Nach Bränden im Mittelmeerraum: Wiederaufforstung der Wälder könnte Jahrzehnte dauern

Die Landschaft, wie hier auf Euböa in Griechenland, muss sich von den Waldbränden erst noch erholen.

Die Landschaft, wie hier auf Euböa in Griechenland, muss sich von den Waldbränden erst noch erholen.

Hannover. Überall in der Welt haben schwere Waldbrände in den letzten Wochen ganze Regionen verwüstet. In Europa sind vor allem Griechenland und Italien betroffen. Erst nach den Löscharbeiten wird dabei das Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Alexander Held vom Projekt Waldbrand-Klima-Resilienz ist Experte für Wiederaufforstung in Gebieten, die vermehrt von Waldbränden betroffen sind. Er weiß, dass nach den verheerenden Feuern erst einmal die Infrastruktur wieder errichtet werden muss. „Der Zivilschutz hat derzeit Vorrang“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Da sind im Moment die Prioritäten selbstverständlich auf die Wiederherstellung der beschädigten Infrastruktur gerichtet.“

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Strom-, Gas- oder Telefonleitungen sowie Straßen und Häuser müssen nun erst wieder aufgebaut werden. Held hat jedoch auch Bedenken: „Die Befürchtung, die wir haben beziehungsweise die sich in solchen Fällen oftmals wiederholt, ist, dass durch die Aktivitäten, die jetzt anlaufen, der weitere Aspekt, nämlich die Wiederherstellung der Landschaft, in den Hintergrund rückt.“

Natur kann sich von Bränden schnell erholen

Die sogenannte natürliche Wiederbegrünung von zerstörten Gebieten gehe eigentlich relativ schnell, so der Experte. Allerdings handele es sich dann bei diesen nachwachsenden Pflanzen zum Beispiel um Gras und Gestrüpp, das besonders feines Brennmaterial ist. „Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste zündende Funke ausbricht. Dadurch kommen wir in einen Kreislauf, der auch in anderen Ländern der Welt bereits zu beobachten ist.“ Das Risiko wiederkehrender Brände erhöhe sich somit nach jedem Feuer umso mehr. Hinzu komme, dass Brände je nach Jahreszeit unterschiedlich starke Schäden verursachen. Während Waldfeuer in den mediterranen Gebieten im Februar oder März relativ harmlos sind, dringen die Flammen im August, wo die Vegetation ohnehin sehr trocken ist, in tiefere Bodenschichten ein.

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Deshalb sei es notwendig, die natürliche Wiederbegrünung durch bestimmte Wiederaufforstungsprogramme zu unterstützen, sagte Held dem RND. Große Waldbrände wie sie derzeit in Griechenland und Italien wüten, könnten dann sogar als Chance gesehen werden. „Aus unserer präventiven Förstersicht ist es unsere Aufgabe, zu beraten, welche Baumarten oder welche Pflanzverfahren wir an bestimmten Stellen pflanzen können, damit die Wälder resilienter gegen destruktive Feuer sind.“ Verheerende Brände werden sich zwar niemals ganz vermeiden lassen, erklärt der Experte. Aber durch die Unterstützung des Menschen könnte der Natur ermöglicht werden, sich auf langfristige Sicht nach Extremwetterereignissen selbst wiederherzustellen.

Aufforstung wird Jahrzehnte dauern

Diese Aufforstung bedarf jedoch auch einer Menge Zeit. „Nach so intensiven Bränden wie jetzt kann man davon ausgehen, dass die obersten Zentimeter der Erdschicht extrem in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sodass auch die Wasserkapazität der Böden und die Mikroorganismen, die darin leben, beschädigt oder sogar zerstört sind”, sagte Alexander Held. „Und bis sich da wieder die Standardbedingungen eingestellt haben, die Waldwachstum begünstigen und die dann auch unterstützt werden können, wird es Jahrzehnte dauern.“

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