Bundesversammlung: Welche Prominenten den Bundespräsidenten wählen

Im Paul-Löbe-Haus werden die letzten Vorbereitungen für die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten vorgenommen.

Im Paul-Löbe-Haus werden die letzten Vorbereitungen für die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten vorgenommen.

Berlin. Die Bundesversammlung hat als einzige Aufgabe, alle fünf Jahre das nächste Staatsoberhaupt, den Bundespräsidenten oder die Bundespräsidentin, zu wählen. Die Bundesversammlung am Sonntag, 13. Februar 2022, wird aus den 736 Mitgliedern des Bundestages und ebenso vielen Delegierten der Parlamente der 16 Bundesländer gebildet.

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Die Zahl der von den Landtagen bestimmten Vertreter entspricht dem Verhältnis der Einwohnerzahl der Bundesländer: Die meisten Stimmberechtigten kommen mit 156 aus Nordrhein-Westfalen, mit sechs Wahlleuten schickt Bremen die wenigsten. Die Delegierten der Länder können Parlamentarier, aber auch Prominente oder andere Menschen mit besonderen Verdiensten sein. Ein grafischer Überblick über die Mitglieder der 17. Bundesversammlung.

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SPD und Grüne nominieren Schauspieler

Sämtliche Schauspieler der diesjährigen Bundesversammlung sind von grünen oder sozialdemokratischen Landtagsfraktionen nominiert worden. Die SPD schickt Leonard Lansink, Eugene Boateng, Dietmar Bär, Astrid Fünderich, Denise M‘Baye und Renan Demirkan ins Rennen. Auf Vorschlag der Grünen nehmen Marcus Mittermeier, Fritzi Haberlandt und Sibel Kekilli an der Bundesversammlung teil.

Fritzi Haberland, bekannt aus der Serie „Babylon Berlin“, erklärte im RND-Interview, dass sie vor allem der Kampf gegen antidemokratische Strömungen bewogen habe, sich mehr in der Politik zu engagieren. Seit dem vergangenen Jahres ist sie Mitglied der Grünen in Brandenburg.

Roland Kaiser hat bereits Routine

Auch unter den nominierten Musikern dominieren die Farben Rot und Grün. Bereits zum wiederholten Mal schickt die SPD Schlagerstar Roland Kaiser (mit bürgerlichem Namen Ronald Keiler) nach Berlin. Auch Thees Uhlmann (Tomte), Felix Eicke (Leoniden) und Oliver Perau (Terry Hoax) sind auf dem sozialdemokratischen Ticket unterwegs.

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Die Grünen haben Sängerin Joy Denalane und Starpianist Igor Levit nominiert. Hinzu kommen noch zwei Musiker, die die Linken ausgewählt haben: Reyhan Şahin (Lady Bitch Ray) und Musicaldarsteller Dirk Zöllner.

FDP schickt Ex-Grünen Dieter Nuhr

Die Fachrichtung Humor ist weitgehend in sozialdemokratischer Hand. Die SPD nominiert Komiker Hennes Bender, Entertainerin Annie Heger, Moderator Klaas Heufer-Umlauf, Zauberer Detlef Simon und Autorin Sophie Passmann. Die Grünen bieten in diesem Bereich der Unterhaltungsbranche ausnahmsweise niemanden auf.

Allerdings ist das frühere Grünen-Mitglied Dieter Nuhr vertreten, allerdings auf Vorschlag der FDP. Die nordrhein-westfälische CDU wartet mit dem Karnevalisten Bernd Stelter auf. Die Berliner Linken schicken Michel Gosewisch-Walk, besser bekannt als Dragqueen Gloria Viagra. Sie beerbt damit Kollegin Olivia Jones, die vor fünf Jahren mit orangefarbenen Haaren in der Bundesversammlung Platz genommen hat.

Nationaltrainer Flick beerbt Löw

Der Profifußball ist am Sonntag mit vier Vertretern in Berlin vertreten. Bundestrainer Hans-Dieter Flick, nominiert von der CDU, beerbt auch in dieser demokratischen Funktion seinen Vorgänger als DFB-Coach, Joachim Löw. Für die SPD gehen Nationalspieler Leon Goretzka und Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, ins Rennen.

