Affenpocken – Union fordert von Lauterbach mehr Aufklärung in „exponierten Milieus“
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Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003, die von den Centers for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt wurde, zeigt reife, ovale Affenpockenviren (links) und kugelförmige unreife Virionen (rechts), die aus einer menschlichen Hautprobe im Zusammenhang mit dem Präriehundeausbruch von 2003 stammt. Fälle der eigentlich seltenen Affenpocken werden mittlerweile in Deutschland sowie in mehren anderen Ländern nachgewiesen – etwa auch in Spanien, Portugal und den USA.
© Quelle: Cynthia S. Goldsmith/Russell Reg
Berlin. Angesichts der in Deutschland aufgetretenen Fälle von Affenpocken hat die Union Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgefordert, kurzfristig Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen für besonders gefährdete Personengruppen zu verstärken. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei Experten zufolge selten und nur bei engem Kontakt möglich, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Sollte sich bestätigen, dass besonders viele Infektionen auf ungeschützte sexuelle Kontakte zurückgehen, muss gerade in exponierten Milieus auf das neue Risiko hingewiesen werden“, mahnte er, fügte aber hinzu: „Zur Panik gibt es keinen Anlass.“
Lauterbach bereitet Maßnahmen zur Eindämmung von Affenpocken vor
Nach den ersten Fällen von Affenpocken in Deutschland werden nach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weitere Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet.
© Quelle: dpa
„Umfassendes Lagebild nötig“
Das Bundesgesundheitsministerium und das Robert Koch-Institut müssten das Geschehen aufmerksam beobachten, forderte Sorge. „Es gilt jetzt, die verfügbaren Informationen aus verschiedenen Ländern zu einem Lagebild zusammenzufügen“, betonte der CDU-Politiker. Entscheidend sei herauszufinden, wie es zu der aktuellen Häufung von Fällen habe kommen können . „Wir müssen wissen, ob sich die Übertragungswege, die Gefährlichkeit des Virus oder andere Faktoren verändert haben“, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker.
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Tino Sorge (CDU) spricht im Bundestag.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Zwei Fälle in Berlin
Zuletzt waren in Berlin zwei Fälle von Affenpocken bestätigt worden. Der Zustand der beiden Patienten sei stabil, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit mit. Derzeit liefen die Ermittlungen zu Kontaktpersonen. Ob es sich um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handelt, soll eine Sequenzierung ergeben.
Am Freitag hatte es die erste Bestätigung für einen Fall von Affenpocken in Deutschland gegeben. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums ging es dabei um einen aus Brasilien stammenden 26‑Jährigen, der von Portugal über Spanien nach München gereist war. Auch in Nordrhein-Westfalen liegen nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums Hinweise „auf mögliche Kontakte von Personen mit dem Affenpockenvirus“ vor. Diesen Hinweisen werde nachgegangen, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Der Leiter der Infektiologie an der Universitätsklinik Charité in Berlin, Leif Erik Sander, sagte, die Dynamik des aktuellen Affenpockenausbruchs sei ungewöhnlich und müsse sehr ernst genommen werden. „Wir beobachten bislang eine disproportionale Häufung der Affenpockeninfektionen unter Männern, insbesondere nach Sexualkontakt zu anderen Männern“, berichtete er.
Erster Fall von Affenpocken in Deutschland: Lauterbach sieht „keine hohe Dunkelziffer“
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hält die erste Feststellung einer Affenpockenerkrankung in Deutschland für einen isolierten Fall.
© Quelle: Reuters
Bei Symptomen zum Arzt
Da die Infektion durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen werde empfehle er besondere Vorsicht und Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen. „Insbesondere, wenn typische Krankheitssymptome bestehen, sollte man Kontakte beschränken und sich rasch in ärztliche Behandlung begeben“, so Sander.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Affenpocken. Es sei „dringend notwendig“, das Bewusstsein für die Viruserkrankung zu erhöhen, hieß es Samstagnacht von der UN‑Organisation in Genf. Außerdem müssten Fälle umfassend ausfindig gemacht und isoliert, sowie Ansteckungswege rückverfolgt werden.
Wegen der noch eingeschränkten Beobachtungslage sei es sehr wahrscheinlich, dass Fälle in weiteren Bevölkerungsgruppen und Ländern auftauchen. Das Affenpockenvirus ruft meist milde Symptome wie Ausschlag, Fieber und Pusteln hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen.
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