Kampf um die letzte Ruhestätte für Kapitän James Cooks Schiff „Endeavour“

Eine Nachbildung der „HMB Endeavour“.

Eine Nachbildung der „HMB Endeavour“.

Es war eine Sensationsnachricht: Experten hätten eindeutig bestätigt, dass es sich bei einem Wrack vor Rhode Island in den USA um die Überreste der „Endeavour“ handele. So hieß es bei einer Veranstaltung des Australian National Maritime Museum (ANMM) am Donnerstagvormittag in Sydney.

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Die „Endeavour“, die während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1788 im Hafen von Newport versenkt wurde, nimmt einen besonderen Platz in der australischen Geschichte ein. Denn mit diesem Schiff hatte Kapitän James Cook 1770 einst Australien erreicht und es für die britische Krone beansprucht.

Bekanntgabe „verfrüht“ und ein „Vertragsbruch“?

Das australische Museum ist von seiner archäologischen Forschungsarbeit überzeugt. So warteten die Experten gleich mit mehreren Identifizierungsmerkmalen auf. Die Größe, strukturelle Details und die Form der gefundenen Wrackteile würden passen, so hieß es. Auch die Länge des Rumpfes oder die Platzierung des Vorder- und Hauptmastes des Schiffes stimmen laut der australischen Forscher mit den Plänen der „Endeavour“ überein. Besonders wichtig: Holzproben deuten ebenfalls darauf hin, dass das Schiff, das die Forscher als „Endeavour“ identifiziert haben wollen, in Europa und nicht in Amerika gebaut wurde.

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Doch nicht jeder war über die Nachricht erfreut, die sich am Donnerstag innerhalb kürzester Zeit auf sämtlichen australischen Nachrichtenwebseiten verbreitete. In den USA war die Empörung so groß, dass kaum eine Stunde später das Rhode Island Projekt für Meeresarchäologie (RIMAP) ein Statement veröffentlichte, in dem es die australische Bekanntgabe als „verfrüht“ bezeichnete. RIMAP sei seit jeher die federführende Organisation für die Studie im Hafen von Newport gewesen, hieß es darin. An einer Stelle sprachen die US-amerikanischen Archäologen sogar von einem „Vertragsbruch“ der Australier.

Amerikanern ist Beweislage nicht eindeutig genug

Das, was man am Fundort des Schiffswracks sehen könne, stimme zwar tatsächlich mit dem überein, was man von der „Endeavour“ erwarte. Das gestanden auch die amerikanischen Archäologen ein. Doch ihrer Meinung nach ist die Beweislage nicht eindeutig genug. Es gebe nach wie vor viele unbeantwortete Fragen, so die US-Amerikaner. Im gleichen Atemzug kündigten die RIMAP-Wissenschaftler einen eigenen Bericht an – sobald „ein angemessener wissenschaftlicher Prozess abgeschlossen“ sei, der nicht von „australischen Emotionen oder Politik“ bestimmt sei, wie sie meinten.

Von australischer Seite ist man sich dagegen sicher: So betonte der Direktor des Australian National Maritime Museum, Kevin Sumption, dass er davon „überzeugt“ sei, dass das von ihnen identifizierte Wrack „eines der wichtigsten und umstrittensten Schiffe in der australischen Seefahrtsgeschichte“ sei. Er habe sich in der Lage gefühlt, diese Behauptung aufzustellen, nachdem die „letzten Teile des Puzzles“ bestätigt wurden, wie er sagte.

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Forscher rätseln seit Jahrzehnten um das Schicksal der „Endeavour“

Das Schicksal des Schiffes beschäftigt Forscher aus aller Welt seit Jahrzehnten. Bereits vor sechs Jahren hatte RIMAP gemeldet, dass die „Endeavour“ eines von 13 Schiffen sein könnte, die die Archäologen an neun Standorten in der Region gefunden hatten. Doch erst 2018 identifizierten sie die letzte Ruhestätte dann eindeutig als Hafen von Newport vor Rhode Island. Doch dort liegen eben mehrere Schiffe – nicht nur die „Endeavour“.

Der britische Marineoffizier James Cook hatte das Kommando der „Endeavour“ 1768 übernommen. Cook war damals für seine Navigationsfähigkeiten in ganz Großbritannien geschätzt. Sein offizieller Auftrag lautete, den Durchgang der Venus durch die Sonne auf Tahiti zu beobachten und den noch immer sagenumwobenen Südkontinent zu finden, der das logische Gegengewicht zur Landmasse im Norden bilden würde. Nachdem er Plymouth im August 1768 verließ, segelte er zunächst durch die Pazifikinseln, bevor er im September 1769 in Neuseeland ankam. Als er schließlich im April 1770 im Osten Australiens landete, nahm er das Land für die britische Krone in Anspruch.

1775 wurde „Endeavour“ verkauft und in „Lord Sandwich“ umbenannt

1775 wurde die „Endeavour“ schließlich verkauft und in „Lord Sandwich“ umbenannt. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges kam das Schiff als britischer Truppentransporter zum Einsatz und wurde 1778 in einer Blockade vor Rhode Island schließlich versenkt. Ein Nachbau der „Endeavour“ wird im Australian National Maritime Museum in Sydney ausgestellt. Außerdem befindet sich ein Bild des Schiffes auf der neuseeländischen 50-Cent-Münze und das Nasa-Raumschiff „Endeavour“ wurde nach dem Schiff Cooks benannt.

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