TV-Kritik „Maischberger“

Amoklauf in Texas, Krieg in der Ukraine und hohe Energiepreise: Krisentalk in der ARD

Die Moderatorin Sandra Maischberger.

Die Moderatorin Sandra Maischberger.

Ein heiß begehrtes Bahnticket, der weiter anhaltende Ukrainekrieg und ein Massaker an einer Schule in Texas – Sandra Maischberger konnte am Mittwochabend thematisch Wohl oder Übel aus dem Vollen schöpfen.

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Die Themen

Über eine Million Ticketverkäufe am ersten Tag – und das nur bei der Deutschen Bahn. Das 9-Euro-Ticket lässt Nahverkehrfans und die, die es noch werden wollen, aktuell aufjubeln. Auch eine Energiepauschale und Tankrabatte sollen die Bürgerinnen und Bürger entlasten. Doch ist das Entlastungspaket wirklich eine Entlastung für alle?

Notwendig wurde das Entlastungspaket, da durch den Ukrainekrieg die Energiepreise in die Höhe schnellten. Und ein Ende des Konflikts ist noch nicht abzusehen. Die russischen Aggressoren berichten von Erfolgen, die ukrainische Regierung bittet immer wieder um wichtige Waffenlieferungen. Ist eine friedliche Lösung überhaupt noch möglich? Oder könnte es sogar zu einem atomaren Schlag Russlands kommen?

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Die Gäste

Zunächst standen aber die fürchterlichen Ereignisse in Uvalde in Texas im Vordergrund. Bei einem Amoklauf an einer Schule wurden am Dienstag 19 Kinder getötet. Der Schauspieler Hannes Jaenicke zeigte sich bestürzt ob der Ohnmacht des amerikanischen Präsidenten Biden. „Das Schlimmste ist, dass man sich dran gewöhnt“, sagte er. Zwar seien die große Mehrheit der Demokraten für schärfere Waffengesetze, die Republikaner blockierten diese aber. „Die Spaltung des Landes und auch in der Politik ist so krass, da bewegt sich gar nichts mehr“, sagte Jaenicke, der in den USA aufgewachsen ist und einen amerikanischen Pass besitzt.

24.05.2022, USA, Uvalde: Einsatzkräfte versammeln sich nach Schüssen in einer Grundschule in der Nähe des Tatorts. Foto: Dario Lopez-Mills/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Was geht in Amokläufern vor?

In Texas hat ein Amokläufer in einer Grundschule 21 Menschen getötet. Wie kommt es zu solchen Gewalttaten und was geht in den Tätern vor? Im Gespräch mit dem RedaktionsnetzwerkDeutschland (RND) erklärt die forensische Psychologin Karoline Roshdi die Ursachen von Amokläufen und wie sich diese besser verhindern ließen.

Beim Thema Entlastungspaket inklusive 9-Euro-Ticket und Tankrabatt geriet der Schauspieler, der auch Umweltaktivist und Grünen-Mitglied ist, öfter mit Journalist Nikolaus Blome aneinander. So habe er kein Problem damit, das Spritpreise erstmal anstiegen. Alles, Energie und auch Lebensmittel, seien sehr billig gewesen. Die Dinge müssten wieder einen Wert bekommen, sagte Jaenicke. Dem Tankrabatt steht er kritisch gegenüber, vom 9-Euro-Ticket ist der Filmdarsteller begeistert. Blome, Politikchef bei RTL und ntv, hielt dagegen. „Noch ist das hier eine Demokratie. Wenn wir zwei Drittel der Bürger verlieren, ist nichts gewonnen“, sagte er. Denn nicht jeder sei in so einer vorteilhaften finanziellen Situation, wie die Gesprächspartner selbst. Auch eine Rückkehr zur Atomenergie brachte Blome ins Spiel. Ein Rückschritt, aber „wir sind zur Zeit wieder auf dem Weg in die 80er-Jahre.“ Spätestens beim 9-Euro-Ticket fanden Jaenicke und Blome aber wieder zueinander.

