Ärztetag diskutiert Lehren aus der Pandemie – „Von anderen lernen“

Die Covid-Intensivstation der Uniklinik Dresden.

Die Covid-Intensivstation der Uniklinik Dresden.

Berlin. Bedeutende Ereignisse lassen sich auch an der Rednerliste von Ärztetagen ablesen: 1991 – zur ersten gesamtdeutschen Zusammenkunft der Mediziner nach der Wiedervereinigung – sprach der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zu den Delegierten.

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Am Dienstag wurde der überwiegend digital veranstaltete 124. Ärztetag mit einem Grußwort von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet. Sie dankte Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften für ihren „aufopferungsvollen Einsatz“ in der Corona-Krise. „Sie geben für uns tagtäglich alles“, fügte die Kanzlerin hinzu.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hielt sich allerdings nicht lange mit den vergangenen 15 Monaten auf. Er forderte, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und so schnell wie möglich Schwachstellen im Gesundheitswesen zu beseitigen.

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Ärztepräsident kritisiert schlechte Bezahlung von Amtsärzten

„Bei allem, was erfolgreich gelaufen ist, die vergangenen Monate haben auch Defizite unseres Gesundheitswesens offengelegt“, mahnte Reinhardt in seiner Eröffnungsrede. Der Ärztepräsident beklagte unter anderem die unzureichende personelle und technische Ausstattung der Gesundheitsämter. Konkret verlangte er eine Tarifbezahlung der Amtsärztinnen und Amtsärzte, auch um mehr Personal gewinnen zu können.

Wir brauchen eine bundesweit abgestimmte Klinikplanung und mehr länderübergreifende Kooperationen.

Klaus Reinhardt

Ärztepräsident

Reinhardt forderte zudem eine Reform der Krankenhausstrukturen. „Wir brauchen eine bundesweit abgestimmte Klinikplanung und mehr länderübergreifende Kooperationen“, sagte er.

In der Pandemie sei bereits einiges entstanden, was vorher undenkbar gewesen sei, betonte der Ärztepräsident und erinnerte an das Divi-Intensivregister und die Bereitschaft der Kliniken, sich bei der Behandlung von Corona-Patienten untereinander auszuhelfen.

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„Wir müssen diese Erfahrungen für eine moderne und zukunftsfeste Krankenhausplanung nutzen“, so seine Forderung.

Mehr Spezialkrankenhäuser gefordert

Wie er sich eine moderne Krankenhauslandschaft vorstellt, erläuterte Reinhardt in wenigen Sätzen: „Wir brauchen nicht überall alles. Nicht jedes Krankenhaus muss jede Behandlung anbieten.“ Nötig seien spezialisierte größere Zentren in Ballungsräumen und eine gesicherte Grundversorgung in der Fläche.

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Erreicht werde das unter anderem durch die Zusammenlegungen von Kliniken mit dem Ziel, Synergien zu nutzen und den Produktivitätsdruck abzubauen, „der seit Jahren auf ärztlichem und pflegerischem Personal lastet“.

Einen Stellenabbau dürfe es angesichts des stetig steigenden Behandlungsbedarfs aber keinesfalls geben, stellte Reinhardt klar.

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Spahn fordert Fokus auf Qualität

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gab in einer anschließenden Diskussionsrunde dem Ärztepräsidenten beim Thema Krankenhaus grundsätzlich Recht. Es gebe gerade in den Ballungszentren eine stationäre Überversorgung. Aber: „Wenn man diese Debatte vor Ort gewinnen will, dann muss das Hauptargument Qualität sein, nicht das Sparen“, so Spahn.

Wenn man diese Debatte vor Ort gewinnen will, dann muss das Hauptargument Qualität sein, nicht das Sparen.

Jens Spahn (CDU)

Gesundheitsminister

„Ich, der potentielle Patient Jens Spahn, möchte nicht eine Prostataoperation in einem Krankenhaus haben, wo das nur fünf Mal im Jahr passiert“, so der Minister. Es sei wissenschaftlich belegt, dass in erfahrenen Kliniken das Risiko für Inkontinenz oder Impotenz nach einer derartigen Operation um bis zu 60 Prozent kleiner sei. Er würde sogar 1000 Kilometer fahren, um in einer solchen Klinik operiert zu werden.

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Der Minister verwies auf Reformen in den Niederlanden und Dänemark, wo Krankenhausstandorte zusammengelegt wurden. Spahn: „Es ist ja nicht so, dass immer nur alle von uns lernen können, sondern wir möglicherweise auch von anderen.“

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