Nach Brand in mexikanischem Migrationszentrum: Vorwürfe gegen Personal
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Kerzen stehen auf einem Altar während einer Mahnwache für die Opfer des Brandes in einer mexikanischen Einwanderungshaftanstalt.
© Quelle: Christian Chavez/AP
Mexiko-Stadt. Nach dem Brand in einem Migrantenhaftlager mit Dutzenden Toten in Mexiko bringen Aufnahmen von Überwachungskameras die Behörden in Erklärungsnot. Die am Dienstag veröffentlichten Bilder zeigen, wie Wärter während der Katastrophe schnell die Flucht ergreifen, anstatt die Männer aus der brennenden Zelle zu lassen. Die mexikanischen Behörden korrigierten die Zahl der Toten unterdessen nach unten: 38 Menschen seien bei dem Feuer in der Einrichtung in Ciudad Juárez umgekommen.
Zunächst war von 40 die Rede, doch hieß es nun, einige Opfer seien inmitten des Aufruhrs offenbar doppelt gezählt worden. Nach Angaben des nationalen Einwanderungsinstituts gab es 28 Verletzte. Sie seien in ernstem Zustand.
Brand in Schlafsaal
Das Feuer brach am Montagabend (Ortszeit) in einem Schlafsaal des Internierungszentrums aus. Zu diesem Zeitpunkt waren den Behörden zufolge 68 Männer aus Zentral- und Südamerika dort interniert. Fast alle stammten aus Guatemala, Honduras, Venezuela und El Salvador, teilte das Institut mit. Die Einwanderungsbehörden teilten mit, 15 Frauen seien freigelassen worden, als das Feuer ausgebrochen sei. Das bestätigte auch eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur AP.
Präsident Andrés Manuel López Obrador sagte, die Migranten hätten aus Protest Matratzen angezündet, nachdem sie gehört hätten, dass sie deportiert werden sollten. „Sie haben sich nicht vorstellen können, dass dies zu diesem schrecklichen Unglück führt.“ Stunden später wurden vor der Einrichtung die Leichen auf silbern schimmernden Laken aufgereiht, gegenüber liegt das Rathaus von Ciudad Juárez. Zu sehen waren auch Krankenwagen, Feuerwehrleute und Transporter des Leichenschauhauses.
Migranten steckten Matratzen in Brand
Videoaufnahmen einer Überwachungskamera, die am Dienstag an die Öffentlichkeit gelangten, bestätigten die Angaben des Präsidenten. Zu sehen ist, wie Migranten Schaumstoffmatratzen gegen die Gitter ihrer Zelle stellen und sie in Brand stecken. Andere Aufnahmen zeigen zwei Personen in Wachpersonalkluft, auf der anderen Seite ist mindestens ein Migrant hinter Metallstäben zu sehen. Doch die Wachleute scheinen keinen Versuch zu unternehmen, die Zelltüren zu öffnen. Stattdessen rennen sie weg, während Rauch binnen Sekunden den Raum füllt. Mexikos Innenminister Adán Augusto López bestätigte dem Lokalreporter Joaquín López Doriga in einem Interview die Echtheit der Bilder.
Ciudad Juárez ist ein wichtiger Grenzübergang für Migrantinnen und Migranten, die in die USA wollen. Die Unterkünfte sind oft überfüllt, weil viele Menschen auf eine Gelegenheit zum Grenzübertritt warten oder in den USA Asyl beantragt haben.
Schießereien nach Verhaftung von Drogenboss in Mexiko
Sicherheitskräfte haben den Sohn von Joaquin „El Chapo“ Guzman und aktuellen Anführer des Sinaloa-Kartells, Ovidio Guzman, festgenommen.
© Quelle: Reuters
Berichten zufolge hatte es in den vergangenen Wochen Spannungen zwischen Migranten und Behörden in Ciudad Juárez gegeben. Im März versuchten Hunderte zumeist venezolanische Migranten und Migrantinnen aufgrund falscher Gerüchte, die USA würden ihnen die Einreise gestatten, sich gewaltsam über eine der internationalen Brücken nach El Paso in Texas durchzuschlagen. Die US-Behörden blockierten ihre Versuche.
Mehr als 30 Einrichtungen für Migranten und Interessenvertretungen kritisierten in einem offenen Brief, Migranten und Asylantragsteller in Ciudad Juárez würden kriminalisiert und misshandelt. Die Polizei kontrolliere sie ohne Grund und wende übermäßig Gewalt gegen sie an.
Die verbreitete Inhaftierung von Einwanderern führe zu Tragödien wie dieser, twitterte Felipe González Morales, UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte von Migranten. Nach dem Völkerrecht müsse die Inhaftierung von Einwanderern eine Ausnahme bleiben und dürfe nicht Gewohnheit werden, schrieb er.
RND/AP