Der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) musste sich im Gespräch mit Maischberger der vehementen Nachfragen der Moderatorin erwehren. Im Fokus: Warum gehen Rentner und Rentnerinnen bei der Energiepauschale leer aus? Wie kann der Staat auch Rentnerinnen und Rentner auf anderem Wege unterstützen? Und: Was passiert, wenn die Preise dauerhaft hoch bleiben? Oftmals blieb der Minister befriedigende Antworten schuldig. Gebetsmühlenhaft wiederholt er, er habe Vorschläge. Konkret benennen konnte er diese aber nicht. Und so schloss Sandra Maischberger das Gespräch mit dem Satz: „Hier komme ich heute nicht mehr weiter.“

Nicht aber ohne Heil die Möglichkeit zu geben, sich zu seinem (Noch)-Parteigenossen und Altkanzler Gerhard Schröder zu äußern. „Ich bin einfach nur traurig, wie er sich benommen hat. Das ist nicht der Gerhard Schröder, den ich kennengelernt habe“, befand Heil.

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Die stellvertretende Leiterin der Hauptstadtredaktion des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), Kristina Dunz, war gerade erst nach Deutschland zurückkehrt. Sie hatte in den vergangenen Tagen Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf seiner Afrikareise begleitet. „Wir haben einen Kanzler, der sich um sein Land sorgt, aber auch Angst um sein Land hat“, berichtete Dunz. Sie übte aber auch Kritik an der zögerlichen Haltung bezüglich der Lieferungen von schweren Waffen: „Die Regierung und der Bundeskanzler schwimmen“, so die Journalistin.

Claudia Major, Sicherheitsexpertin, betonte anschließend das skrupellose Vorgehen Russlands in der Ukraine: „Russland führt einen Vernichtungskrieg. Das ist ein Angriff ohne Rücksicht auf Verluste. Russland ist nicht vom Ziel abgerückt, die Ukraine als Staat auszulöschen“, sagte Major. Auch wisse niemand, wie der Krieg ausgehen wird und wie lange er noch dauert. Wenigstens in einer Hinsicht konnte die Sicherheitsexpertin leichte Entwarnung geben. „Das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes halte ich für gering. Die Kosten eines solchen atomaren Tabubruchs sind für Russland zu hoch“, sagte Major. So handele es sich bei den Äußerungen Putins und des Kremls um „rhetorische Drohungen“, die jedoch „nicht militärisch hinterlegt“ seien.

Der Journalist Frederik Pleitgen hatte in der Vergangenheit aus der Ukraine vom Kriegsgeschehen berichtet. Sein Eindruck vor Ort: „Die Ukraine kämpft im 21., Russland im 20. Jahrhundert.“ Das russische Gerät sei „komplett veraltet“. Die Ukrainerinnen und Ukrainier setzen hingegen auch auf Guerillataktiken, hätten beispielsweise mit einer handelsüblichen Kameradrohne Stellungen des Gegners ausspioniert und dann zielgerichtet mehrere Panzer zerstört. Dennoch braucht die Ukraine auch schwere Waffen. Oft sei er auch harsch gefragt worden, warum Deutschland nicht liefert. „Das glaubt doch kein Mensch, dass Deutschland die besten Autos baut, Logistikweltmeister ist, aber keine Ahnung hat, wo die Munition für die Gepard-Panzer ist“, so Pleitgen.

Alice Schwarzer und einfacher Verzicht

Den Preis für das Zitat des Abends müssen sich wohl Nikolaus Blome und Hannes Jaenicke teilen. „Das sind Diskussionen aus lichtdurchfluteten Altbauwohnungen“, befand Blome über die Äußerung, dass manchmal eben auch höhere Preise hingenommen werden müssten, um gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Sagt sich leicht, wenn man genug Geld hat, befand Jaenicke euphemistisch.

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„Alice Schwarzer sollte sich nur noch zu Steuerfragen äußern“, lästerte Hannes Jaenicke und unterstellte der bekanntesten Feministen Deutschlands Geschichtsamnesie. Schwarzer hatte sich in einem offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz gegen die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine ausgesprochen. Schwarzer hatte sich 2014 selbst wegen Steuerhinterziehung angezeigt und musste einen sechsstelligen Betrag nachzahlen.

Fazit

So recht wolle die Debattenrunde am Mittwochabend nicht in Fahrt kommen. Thematisch wirkte die Sendung überladen. Die Meinungen der Gäste überschnitten sich oftmals zu sehr, als das sich eine hitzige und kontroverse Diskussion hätte anbahnen können. Einzig Nikolaus Blome und Hannes Jaenicke schienen gewillt, auch vehementer Pro und Kontra zu geben. Generell boten die Themen aber einfach zu wenig Reibungspunkte. Der Konsens war oftmals die logische Schlussfolgerung. Und auch auf das Publikum sprang der Funken so nicht über. „Sie dürfen ruhig klatschen, so ist es nicht“, musste Sandra Maischberger die Zuschauerinnen und Zuschauer schon einmal animieren.

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