Wenn Gemüse zum Luxus wird

Verkauf läuft schleppend: Warum Menschen weniger deutschen Spargel kaufen

Spargeldirektverkauf auf dem Markt.

Spargeldirektverkauf auf dem Markt: In diesem Jahr läuft er schleppend.

Hannover. Es hätte die perfekte Spargelsaison werden können. Die Felder in Deutschland wurden vom Spätfrost verschont, und die Sonne meinte es gut mit dem Gemüse. Für die spargelliebenden Deutschen eigentlich eine gute Nachricht. Durch die günstigen Wetterbedingungen sind die Lager gefüllt, und die Bauern wollen ihre Ware loswerden, die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr nicht angestiegen. Dennoch ist die Nachfrage aktuell ungewöhnlich gering. Woran liegt das?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Hohe Standards machen wettbewerbsunfähig

Deutschland produziere unter den höchsten Standards mit guten Löhnen, erklärt Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenbauern mit Sitz in Niedersachsen, im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Deshalb gehört es auch zur Wahrheit, dass die Produktionskosten hoch sind.“

Er verweist darauf, dass wegen der Standards nicht mit den Preisen aus dem Ausland mitgehalten werden könne. Das liege beispielsweise daran, dass Deutschland einen vergleichsweise hohen Mindestlohn habe. Länder wie Italien, die keinen Mindestlohn hätten, oder Peru (Hauptkonkurrent im Verkauf von Heidelbeeren) mit einem Mindestlohn von 1,60 Euro könnten also auch die Verkaufspreise viel niedriger halten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Noch gibt es auf dem Hof Denissen nur Folien-Spargel

Ebenfalls problematisch für die Landwirte: Wegen der Pandemie sind die Kosten der Unterkünfte für Gastarbeiter gestiegen.

Preiskampf im Supermarkt

Auffällig werde das vor allem im Einzelhandel, wo der deutsche Spargel mehr kostet als der der ausländischen Konkurrenz. Dazu kommt ein weiteres Problem, wie der Spargelexperte erklärt: „Es ist die erste Saison, in der so viel Werbung für Spargel aus dem Ausland im Supermarkt gemacht wird – und das, obwohl es genug Spargel aus Deutschland gibt.“

Zudem bemängelt Eickhorst, auf welche Art und Weise in den Märkten geworben werde. Die Verbraucher und Verbraucherinnen seien an regionalen und saisonalen Produkten interessiert. Deshalb werde der Spargel in der Werbung als saisonal mit deutscher Flagge beworben. Jedoch würden die günstigeren Produkte aus dem Ausland direkt daneben inseriert, nur mit einem kleinen Verweis auf die Herkunft. Das sei langfristig für die deutschen Bauern problematisch.

Wozu das für die regionalen Bauern führen kann, zeigt etwa das Beispiel der Heidelbeere. Laut Eickhorst wurden noch vor elf Jahren etwa 80 Prozent des Heidelbeerbedarfs in Deutschland von regionalen Bauern gedeckt. Mittlerweile seien es nur noch 14 Prozent – der Rest stammt aus dem Ausland. Außerdem seien noch nie so viele Erdbeeren verkauft worden wie in diesem Jahr – allerdings ebenfalls nicht aus Deutschland.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Als Grund für diese Entwicklungen sieht Eickhorst das internationale Angebot. Die ausländische Konkurrenz könne auch außerhalb der deutschen Saison ihre Waren anbauen. Denn wenn es bei uns kälter wird, scheint am Äquator die Sonne. Dadurch würden Beeren zum ganzjährigen Produkt, erklärt Eickhorst, wodurch der Kunde oder die Kundin die Beeren nicht mehr für mehr Geld in der deutschen Saison kaufe.

Sparsam und vorsichtig in der Krise

Eickhorst glaubt nicht, dass die Kunden und Kundinnen zu wenig Geld für den deutschen Spargel haben. So sei das Geschäft während der vergangenen zwei Pandemiejahre sehr gut gelaufen: „Die Leute haben regional und saisonal gekauft und viel zu Hause gekocht, um sich etwas zu gönnen“, sagt der Experte.

Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine kaufe der Kunde aber anders ein, so sein Eindruck. Im Einzelhandel laufe besonders das Geschäft mit No-Name-Produkten, Konserven und Grundnahrungsmitteln wie Mehl gut, das mit teureren Markenprodukten und Luxuswaren, wozu er den Spargel zählt, hingegen nicht, sagt Eickhorst. Die Leute seien beim Ausgeben zurückhaltender und vorsichtiger geworden.

Am Ende scheint es also ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren zu sein, warum weniger Spargel aus Deutschland gekauft wird, wie Eickhorst betont: Die Produktionskosten in der Bundesrepublik seien hoch, wodurch der deutsche Spargel teurer als ausländischer ist. Zudem werde durch den niedrigen Preis mehr für ausländischen Spargel geworben, und wegen des Krieges leisteten sich die Leute weniger „Luxusgüter“ wie Spargel.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Laden Sie sich jetzt hier kostenfrei unsere neue RND-App für Android und iOS herunter

Mehr aus Panorama

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken