Rundgang über Theresienwiese

Fässer voll Bier und Spüli gegen Corona: Optimismus am Tag vor dem Wiesnbeginn

Das Schild am Eingang zur Theresienwiese heißt Besucherinnen und Besucher bereits auf dem Oktoberfest willkommen – doch einen Tag müssen die sich noch gedulden.

Das Schild am Eingang zur Theresienwiese heißt Besucherinnen und Besucher bereits auf dem Oktoberfest willkommen – doch einen Tag müssen die sich noch gedulden.

München. Die Zelte stehen, das Riesenrad auch, an manchen Ständen baumeln schon die Lebkuchenherzen mit Aufschrift „Schatzi“ oder einfach „Oktoberfest“: Nur die vielen Autos und Lkw auf der Theresienwiese und die fehlenden Menschenmassen zeigen noch, dass die Wiesn noch nicht eröffnet wurde. „Bis Samstag um 9 Uhr müssen alle Wagen vom Gelände sein, sonst werden sie abgeschleppt“, sagt Wiesnchef Clemens Baumgärtner am Freitagnachmittag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) bei einem Rundgang über das Gelände. Denn dann steht der erste Tag des größten Volksfests der Welt wieder an – nach zwei Jahren Pandemiezwangspause.

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Ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Schatzi“ hängt bereits vor der Oktoberfesteröffnung am Samstag an einem Stand.

Ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Schatzi“ hängt bereits vor der Oktoberfesteröffnung am Samstag an einem Stand.

Die Lust aufs Zusammensein und Feiern ist wieder groß, in München, aber auch in aller Welt, woher Gäste in die bayerische Landeshauptstadt anreisen. Angst vor einer Ansteckung mit Corona im Bierzelt, wo bis zu 10.000 Menschen pro Zelt eng an eng sitzen? Die hat der Wiesnchef Baumgärtner nicht: „Ich bin viermal geimpft und einmal genesen“, sagt er. Vor etwa einem Monat habe er sich das zweite Mal boostern lassen.

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Wirte zufrieden mit Reservierungen für Wiesn 2022

Ob dieses Jahr wieder rund sechs Millionen Menschen wie in den Jahren vor der Pandemie zu dem Fest strömen oder manche doch aus Vorsicht verzichten, das wird sich erst in den nächsten zwei Wochen endgültig zeigen. Baumgärtner ist aber optimistisch, und auch die Wirte können nicht über fehlende Reservierungen klagen. „Wir sind voll“, sagt etwa Thomas Vollmer, Wirt des Augustiner-Zeltes auf der Wiesn, dem RND. Ein gewisses Kontingent müsse aber immer ohne Reservierungen bleiben für Besucherinnen und Besucher, die spontan auf ein Bier vorbeikommen wollen.

Corona, Grippe, Affenpocken: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr auf dem Oktoberfest?
Besucher feiern am 26.09.2018 in Muenchen (Bayern) beim Oktoberfest im Hacker-Pschorr-Festzelt. Foto: Tobias Hase

Bierselige Massen eng gedrängt in der dunstigen Enge der Zelte, Hunderttausende im Gedränge an Fahrgeschäften und Buden. Erreger haben leichtes Spiel.

Und das Bier kommt in dem Zelt im Gegensatz zu den meisten anderen noch aus richtigen Holzfässern und nicht aus Tanks. Vollmer, dessen Familie seit 1988 das Zelt auf der Wiesn betreibt, öffnet das Tor zu dem Raum, in dem die Fässer bei null bis ein Grad kühlgehalten werden. Trotz des frischen und nassen Wetters an diesem Freitag in München schlägt einem die kühle Luft gleich entgegen. „Von hier rollt der Ganterbursche die Fässer in das Zelt“, sagt er. Ein Ganterbursche, das sei der Mitarbeiter, der für die Fässer zuständig sei. Und weil viele der Fässer 200 Liter fassen, hat er ein Werkzeug mit dem Namen „Faulenzer“, mit dem er das stehende Fass umkippen kann, um es anschließend zu rollen, und dann am Ziel angekommen anzustechen.

Bier darf erst fließen, nachdem der Oberbürgermeister angezapft hat

Doch das Bier darf erst fließen, wenn Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Samstag pünktlich um 12 Uhr das erste Fass – wiederum in einem anderen Zelt, dem der Wirtefamilie Schottenhamel – angezapft hat. Dann heißt es wieder „O‘zapft is!“ – und 17 Tage lang Bier ohne Ende. Auch wenn der Maßpreis sich um stolze 15,77 Prozent im Vergleich zur letzten Wiesn 2019 erhöht hat, 12,60 bis 13,80 Euro kostet der Liter jetzt.

