Erschreckende Bilder

Der Rhein trocknet weiter aus – Schifffahrt könnte bald zum Erliegen kommen

Muscheln liegen auf dem Strand, der durch das Niedrigwasser des Rheins freigegeben ist. Durch geringen Niederschlag und anhaltend hohe Temperaturen ist der Wasserstand im Rhein stark gesunken.

Muscheln liegen auf dem Strand, der durch das Niedrigwasser des Rheins freigegeben ist. Durch geringen Niederschlag und anhaltend hohe Temperaturen ist der Wasserstand im Rhein stark gesunken.

Köln/Koblenz/Mainz/Worms. Seit Wochen fallen die Wasserstände in Deutschland. Die anhaltende Trockenheit und die heißen Temperaturen lassen die Flusspegel weiter sinken. Besonders stark macht sich das unter anderem am Rhein bemerkbar. An manchen Stellen ist der Fluss nur noch halb so breit wie normal. Auf Bildern ist das Ausmaß des Niedrigwassers deutlich erkennbar.

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„Niedrig­wasser­zeit beginnt sonst erst jetzt“

Wegen der niedrigen Wasserstände schließt die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) weitere Einschränkungen der Schifffahrt auf dem Rhein in den nächsten Tagen nicht aus. Bis zu einem Wasserstand von etwa 30 bis 35 Zentimetern am Pegel Kaub südlich von Koblenz könnten flachgehende Binnenschiffe die Mittel­rhein­strecke noch passieren, sagte BfG-Experte Bastian Klein am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Koblenz. „Wir gehen den Vorhersagen zufolge Richtung 30 Zentimeter bis Anfang nächster Woche am Pegel Kaub. Tendenziell kommt die Rhein­schiff­fahrt in diesem Bereich dann zum Erliegen.“

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Bis Anfang nächster Woche seien die Wasserstände weiter fallend, für Ende nächster Woche seien dann Niederschläge vorausgesagt, sagte Klein. „Da ist dann wieder mit einem Anstieg, jedoch keinem Ende der Niedrig­wasser­situation zu rechnen. Der Wasser­straßen­transport ist aktuell natürlich sehr teuer und ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr wirtschaftlich. Zusätzlich sind die Transport­mengen deutlich reduziert. Jetzt im Spätsommer/Herbst beginnt eigentlich die klassische Niedrig­wasser­zeit am Rhein“, sagte Klein. Am 22. Oktober 2018 seien bei Kaub sogar nur 25 Zentimeter gemessen worden.

Wasserstände des Rheins fallen weiter

Die Wasserstraßen- und Schiff­fahrts­verwaltung (WSV) des Bundes erwartet, dass die Wasserstände am Mittelrhein bis zum Wochenende um weitere 10 bis 15 Zentimeter fallen. Erst ab Mitte nächster Woche sei ein leichter Anstieg zu erwarten, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Das für diese Jahreszeit außer­gewöhnlich niedrige Niveau werde aber weiter andauern. Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt Rhein rechnet erst ab Mitte der kommenden Woche mit einer leichten Entspannung.

Der besonders kritische Pegel Kaub zeigte am Donnerstag nur noch 47 Zentimeter an. Die für die Schifffahrt entscheidende Fahr­rinnen­tiefe betrug dort nur noch 1,59 Meter, so niedrig wie an keinem anderen Abschnitt des Mittel- und Niederrheins. In Mainz, am nördlichen Ende des Oberrheins, gab es eine Fahrrinnentiefe von 1,85 Metern. Am Übergang vom Mittel- zum Niederrhein waren es 2,05 Meter.

Niedrigwasser im Rhein lässt Transportkosten explodieren

Aufgrund der niedrigen Pegelstände können die Schiffe nicht voll beladen werden. Das treibt die Frachtkosten in die Höhe und verzögert die Lieferungen.

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Die Rekord-Niedrigstände vom Herbst 2018 werden an den großen NRW-Pegeln Köln, Düsseldorf und Duisburg aber wohl noch nicht erreicht. In Köln hatte der niedrigste Pegelstand vom Oktober 2018 bei 69 Zentimetern gelegen, am Donnerstagmittag waren es immerhin noch 88 Zentimeter. In Düsseldorf sank der Pegelstand am Donnerstagmittag zwar auf 49 Zentimeter - plus 1,50 Meter in der Fahrrinne - der Rekord-Niedrigstand 2018 hatte aber 23 Zentimeter betragen. In Duisburg-Ruhrort waren es am Donnerstagnachmittag 172 Zentimeter - im Herbst vor knapp vier Jahren 153 Zentimeter.

