Neue, grausige Details

Foltermord an zwölfjähriger Lola in Paris: Ein Fall, der sprachlos macht

Eine Frau legt Blumen vor dem Gebäude in Paris nieder, wo die Leiche einer zwölfjährigen Schülerin in einem Koffern gefunden wurde.

Eine Frau legt Blumen vor dem Gebäude in Paris nieder, wo die Leiche einer zwölfjährigen Schülerin in einem Koffern gefunden wurde.

Paris. „Ruhe in Frieden, kleine Lola. Du wirst für immer in meinem Herzen bleiben.“ Der Zettel mit diesen Zeilen steckt zwischen Blumensträußen und Kerzen, die vor dem großen Gebäude im Nordosten von Paris liegen, in dem die Zwölfjährige mit ihrer Familie lebte. Die Menschen in dem Viertel und weit darüber hinaus sind tief geschockt über den Foltermord an Lola am vergangenen Freitag. Zumal immer mehr grausige Details bekannt werden.

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Einige Stunden nach der Tat war ihr lebloser Körper, der zahlreiche Wunden aufwies, zusammengefaltet in einem riesigen Plastikkoffer entdeckt worden. Ihr Gesicht war komplett mit Tesafilm überklebt, die Arme und Beine waren gefesselt. Die Autopsie ergab, dass das Mädchen erstickt war. Auf jeder Fußsohle klebte ein Post-it-Zettel mit den Nummern null und eins.

Vorwurf: Mord, Vergewaltigung und Folter

Noch am Samstagmorgen nahm die Polizei die Algerierin Dhabia B. als mutmaßliche Täterin fest. Gegen die 24-Jährige ohne festen Wohnsitz wird wegen Mord an einer Minderjährigen unter 15 Jahren in Verbindung mit Vergewaltigung, Folter oder barbarischen Handlungen ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft hat sie die Tat abwechselnd gestanden und bestritten. Der Polizei war sie nur als Opfer häuslicher Gewalt im Jahr 2018 bekannt. In den vergangenen Wochen hatte ihre ältere Schwester sie beherbergt, die im selben Haus lebt wie Lolas Familie. Die Eltern des Mädchens, die dort als Hausmeister arbeiten, sorgten sich am Freitagnachmittag, als ihre Tochter nicht von der Schule nach Hause kam, obwohl Aufnahmen der Videokamera zeigten, dass sie um 15.15 Uhr in Begleitung einer jungen Frau, Dhabia B., das Gebäude betreten hatte.

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Deren Aussage zufolge zog sie das Mädchen in die Wohnung ihrer Schwester, welche sich an ihrer Arbeitsstelle befand. Die 24-Jährige habe Lola gezwungen zu duschen, sich sexuell an ihr vergangen und ihr schwere Gewalt zugefügt, die zum Tod führte, so die Staatsanwaltschaft. Die Leiche versteckte B. in einem Koffer, mit dem sie rund eineinhalb Stunden später auf der Straße gesehen wurde. Sie bat dort einen Mann, ihr beim Tragen zu helfen. Als dieser ablehnte, versprach sie ihm Geld, denn im Koffer befinde sich „Handelsware“. Dem Zeugen zufolge sprach sie von einer Niere.

Schließlich ließ sich Dhabia B. von einem Freund, gegen den nun ebenfalls wegen Verschwindenlassen einer Leiche ermittelt wird, in dessen Wohnung im Nordosten von Paris bringen, kam aber nach zwei Stunden mit einem Taxi wieder zurück an den Tatort, wo sie den Koffer mit der Mädchenleiche abstellte. Sie selbst fuhr in der Nacht in einen anderen Pariser Vorort, wo die Polizei sie aufgriff.

Rechtsextremisten geben Regierung Mitschuld

Psychologen sind nun damit beauftragt, Dhabia B.s Geisteszustand zu untersuchen. Ihrer Schwester zufolge ist sie labil und lebt seit Längerem in prekären Verhältnissen. Französische Medien berichteten über einen Streit mit Lolas Mutter, die Dhabia B. einen elektronischen Türöffner für das Gebäude verweigert haben soll.

Inzwischen hat Präsident Emmanuel Macron Lolas Familie empfangen und ihr laut Élysée-Palast „seine volle Solidarität und Unterstützung“ ausgesprochen. Demgegenüber werfen konservative und rechtsextreme Abgeordnete der Regierung eine Mitschuld vor, da diese zu nachlässig bei der Ausweisung illegaler Einwanderinnen und Einwanderer handle. Denn Dhabia B., die 2016 mit einem Studentenvisum einreiste, hatte keine Aufenthaltserlaubnis mehr und im August einen Bescheid über ihre Ausreisepflicht erhalten. Erst der „politische Wahnsinn“ der Verantwortlichen habe dieses Verbrechen ermöglicht, sagte die Rechtspopulistin Marine Le Pen.

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Mehrere rechtsextreme Abgeordnete kommen am Donnerstag vor dem Rathaus des 19. Arrondissement von Paris zu einer Gedenkveranstaltung für Lola zusammen. Demgegenüber rief Premierministerin Élisabeth Borne die Opposition dazu auf, „ein wenig Anstand“ zu bewahren, die Trauer und den Schmerz von Lolas Familie zu respektieren. Es sei nun an der Polizei und der Justiz, die Hintergründe der Tat ganz aufzudecken.

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