Beginn der Koalitionsgespräche: Vertrag soll Ende November stehen – Scholz in der Nikolauswoche Bundeskanzler?
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Von rechts nach links: Die Generalsekretäre von FDP und SPD, Volker Wissing und Lars Klingbeil, sowie Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner haben bei einem Pressetermin vor dem Beginn der Koalitionsverhandlungen den Zeitplan für die Regierungsgespräche bekannt gegeben.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
Berlin. Erst wurde vorsondiert, dann sondiert, nun geht es ans Eingemachte. SPD, Grüne und FDP starten am Donnerstagnachmittag in die Koalitionsverhandlungen. Vor dem Auftakt der offiziellen Ampelgespräche traten die Generalsekretäre von SPD und FDP, Lars Klingbeil und Volker Wissing, sowie Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner vor die Presse. Dort haben die drei Spitzenpolitiker den groben Zeitplan der Verhandlungen vorgestellt. Klingbeil gab bekannt, dass die 22 Arbeitsgruppen am kommenden Mittwoch die Arbeit aufnehmen werden und bis zum 10. November erste Papiere vorlegen sollen. Im Anschluss daran würden die Hauptverhandlungsgruppen die letzten Details des Koalitionsvertrags klären.
„Die Sondierungen haben uns Mut gemacht“, sagte FDP-Generalsekretär Volker Wissing. Es seien jetzt schon Hürden genommen worden. Bis Ende November solle ein Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen stehen. In der Woche ab dem 6. Dezember solle dann der neue Bundeskanzler gewählt werden. „Das ist ehrgeizig und ambitioniert.“ Aber: „Die Sondierungen haben uns Mut gemacht.“ Es seien jetzt schon Hürden genommen worden.
Die Grünen gehen nach Angaben von Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner optimistisch in die Koalitionsgespräche. Das zeige sich auch daran, dass man nun schon in der Nikolauswoche mit der Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler rechne, sagte Kellner. Er stellte zugleich klar, dass an den Beschlüssen im Sondierungspapier nicht mehr gerüttelt werde. „Da, wo wir Vereinbarungen getroffen haben, haben wir Vereinbarungen getroffen.“
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Ampelparteien beim Tempolimit einig, Differenzen in der Finanzpolitik
Am Donnerstag kommen zum Auftakt der Regierungsgespräche die Hauptverhandler, je sechs hochrangige Vertreter jeder Partei, mit den Leitern der Arbeitsgruppen auf dem Berliner Messegelände zusammen. In den kommenden Wochen sollen dann fast 300 Fachpolitiker der drei Parteien in insgesamt 22 Arbeitsgruppen die Details eines Koalitionsvertrags aushandeln. Sollten die Koalitionsgespräche erfolgreich verlaufen, wäre es die erste sogenannte Ampelkoalition auf Bundesebene.
Schon vor der Präsentation des Zeitplans zeigte sich der FDP-Generalsekretär am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“ zuversichtlich, dass sich die Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen nicht ewig in die Länge ziehen. „Wir werden zeitnah und zügig durchkommen“, sagte Wissing. Die drei Partner hatten in einem Sondierungspapier bereits eine Reihe von Vorfestlegungen getroffen. Dabei werde man bleiben, sagte Wissing vor den am Nachmittag beginnenden Koalitionsverhandlungen. „Die Menschen haben Lust auf diese neue Regierung“, betonte er.
Mit Blick auf die Finanzierung der Vorhaben ist bereits vereinbart, dass es keine Steuererhöhungen und keine Aufweichung der Schuldenbremse geben soll. „Das ist der Rahmen“, sagte Wissing. Zugleich betonte er, dass die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Rolle spielen werde. Wissing machte vor dem Hintergrund von Debatten über die Besetzung des Finanzministerpostens klar, dass Ressortfragen am Ende der Koalitionsverhandlungen geklärt würden.
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sagte nach Kritik von Klimaschützern und der Parteijugend an den bisherigen Vereinbarungen beim Klimaschutz, man habe nur einen Teil verhandelt. Über andere Bereiche sei noch nicht geredet worden, etwa über den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, über den Flugverkehr oder die Bahnpolitik. „Wir müssen da auch noch nachlegen“, sagte Kellner im ZDF-„Morgenmagazin“. Der Rahmen sei aber gut. Mit Blick auf den Kohleausstieg, den die drei Partner laut Sondierungspapier „idealerweise“ für 2030 anstreben, sagte der Grünen-Politiker, man werde mit aller Kraft dafür arbeiten. „Ich bin sicher, wir erreichen das bis 2030. Wir schaffen das.“
Als Knackpunkte bei der Suche nach einem Programm für eine Ampelkoalition gelten vor allem Unterschiede in der Steuer- und Finanzpolitik sowie der richtige Weg zum Klimaschutz. SPD, Grüne und FDP steuern damit auf schwierige Verhandlungen über die Finanzierbarkeit ihrer Vorhaben zu.
RND/Reuters/dpa/jst