Probleme für die Schifffahrt

Aber auch ohne Negativrekorde bringt der niedrige Wasserstand erhebliche Probleme für die Schifffahrt. Es regnet kaum, die Pegelstände der Flüsse sinken, neue Inseln tauchen im Fluss als Hindernisse auf. Fahrgastschiffe und Fähren könnten schon jetzt nicht mehr alle Anlegestellen anfahren und sehr viele Frachtschiffe nur noch zum Teil beladen werden, hatte der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) in Duisburg zuletzt mitgeteilt.

Die Rheinfähre Dormagen-Zons-Düsseldorf hat bereits wegen Niedrigwassers den Betrieb eingestellt, die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt fährt mehrere Rheinstationen, darunter Bad Honnef südlich von Bonn vorübergehend nicht an.

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Am Hafen Köln-Godorf kämen Güterschiffe mit Steinsalzfracht wegen des geringen Wasserstandes teils nur noch mit knapp einem Drittel der sonst üblichen Ladung an, berichtete der Sprecher der Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK), Christian Lorenz. Die HGK-Fähre zwischen Köln und Leverkusen fährt - „noch“, sagt Lorenz. Wenn der Pegelstand unter 80 Zentimeter falle, könne sich das aber ändern, oder es würden zunächst keine Lastwagen oder Traktoren mehr befördert.

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Wenn Unternehmen ihre Ladung auf mehr Schiffe verteilen müssen, verteuert das natürlich den Transport, falls überhaupt ausreichend Schiffe oder Alternativen wie Züge oder Lastwagen vorhanden sind. Das gilt besonders für Massengüter wie die derzeit stark nachgefragte Kraftwerkskohle. „In diesem Winter werden wir bestimmt über 30 Millionen Tonnen importieren“, prognostiziert der Verband der Kohlenimporteure. „Das wird quietschen.“ Etwa zwei Drittel der Kohlenimporte nach Deutschland werden nach Angaben des Verbandes von den Häfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen über den Rhein transportiert.

Flusswärme kann für Fische kritisch werden

Schwierig wird es auch für die Fische: Zwar liege die Wassertemperatur im Rhein bei Düsseldorf mit 23 und 24 Grad Celsius noch unterhalb der für Fische kritischen Schwelle von dauerhaft mehr als 26 Grad Celsius, erklärte ein Stadtsprecher. Dennoch verringere sich mit den höheren Temperaturen das Sauerstoffbindevermögen im Wasser. Zugleich zögen sich die Tiere mit dem absinkenden Wasserstand in die tiefere Fahrrinnen zurück, wo sie ständig dem Schiffsverkehr ausweichen müssten. Beides belaste die Fische und setze sie unter Stress.

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Ganz neue Perspektiven eröffnen sich wegen des Niedrigwassers in Emmerich kurz vor der deutsch-niederländischen Grenze. Dort betrug der Pegelstand außerhalb der Fahrrinne am Donnerstagnachmittag nur noch 16 Zentimeter. Als Fahrrinne für die Schifffahrt wurden 1,80 Meter freigehalten. „Können Großgewachsene nun also durch den Fluss laufen“, fragte die „Rheinische Post“ (Donnerstag). „Lassen Sie es lieber“, raten alle Experten. Auch ein niedriger Fluss hat immer noch lebensgefährliche Strömungen.

Rhein nicht der einzige Fluss

Nicht nur dem Rhein ist die Trockenheit und Hitze anzusehen. Auf der Elbe sind laut BDB schon seit Wochen keine Frachter mehr unterwegs.

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Rund 7350 Kilometer Bundes­wasser­straßen gibt es – große Flüsse sowie Kanäle. Der Rhein ist dabei eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt. Laut dem BDB sind in Europa rund 10.000 Güterschiffe inklusive Leichter unterwegs, darunter etwa 2000 in Deutschland registrierte Schiffe. Bei Flüssen mit Staustufen wie Mosel, Main und Neckar ist Niedrigwasser weniger ein Problem, weil sich ihr Pegelstand regulieren lässt. Der Rhein ist nördlich vom baden-württembergischen Iffezheim nicht mehr staugeregelt.

RND/nis mit dpa

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