Überfall auf die Ukraine: SOS-Kinderdörfer bringen alle Kinder rechtzeitig in den Luftschutzbunker

Kinder und Pflegeeltern in Angst: 15.000 Menschen sollen aus den besonders umkämpften Zonen der Ukraine evakuiert werden. Man setzt bei SOS Kinderdörfer weltweit diesbezüglich auf Spendenbereitschaft.

Kinder und Pflegeeltern in Angst: 15.000 Menschen sollen aus den besonders umkämpften Zonen der Ukraine evakuiert werden. Man setzt bei SOS Kinderdörfer weltweit diesbezüglich auf Spendenbereitschaft.

„Diese Nacht hat alles geändert“, sagt Serhii Lukashov, Leiter der ukrainischen SOS-Kinderdörfer. Er meint die Nacht zu Donnerstag, in der der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine mit seinen Streitkräften überfallen hat. Den Kindern im SOS-Kinderdorf von Browary in der Nähe von Kiew sei zum Glück nichts passiert. Sie waren rechtzeitig in einen Luftschutzbunker verbracht worden.

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Auch in Lemberg gab es Explosionen, aber den Kindern geht es gut

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Die größte Gefährdung von Menschen sieht Lukashov derzeit im Osten und Süden der Ukraine sowie für die Bewohner rund um die Hauptstadt Kiew, wo die Kämpfe besonders heftig sind. Hundert Personen – Kinder und ihre Familien – waren in den Westen der Ukraine nach Lemberg evakuiert worden. „Dort gab es auch Explosionen“, sagt Lukashov, „aber den Kindern geht es so weit gut. Dort ist es noch deutlich sicherer.“

Serhii Lukashov, Leiter der ukrainischen SOS-Kinderdörfer.

Serhii Lukashov, Leiter der ukrainischen SOS-Kinderdörfer.

Die Evakuierung hatte begonnen, nachdem aus den USA vermeldet worden war, Putin würde eine Invasion schon am vorvorigen Mittwoch starten – was nicht eintrat. „Viele Leute haben die Evakuierung für übertrieben gehalten“, erinnert sich Lukashov an erste Reaktionen, „Wir sind heilfroh, dass wir so gehandelt haben.“ Man war gut vorbereitet. Notfallpläne wurden erstellt, Lebensmittelvorräte angelegt.

Geld fehlt – ein Spendenaufruf soll Abhilfe schaffen

Was fehlt, ist Geld – um so viele Kinder und Familien wie möglich aus den heftig umkämpften Gebieten in den hoffentlich immer noch sichereren Westen des Landes zu bringen. SOS sorgt sich vor allem um Kinder ohne Eltern, die in Pflegefamilien und Heimen leben. Lukashov verweist auf fast 100.000 Kinder in Heimen – vornehmlich Kinder mit Behinderungen, die von ihren Eltern dorthin gebracht wurden, eine der höchsten Raten in Europa. Auch Pflegefamilien werden von den SOS-Kinderdörfern unterstützt. Finanziert werden muss der Transport. Auch braucht es Mittel für Unterkünfte, jedwede Versorgung und psychosoziale Betreuung. Letzteres brauchen im Übrigen auch SOS-Mitarbeiter. Deren Belastung ist jetzt groß: „Sie müssen mit Stress und Schock umgehen.“

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SOS-Ukraine hat Szenarien für Nothilfe erstellt. Unter den gegebenen Umständen ist geplant – in Zusammenarbeit mit Partnern – 15.000 Menschen zusätzlich zu unterstützen. „Eine Familie mit zehn Pflegekindern hat in der Regel kein Geld, um zu fliehen, um Fahrtkosten oder Kosten für eine Unterkunft begleichen zu können“, gibt Lukashov zu bedenken. Für zwölf Monate ergäbe sich so ein zusätzlicher Finanzbedarf von 2,5 bis 3 Millionen Euro. Würde die Situation weiter massiv eskalieren, rechnet man mit 45.000 Bedürftigen und einer dafür notwendigen Summe von 8 bis 9 Millionen Euro. Ein Spendenaufruf wird gestartet (siehe Textende).

SOS-Polen will die evakuierten Kinder aufnehmen

Innerhalb der SOS-Vereine setzt man dabei auf das Miteinander. Selbst die SOS-Kolleginnen und -Kollegen aus Russland und Belarus hätten SOS-Ukraine ihre Solidarität bekundet, so Lukashov. Und SOS-Polen hat inzwischen angeboten, die 100 aus dem Osten evakuierten SOS-Kinder und ihre Familien aufzunehmen. Drei Stunden Fahrt sind es bis zum ersten Kinderdorf im Nachbarland, dann ist man auf wirklich sicherem Boden.

„Wir versuchen alles, um in der desaströsen Situation so viel Hilfe zu leisten wie möglich“, sagt Lukashov. Seine Hoffnung ist der Sieg der Vernunft über die Gewalt. „Wir möchten, dass unsere Kinder ohne Angst aufwachsen. Und ohne Hass. Unser Ziel ist es weiterhin, die Völkerverständigung voranzutreiben.“

Unicef schließt sich Aufruf zum Waffenstillstand an

Auch die Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinte Nationen, trat gestern umgehend für die Kinder der Ukraine ein: „Die vergangenen acht Jahre des Konflikts haben den Kindern auf beiden Seiten der Kontaktlinie tiefgreifenden und dauerhaften Schaden zugefügt. Die Kinder in der Ukraine brauchen dringend Frieden, und zwar jetzt“, äußerte sich Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell am Donnerstag in einem offiziellen Unicef-Statement.

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Damit schloss sich das Kinderhilfswerk dem Aufruf des UN-Generalsekretärs zu einem sofortigen Waffenstillstand an. Russell forderte alle Parteien auf, „ihren internationalen Verpflichtungen zum Schutz der Kinder nachzukommen und dafür zu sorgen, dass die humanitären Akteure Kinder in Not sicher und schnell erreichen können.“

Nothilfe für 15.000 Menschen: Hier kann man spenden

Spenden: Derzeit bereiten die SOS-Kinderdörfer Nothilfe für bis zu 15.000 Menschen vor. Und rufen zu einer Spendenaktion auf. Spenden ermöglichen den Transport der Betroffenen in sichere Gebiete, ihre Unterbringung in angemieteten Unterkünften, ihre Versorgung mit Lebensmitteln, Decken, Hygieneeartikeln, medizinische Hilfe sowie psychosoziale Unterstützung nach Stress und Schock.

Spendenkonto: SOS-Kinderdörfer weltweit IBAN: DE22 4306 0967 2222 2000 00 (GLS Gemeinschaftsbank) Stichwort: „Humanitäre Hilfe Ukraine“

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