Unterricht beginnt um 5.30 Uhr

Indonesien: Früher Schulbeginn vor dem Morgengrauen löst Debatte aus

Schülerinnen und Schüler hören im Unterricht an der öffentlichen Schule von Kepek (Indonesien) ihrem Lehrer zu (Archivbild).

Schülerinnen und Schüler hören im Unterricht an der öffentlichen Schule von Kepek (Indonesien) ihrem Lehrer zu (Archivbild).

Sydney. In heißen Ländern fangen viele Menschen den Tag früher an, um der mittäglichen Hitze zu entgehen. Das gilt auch als eine Methode, um unser Leben mehr an den Klimawandel anzupassen, der mehr und länger andauernde Hitzewellen mit sich bringt. Doch bei dem indonesischen Pilotprojekt in Kupang, der Hauptstadt der Provinz Ost-Nusa-Tenggara, geht es um ganz andere Beweggründe.

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Hier fangen die Schüler der zwölften Klasse ihren Schultag um 5.30 Uhr am Morgen an, um zu mehr Disziplin angehalten zu werden. Laut der lokalen Tageszeitung „The Jakarta Post“ ist der Grund für den frühen Schulstart rein die Charakterbildung. Das Experiment wird derzeit an insgesamt zehn Gymnasien in der Region getestet.

Morgenritual mit Tänzen und Gebeten

Wohl, um sich solidarisch zu zeigen, und vermutlich auch, um mit gutem Vorbild voranzugehen, fangen seit Anfang März auch Mitarbeiter im öffentlichen Dienst ihre Arbeit ähnlich früh am Morgen an. Viele von ihnen starten laut der Zeitung bereits um 5 Uhr morgens. Ähnlich wie die Schüler würden auch die Erwachsenen in den Tag mit einem Ritual bestehend aus Tänzen und Gebeten starten, wie es in dem lokalen Medium heißt.

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Obwohl der Tag damit relativ locker beginnt, ist das Feedback für den Schulstart im Dunkeln bisher alles andere als positiv. Eltern zufolge sind die Kinder erschöpft, wenn sie nach Hause kommen. Viele fürchten auch, dass ihren Kindern so früh morgens etwas auf dem Weg zur Schule zustoßen könnte. Normalerweise beginnen die Schulen in Indonesien zwischen 7 und 8 Uhr morgens und enden gegen 15.30 Uhr.

Kritik kommt auch von offizieller Seite

Wie das indonesische Medium „Kompas“ berichtet, hat der indonesische Ombudsmann die Zentralregierung gebeten, das Pilotprojekt, das seit Februar läuft, abzubrechen. Das Ministerium für Frauenförderung und Kinderschutz und die indonesische Kinderschutzkommission sollen sich ebenfalls kritisch geäußert haben.

„Es steht in keinem Zusammenhang mit den Bemühungen, die Qualität der Bildung zu verbessern“, wurde Marsel Robot, ein Bildungsexperte an der Nusa Cendana University in Kupang, im britischen „Guardian“ zitiert. Langfristig könne Schlafentzug die Gesundheit der Schüler gefährden und zu einer Verhaltensänderung führen, sagte er. „Sie werden nur ein paar Stunden schlafen, und das ist ein ernstes Risiko für ihre Gesundheit.“ Die neue Routine würde ihnen zudem Stress bereiten und dies würde sich in ihrem Benehmen widerspiegeln.

Teenager brauchen acht bis zehn Stunden Schlaf

Laut dem US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) ist es unter Jugendlichen weit verbreitet, dass sie nicht genug Schlaf bekommen. Der biologische Rhythmus ändert sich bei Teenagern: Sie werden während der Pubertät nachts später schläfrig und wollen morgens dafür länger schlafen. Einer der Gründe, warum Heranwachsende nicht genug Schlaf bekommen, ist laut CDC deswegen ein zu früher Schulbeginn.

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Die American Academy of Pediatrics empfiehlt deswegen, dass Mittel- und Oberschulen um 8.30 Uhr oder später beginnen sollten, um den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, die Menge an Schlaf zu bekommen, die ihre Körper brauchen. Bekommen die Jugendlichen zu wenig Schlaf, so ist dies laut den Fachleuten gleich mit mehreren Gesundheitsrisiken verbunden: Übergewicht, Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum sowie schlechte schulische Leistungen können die Folgen sein. Die American Academy of Sleep Medicine empfiehlt Teenagern im Alter von 13 bis 18 Jahren deswegen, regelmäßig acht bis zehn Stunden pro Tag zu schlafen.

Auch eine Studie von Münchner Expertinnen und Experten, die sich auf ein Pilotprojekt in der Nähe von Aachen stützt und im Fachmagazin „Sleep“ veröffentlicht wurde, kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Sowohl der Schlaf als auch die schulische Leistungsfähigkeit verbesserten sich, wenn die Schule etwas später anfing und die Jugendlichen damit mehr Schlaf bekamen.

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