Nach Russlands Teilmobilmachung

Melnyk appelliert an Scholz: „Bleiben Sie standhaft, liefern Sie uns sofort deutsche Panzer“

Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland, aufgenommen im Bundestag in Berlin.

Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland, aufgenommen im Bundestag in Berlin.

Berlin. Andrij Melnyk, scheidender ukrainischer Botschafter in Deutschland, bewertet die von Russlands Präsident Wladimir Putin angekündigte Teilmobilmachung als Rückzugsgefecht. „All die Schimpftiraden Putins samt Teilmobilmachung sind nichts anderes als eine weitere Bankrotterklärung Russlands als Militärmacht“, sagte Melnyk dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) und fügte hinzu: „Das ist aber auch der selbst verkündete Beginn vom Untergang dieses maroden chauvinistischen Regimes.“

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Liveblog +++

Putin hat fast sieben Monate nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ein Dekret zur Teilmobilmachung unterschrieben und dem Westen in einer Fernsehansprache am Mittwoch indirekt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Die Gesamtzahl der Reservisten, die nun eingezogen werden sollen, beläuft sich nach offiziellen Angaben auf 300.000.

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Melnyk: „Russland muss seine Stunde null erleben“

Putin habe damit höchstpersönlich proklamiert, dass dieses imperialistische Russland ein Riese auf tönernen Füßen ist, fuhr Melnyk fort. Die Teilmobilmachung werde weder einen Befreiungsschlag auf dem Schlachtfeld ermöglichen, noch die verbrecherische Clique in Moskau vor der Implosion retten. Ganz im Gegenteil, so Melnyk, das sei eine neue Chance für die russische Gesellschaft dem Kremltyrannen zu sagen „Njet, chwatit“ (etwa „es reicht“ oder „genug ist genug“).

„Russland muss seine Stunde null erleben, ähnlich wie das Dritte Reich im Mai 1945, um überhaupt einen Neustart als Mitglied der zivilisierten Welt zu schaffen“, erklärte der ukrainische Diplomat und warnte den Westen vor einer Liebäugelei mit Putins Regime: Jegliche Kompromisse mit der faschistischen Kremlbande würden ins Leere laufen.

 IVANGOROD, LENINGRAD REGION, RUSSIA  AUGUST 18, 2022: People are seen at a passport control area at a crossing point on the border with Estonia. The passage of trucks from Russia to Estonia at the Ivangorod-Narva crossing has been resumed, the ban on the entry of trucks from Estonia into Russia remains. As of August 18, Estonia has restricted entry for Russian citizens with Schengen visas issued by Estonia. Peter Kovalev/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS13E75A

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Appell an Bundeskanzler Scholz: „Bleiben Sie standhaft“

„Angesichts der Putinschen Verzweiflung und seiner Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, sollten sich die deutsche Gesellschaft und die Ampelregierung nicht einschüchtern lassen“, betonte Melnyk. Man müsse klaren Kopf bewahren und noch dezidierter agieren, um die Ukraine ohne Wenn und Aber militärisch zu unterstützen.

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Melnyk appellierte gegenüber dem RND an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Bitte seien Sie standhaft, bitte wackeln Sie nicht wegen des Atomwaffenbluffs von Putin, helfen Sie uns Ukrainern, russische Horden zu zerschlagen, liefern Sie uns sofort deutsche Panzer, zeigen Sie endlich Führung!“

Klingbeil stellt weitere Unterstützung in Aussicht

SPD-Chef Lars Klingbeil stellte der Ukraine weitere militärische Unterstützung aus Deutschland in Aussicht. „Die Ukraine hat in den letzten Wochen militärische Erfolge erzielt. Dies hat auch mit der breiten Unterstützung des westlichen Bündnisses zu tun. Wir bleiben jetzt konsequent bei unserer Linie, die Ukraine zu unterstützen und schauen jeden Tag, was wir noch zusätzlich tun können“, sagte Klingbeil dem RND. „Dabei werden wir weiter alle wichtigen Entscheidungen mit unseren Bündnispartnern treffen“, fügte er hinzu.

„Die russische Teilmobilmachung zeigt, dass Wladimir Putin unter Druck steht. Er handelt aus einer Position der Schwäche heraus“, sagte Klingbeil weiter. „Putin ist mit seinen Großmachtfantasien gescheitert. Er gerät auch in Russland vermehrt unter Druck. Es liegt am russischen Präsidenten, diesen grausamen Krieg zu beenden.“

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