selbst mehrere Jahre in einem australischen Auffanglager für Flüchtlinge in Papua-Neuguinea festgehalten worden war, schrieb auf Twitter, dass nun jeder sehen könne, wie der australische Einwanderungsminister „Macht über die Gerichte“ habe und Djokovic jederzeit abschieben könne.

„Es ist die Realität des australischen Einwanderungssystems, dass eine Person alles kontrollieren kann, ohne dafür Rechenschaft abgeben zu müssen.“ In einem weiteren Tweet schrieb der Menschenrechtsaktivist: „Djokovics Mutter sagt, ihr Sohn sei ‚gefoltert‘ worden. Wenn Australien eine globale Berühmtheit so behandelt – stellen Sie sich vor, was sie jahrelang mit Flüchtlingen in abgelegenen Gefängnissen auf den Inseln gemacht haben.“

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Eklat ist rufschädigend

Auch der Einwanderungsanwalt Findley befürchtet, dass die Härte, mit der die australische Regierung im Fall Djokovic bisher aufgetreten ist, für den Ruf des Landes „katastrophal“ sein könnte. „Dieses Land gilt als lockere, liberale Demokratie, in der Rechte und Rechtsstaatlichkeit im Vordergrund stehen“, schrieb er. „Die entsetzliche Behandlung von Herrn Djokovic erhält internationale Aufmerksamkeit, in der der Ruf des Landes zerstört wird.“

Neben dem Ruf Australiens droht die Saga aber auch Novak Djokovics Ansehen in der Welt anzukratzen. Unstimmigkeiten bezüglich seines Testergebnisses gepaart mit maskenlosen Auftritten in der Öffentlichkeit und falschen Angaben auf seinem Einreiseformular haben Fans wie auch Kollegen verärgert. So berichtete Sportreporter Ben Rothenberg, dass ihm ein Insider davon berichtet habe, wie Djokovic vor seinem Training ins Fitnessstudio gekommen sei. „Alle verstummten und starrten ihn an.“ Es sei eine recht „ungemütliche“ Atmosphäre gewesen.

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