Schuhbeck, Rosin, Henssler: Wie geht es den deutschen Starköchen aktuell?
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Dem TV-Koch Steffen Henssler gefällt die aktuelle Corona-Politik in Sachen Gastronomie nicht.
© Quelle: Henning Kaiser/dpa
Viele Gastronomen kämpfen seit Beginn der Corona-Pandemie um ihre Existenz. Mal dürfen sie öffnen, mal müssen sie schließen, mal gelten strengere Maßnahmen, mal weniger strenge. Am Freitag wurde bei der Bund-Länder-Runde nun beschlossen, dass ab dem 17. Januar für alle Gastronomiebetriebe 2G plus gelten soll. Heißt: Nur noch geimpfte, genesene und zusätzlich getestete Personen dürfen in Restaurants und Gaststätten.
Das hat auch Auswirkungen auf die Betriebe von prominenten Köchen. Bereits am Donnerstagabend erklärte Tim Mälzer in einem Instagram-Video, dass er seine Bullerei im Hamburger Schanzenviertel vom 9. Januar bis Anfang Februar schließt – freiwillig. In Anbetracht der kommenden 2G-plus-Reglung sei man zu dem Entschluss gekommen, in einen dreiwöchigen „Betriebsurlaub“ zu gehen. Das Team seines Restaurants sei nicht nur für „kulinarische Wohlgenüsse verantwortlich“, sondern trage auch eine Fürsorgepflicht den Mitarbeitern und Gästen gegenüber, wie Mälzer zu dem Video schreibt.
Öffnen wolle er sein Restaurant erst wieder, wenn ein „für alle auch wirklich erträgliches Hygiene-2G-plus-Konzept“ erarbeitet wurde. Wie es zuletzt in der Bullerei lief, lässt der TV-Koch offen. Und wie ist die Lage bei anderen deutschen Starköchen?
Steffen Henssler: „Da kann man nur noch staunen“
Fernsehkoch Steffen Henssler (49) findet die Einführung der 2G-plus-Regeln in der Gastronomie „schwierig“. Die neuen Vorschriften, die nun bundesweit eingeführt werden sollen, seien für ihn „auch nicht ganz nachvollziehbar“, sagte Henssler am Freitag. „Ich glaube, die Aufgabe der Gastronomie ist es nicht, herzuhalten dafür, dass man der Meinung ist, die Leute sollten sich alle impfen“, sagte der Gastronom, der in Hamburg mehrere Restaurants betreibt.
Es ist nichts das erste Mal, dass sich der Hamburger wenig verständnisvoll über die Corona-Regeln zeigt. Am Donnerstag schrieb er in seiner Instagram-Story zu den Plänen: „Da kann man nur noch staunen.“ Er ergänzt seinen Kommentar zu einem Onlinebericht der „Bild“-Zeitung (Überschrift: „Hart, Härter, Hamburg – Neue Einschränkungen für Kneipen und Kultur“) mit einem Emoji, das die Mundwinkel hängen lässt.
Seine TV-Show „Grill den Henssler“ hat der Koch während der Corona-Pandemie weitergeführt. Zuletzt wurde bereits die achte Staffel gesendet.
Frank Rosin: „Gastronomieunternehmertum muss fachlich kompetenter werden“
Der TV-Koch Frank Rosin hat keine Angst vor einem neuen Lockdown, sagte er in einem Interview mit web.de. „Ich bin davon überzeugt, dass wir noch einige Zeit mit dem Thema Corona zu tun haben werden. Angst hat man in meinen Augen vor etwas Ungewissem, es ist aber gewiss, dass wir weiter mit diesem Thema leben werden.“ Daher müsse sich die Branche entsprechend aufstellen und vorbereitet sein. Wie genau das in seinem Restaurant Rosin in Wulfen bei Dorsten (Nordrhein-Westfalen) aussieht, lässt er offen. Dennoch: Auf die Frage, auf welche Schlagzeile er 2022 gerne verzichten würde, antwortete er: „Die Ankündigung des nächsten Lockdowns.“
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Der TV-Koch Frank Rosin.
