Klimaschutzmanager, Obdachlosenhilfe, Gratisgetränke: So bereiten sich deutsche Regionen auf Hitzewellen vor
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Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rät, sich bei großer Hitze nicht der direkten Sonnenstrahlung auszusetzen. Schutz bietet zum Beispiel ein Sonnenschirm.
© Quelle: Thomas Warnack/dpa
In Deutschland wird es heiß. Mancherorts kann das Thermometer ab Sonntag (17. Juli) auf bis zu 40 Grad klettern. Sofort entstehen im Kopf Bilder von ausgelassener Freibadstimmung und gut gefüllten Eisdielen. Doch extreme Hitze und Sonneneinstrahlung bringen auch Gefahren für viele Menschen mit sich. Besonders Personen mit Herzkreislauferkrankungen oder wohnungslose Menschen ohne Rückzugsmöglichkeit sind dabei gefährdet. Laut einer aktuellen Studie des Ärzteblatts gab es in den Sommern von 2018 bis 2020 über 19.000 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland.
Viele Städte, Kommunen und Landkreise sind angesichts der extremen Temperaturen im Sommer alarmiert. Sie haben Hitzeschutzkonzepte für die Bevölkerung entwickelt. Doch so weit sind längst noch nicht alle.
Hitzewelle im Juli: spezielle Konzepte in Bochum und Potsdam
In Bochum (NRW) hat die Stadtverwaltung bereits im Jahr 2021 ein ganz spezielles Hitzekonzept vorgestellt und dieses in 2022 erneut aufgegriffen: Es soll besonders die wohnungslosen Menschen schützen. Der Plan umfasst unter anderem folgende Punkte: Schaffung von Schattenräumen (Sonnensegel, Zelte), Ausgabe von Wasserflaschen beziehungsweise Aufstellung von Wasserbrunnen sowie Hygieneangebote (Duschmöglichkeiten, Sonnenschutzmittel).
Die Stadt Potsdam (Brandenburg) hat bereits in 2019 ein ganzes Bündel an Maßnahmen in ihrem „Handlungskonzept Hitzeschutz“ entwickelt. Es reicht von Hinweisen zur Verschattung von Gebäuden über Orte für Trinkwasserspender bis hin zu Empfehlungen für den Freizeitbereich oder die Landschaftspflege. Auch wurden und werden auf bestimmten Flächen sogenannte Frischluftschneisen eingerichtet. Diese Gebiete werden gezielt freigehalten, um Frischluftströmungen zu ermöglichen – ein wichtiges Mittel der Klimaregulierung in Großstädten. Diese heizen sich aufgrund der Bebauungsstruktur bei hohen Temperaturen besonders stark auf.
Große Unterschiede beim Schutz vor Hitze
Für Hannover (Niedersachsen) gebe es ein solches Gesamtkonzept nicht, sagte Rathaussprecher Dennis Dix gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Aber dafür gebe es auch gar keine Notwendigkeit, betont er. Jeder Fachbereich habe seinen eigenen Plan, wie mit einer Hitzeperiode umgegangen werde. Die Vorteile einer stadtweiten Auflistung seien im Rathaus nicht erkennbar, betonte Dix.
Bei der Vorbereitung zum Hitzeschutz gibt es deutschlandweit offenbar große Unterschiede: Die Deutsche Presseagentur hat dazu an verschiedenen Stellen in Sachsen-Anhalt nachgefragt. Das Ergebnis: Zahlreiche Landkreise und Städte haben keine speziellen Beauftragten für den Schutz vor extrem hohen Temperaturen. Auch konkrete Konzepte – etwa zu Schutzmaßnahmen bei Hitze – sind oftmals nicht vorhanden und bleiben in der Eigenverantwortung von Einrichtungen.
Bund und Länder: Hitzeschutz ist Aufgabe der Städte
In einigen Landkreisen ist das Thema Hitzeschutz teilweise in größeren Abteilungen angesiedelt. Im Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) werden Themen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel entstehen, vom Fachbereich Umwelt oder über das Gebäude- und Liegenschaftsmanagement bearbeitet. Dort gebe es seit diesem Jahr einen Klimaschutzmanager. Um den Hitzeschutz für Schulen und Pflegeheime kümmerten sich die jeweiligen Träger eigenverantwortlich.
Hitzehacks für den Sommer
An einigen Sommertagen klettert das Thermometer gerne mal über 30 Grad. Hier ein paar praktische Tipps zur Abkühlung.
© Quelle: RND
Im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt) gibt es zum Beispiel zurzeit gar kein Konzept. Das Land habe dafür eine Koordinierungsstelle angekündigt, erklärte ein Sprecher gegenüber der dpa. „Wenn die ihre Arbeit aufgenommen hat, dann gehen wir den Weg zusammen“, hieß es.
Auf Landesebene weiß man von einer konkreten Ankündigung allerdings nichts. Im Jahr 2017 hatte das Bundesumweltministerium unter Mitarbeit der Länder zwar Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen vorgelegt und darin eine solche Stelle auf Landesebene empfohlen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten im Jahr 2020 dann aber beschlossen, dass Hitzeaktionspläne individuell unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten und Spezifika primär von den Kommunen und betroffenen Instituten erstellt werden sollen.
Richtlinie vom Bund bis Anfang 2023
In diesem Jahr sollen im Rahmen eines Pilotprojekts mit freiwilligen Einrichtungen der stationären Altenpflege „Musterhitzepläne“ als erfolgreiche Beispiele entwickelt werden, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums. Das Umweltministerium bereitet eigenen Angaben zufolge zudem voraussichtlich für Anfang 2023 eine Richtlinie zur Förderung von Klimaanpassungsmaßnahmen vor. In dem Rahmen solle auch die Erstellung von Hitzeaktionsplänen unterstützt werden, erklärte ein Sprecher.
Schutz vor extremer Hitze
Viele Kommunen appellieren an die Bevölkerung, eigenverantwortlich aufzupassen. Auch die Gesundheitsämter und das Ministerium geben auf den Internetseiten Tipps zum Umgang mit Hitze. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) gehören zu den Risikogruppen für hitzebedingte Sterblichkeit und Erkrankungen vor allem kleine Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke. Der DWD empfiehlt, drei wichtige Grundregeln zu beachten, um sich vor den hohen Temperaturen zu schützen:
- Nicht in die direkte Sonne gehen
- Am Nachmittag (heißeste Zeit des Tages) am besten gar nicht rausgehen
- Sport im Freien nur in den kühleren Morgenstunden
Mit dpa
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