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Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (r., SPD), und der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (l., CSU) zeigen den offiziellen Wiesnmaßkrug 2022.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (r., SPD), und der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (l., CSU) zeigen den offiziellen Wiesnmaßkrug 2022.

Das fällt in eine Zeit, in der die Menschen sowieso schon mit steigenden Lebensmittel- und vor allem Gaspreisen wegen des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine und die dadurch ausgelöste Inflation zu kämpfen haben. Dass wegen des Gasverbrauchs auf der Wiesn bald in München die Lichter ausgeschaltet werden müssen, will Wiesnchef Baumgärtner sich aber nicht vorwerfen lassen: Laut Wiesnpressestelle verbrauche das Oktoberfest vier Gigawattstunden Strom und zwei an Gas. Dies seien nur 0,6 und 0,1 Promille des jeweiligen Gesamtverbrauchs der Stadt pro Jahr.

Gläser werden kalt gespült – aber mit Mittel, das auch Coronaviren trotzen soll

Dem kommt entgegen, dass die Maßgläser in den Zelten nicht heiß, sondern kalt gespült werden – wenn auch aus praktischen Gründen und nicht nur wegen des Energiesparens. Baumgärtner zeigt auf die Spülmaschine im Augustinerzelt, die die Gläser durchlaufen. „Das Spülmittel in allen Zelten ist dieses Jahr nicht nur gegen unbehüllte Viren, sondern auch gegen behüllte Viren wirksam“, betont er. „Also auch gegen Corona.“ Verhindern können, dass es Infektionen in den Bierzelten gibt, wird das Spüli aber nicht. Expertinnen und Experten erwarten einen Anstieg der Inzidenz in München in den kommenden zwei Wochen, wie es etwa schon beim Gäubodenfest in Straubing war, das danach zwischenzeitig die höchste Corona-Ansteckungsrate Deutschlands hatte. Zu Überlastungen der Krankenhäuser hatte es aber nicht geführt.

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Müssen wir steigende Corona-Zahlen nach Großveranstaltungen wie der Wiesn also als neue Normalität akzeptieren und aushalten? Darüber wird viel gestritten. Baumgärtner aber hat eine eindeutige Meinung: „Das hat der Gesetzgeber mit seinen Regelungen so entschieden.“ Denn die machen eine Wiesn ohne Corona-Einschränkungen möglich. Er jedenfalls freut sich auf die Rückkehr des Oktoberfestes, auch wenn er an diesem Freitagnachmittag ein Bier im Zelt – das dann doch für ein paar Mitarbeitende schon ausgeschenkt wird – ablehnt und nur einen Kaffee nimmt. Er will früh schlafen gehen: „Ich habe noch 17 Tage Wiesn vor mir.“ Hoffentlich ohne Corona-Infektion am Ende.

Die Wiesn in Zahlen

  • 17 Tage lang läuft die Wiesn: vom 17. September bis zum 3. Oktober
  • 34,5 Hektar groß ist das Festgelände
  • 487 Betriebe wurden in diesem Jahr für die Wiesn zugelassen, darunter Gastronomie, Schaustellergeschäfte, Marktkaufleute sowie Servicebetriebe
  • 13.000 Personen sind auf dem Oktoberfest beschäftigt
  • 17 Festhallen mit zusammen rund 120.000 Sitzplätzen gibt es
  • Zwei neue Zelte gibt es dieses Jahr: Auf der Oidn Wiesn bekommt das Volkssängerzelt einen neuen Wirt, die Pschorrbräu-Festhalle Bräurosl ist völlig neu entstanden
  • 180 Fahr-, Schau- und Belustigungsgeschäfte stehen für die Gaudi auf der Wiesn bereit
  • 6 Münchner Großbrauereien schenken ihre speziellen Oktoberfestbiere aus: Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und Staatliches Hofbräuhaus
  • 12,60 Euro bis 13,80 Euro kostet eine Maß Bier auf der Wiesn und ist damit 15,77 Prozent teurer als 2019 noch
  • 2 Familientage, an den beiden Dienstagen, gibt es auf der Wiesn - mit ermäßigten Fahr-, Eintritts- und Verkaufspreisen
  • 600 Polizeibeamte sind auf der Wiesn im Einsatz, dazu kommen extra Taschendiebfahnder, Videokameras und Einlasskontrollen
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