© Quelle: Kabel Eins / Willi Weber
Neben den wirtschaftlichen Aspekten beklagt der TV-Koch aber auch personelle Schwierigkeiten. Restaurants würden weniger auf Fachkräfte setzen. „Der Trend wird sich weiter fortsetzen, wenn sich die Ausbildungsmodalitäten, die Grundaufstellung des gesamten Berufsbildes im sozialen Kontext nicht maßgeblich ändern. Es ist wichtig, dass man sich in der Branche persönlich wie beruflich entwickeln kann, dass man auch monetär Chancen und Ziele hat und sich auch privat sicher aufstellen kann“, sagte er im Interview. Rosin führte aus: „Das ganze Gastronomieunternehmertum muss fachlich kompetenter werden. Und das bedeutet nicht, Bratwurst zu braten oder Kaffee zu kochen, sondern es geht um ökonomische, soziale Dinge.“
Seit dem 6. Januar ist Frank Rosin in seiner neuen Kabel-eins-Sendung „Rosins Heldenküche“ zu sehen.
Cornelia Poletto
Cornelia Poletto betreibt in Hamburg ein Restaurant und eine Kochschule. Wie sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erzählte, musste auch sie im vergangenen Jahr die Corona-Hilfen in Anspruch nehmen: „Viele denken ja: Die Fernsehköche bekommen das schon so hin. Klar haben wir noch eine zusätzliche Einnahmequelle, aber das Restaurant führen wir genau so wie jeder andere Kollege oder Kollegin, die nicht im TV sind. Unendliche Reserven haben auch wir nicht.“ Seit dem 30. Dezember ist ihr Restaurant allerdings geschlossen, nachdem sich mehrere Mitarbeiter infiziert hatten. Bis zum 17. Januar waren sowieso Betriebsferien geplant, bis dahin will Poletto ein neues Konzept ausarbeiten: „Wir wollen Abläufe und Sicherheit optimieren. Denn vieles in der Gastronomie ist gerade noch nicht durchdacht: Warum dürfen nur zehn Leute an einem Tisch sitzen, dafür dürfen wir aber voll bestuhlen und müssen keine Abstände mehr einhalten? Wäre es sinnvoll, wieder auf mehr Abstand zu gehen, dafür aber in zwei Schichten Tische anzubieten? All diese Fragen müssen wir uns jetzt stellen – und beantworten“, so Poletto. „Und ganz ehrlich: Ich finde es viel schwieriger als im letzten Jahr.“
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Die Köchin Cornelia Poletto.
© Quelle: Axel Heimken/dpa
Alfons Schuhbeck setzt neuen Geschäftsführer ein
Alfons Schuhbeck ist einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik. Er hat schon die Beatles und Charlie Chaplin bekocht, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Queen – und immer wieder auch den FC Bayern München. Sein Name ist eine Marke. Er baute ein Firmengeflecht auf mit drei Restaurants, einem Cateringservice, einem Eissalon und Gewürzläden.
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Starkoch Alfons Schuhbeck.
© Quelle: imago images / Sven Simon
Im Juli des Jahres 2021 wurde allerdings bekannt, dass Schuhbecks Imperium in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Er meldete Insolvenz an und begründete das mit ausgebliebenen Staatshilfen im Zuge der Corona-Pandemie. Im November wird er wegen Steuerhinterziehung angeklagt.
Bis dahin hatte er auf die staatlichen Finanzhilfen gehofft und private Gelder in sein Unternehmen gesteckt. Nun hat er offenbar einen neuen Investor gefunden. Mitte Dezember tauchte im Impressum von Schuhbecks Internetseite seines Gewürzhandels ein neuer Name auf: Günter Blitz. Der Unternehmer ist als vertretungsberechtigter Geschäftsführer der neu gegründeten Schuhbecks Company GmbH eingetragen, berichtet „Focus Online“. Blitz möchte dem Bericht zufolge, genau wie Schuhbecks weitere Investoren, nicht an die Öffentlichkeit treten. Er soll demnach aber gute Kontakte zu Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz haben.
RND/nis/lob/dpa