Brieftauben im Irrflug: Tausende Tiere bei Wettbewerb in Südfrankreich verloren gegangen
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Tausende Brieftauben sind verloren gegangen. (Symbolbild)
© Quelle: Bernd Thissen, dpa (Archiv)
Eigentlich sollte sie nach Hause irgendwo in Deutschland fliegen, von Coursan bei Narbonne in Südfrankreich aus. Den Weg dorthin sollte sie finden, weil sie sich am Erdmagnetfeld orientieren kann, das sie über kleine Körnchen in ihrem Schnabel wahrnimmt. Aber die Brieftaube zog es hunderte Kilometer südlicher, bis nach Sardinien, wo sie auf dem Segelboot der Franzosen Christine und Marc Gauthrot landete, die dort gerade Urlaub machen.
„Es war schon fast dunkel, als wir den Vogel sahen“, erzählte Marc Gauthrot. In den folgenden Tagen gaben sie dem Tier Brot und Wasser, das tagsüber an der Brücke auf das Paar wartete, wenn es zum Tauchen fuhr. Als die Gauthrots in den Nachrichten sahen, dass im Juli etliche Brieftauben bei einem internationalen Wettbewerb verloren gegangen waren, zählten sie eins und eins zusammen.
Orientierungssinn von tausenden Tieren gestört
Rund 30 Kilometer von der Abflugstelle war ein heftiges Gewitter ausgebrochen, durch das der Orientierungssinn von tausenden Tieren gestört wurde. Sie kamen nie an ihrem Zielort an – für ihre Besitzer ein „emotionales wie auch finanzielles Drama“, sagte der Präsident der belgischen Taubensport-Vereinigung, Pascal Bodengien, im belgischen Radio. Ein Züchter investiere zwei bis drei Jahre in das Training, manche Exemplare können sehr wertvoll sein. Im Jahr 2020 bezahlte ein chinesischer Investor die bisherige Rekordsumme von 1,6 Millionen für die belgische Meistertaube.
Gestartet waren insgesamt 26.150 Tiere aus Belgien, Frankreich, Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden. Ausgerichtet hatte den Wettbewerb der Taubensportverband „L‘Indépendante de Liège“ in Belgien. Dort ist die Taubenzucht ein besonders beliebtes Hobby, dem rund 18.000 Menschen nachgehen.
Organisatoren in der Kritik
Die Organisatoren gerieten stark in die Kritik, weil sie die Veranstaltung nicht verschoben hatten. Sie selbst argumentierten, zu einem späteren Zeitpunkt hätte es noch mehr Unwetter gegeben. Der Sprecher der Taubenzüchtervereinigung, Didier Tison, sagte in den Medien, die angegebene Zahl von 20.000 verlorenen Tieren sei „komplett falsch“. Aus Belgien seien es vielleicht 3000 bis 4000 Tiere, von den anderen Ländern wisse er es nicht.
Christine und Marc Gauthrot kontaktierten zunächst den französischen Taubenzüchterverband, wo man ihnen anhand des Identifikationsrings ihres Begleiters sagen konnte, dass der Besitzer aus Deutschland kommt. „Wir schrieben dem dortigen Verband, aber erhielten keine Antwort“, sagt das Ehepaar. Demnächst fahren sie nach Hause – sollte die Taube versuchen, ihnen zu folgen, werde sie das sicher nicht überleben. Sie hofften noch, eine Lösung zu finden, damit wenigstens dieses Tier den sicheren Weg nach Hause finde.
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