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Die Grünen entsenden den Trainer des SC Freiburg, Christian Streich. Ebenfalls wahlberechtigt sind Paracyclerin Jana Majunke (SPD), Schwimmerin Britta Steffen (Grüne), Speerwerfer Johannes Vetter (CDU) und Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel (CDU).

Die CDU nominiert Unternehmer

Während die Vertreter der Unterhaltungsbranche sich überwiegend auf der linken Seite des Hohen Hauses tummeln, nehmen die Unternehmer meist mittig bis rechts Platz. Die CDU schickt schon zum wiederholten Mal Verlegerin Friede Springer in die Bundesversammlung. Auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger, BASF-Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller und Brigitte von Boch, Gründerin des gleichnamigen Designlabels, wurden von den Christdemokraten nominiert. Für die FDP stimmt unter anderem Hans Peter Stihl ab, der ehemalige Chef des gleichnamigen Motorsägenherstellers.

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Wissenschaftler mit Corona-Hintergrund

Viele Vertreter der Wissenschaft in der Bundesversammlung haben sich zuletzt mit dem Coronavirus beschäftigt. Neben Karl Lauterbach (SPD), der als Bundestagsabgeordneter ohnehin teilnimmt, ist auch Christian Drosten dabei. Der Virologe an der Charité wurde von den Berliner Grünen vorgeschlagen. Darüber hinaus nominiert wurden Biontech-Gründerin Özlem Türeci, der oberste Intensivmediziner Christian Karagiannidis und Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt.

Auch Infektiologin Marylyn Addo (SPD), Medizinerin Carola Holzner (SPD) und Intensivpfleger Ricardo Lange (Linke) hatten zuletzt mit der Pandemie zu tun. Aus anderen Bereichen stammen der Chemienobelpreisträger Benjamin List (CDU), der Pneumologe Tobias Welte (SPD), die Politökonomin Maja Göpel (Grüne) und Astronaut Alexander Gerst (Grüne).

Zeitzeugin der NS-Zeit älteste Teilnehmerin

Neben prominenten Zeitgenossen sind auch einige Betroffene einschneidender Ereignisse zur Wahl des Bundespräsidenten aufgerufen, darunter zwei Angehörige eines Opfers des Anschlags in Hanau 2020, die Anwältin von Nebenklägern im NSU-Prozess, ein Pfarrer aus dem Überflutungsgebiet im Ahrtal und die Bürgermeisterin von Erftstadt. Mit 92 Jahren die älteste Teilnehmerin der Bundesversammlung ist Karla Spagerer, Zeitzeugin des NS-Regimes.

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Viele ehemalige Regierungschefs nominiert

Zu den von den Landtagen entsandten Personen, die nicht oder nicht mehr dem Landtag angehören, zählen in diesem Jahr mehrere ehemalige Ministerpräsidenten wie Edmund Stoiber aus Bayern (CSU), Georg Milbradt und Stanislaw Tillich aus Sachsen (CDU), Bernhard Vogel, Dieter Althaus und Christine Lieberknecht aus Thüringen (CDU), Torsten Albig aus Schleswig-Holstein (SDP), Erwin Sellering aus Mecklenburg-Vorpommern (SPD), David McAllister aus Niedersachsen (CDU), Roland Koch aus Hessen (CDU), Matthias Platzeck aus Brandenburg (SPD), Eberhard Diepgen aus Berlin (CDU) und Jürgen Rüttgers aus Nordrhein-Westfalen (CDU). Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), vorgeschlagen vom Landtag in Mecklenburg-Vorpommern, wird den neuen Bundespräsidenten ebenso wählen wie Altbundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).

Große Mehrheit will Steinmeier wählen

445 der insgesamt 1472 Mitglieder werden CDU und CSU stellen, 391 die SPD, 233 die Grünen, 151 die AfD, 143 die FDP, 71 die Linke, 17 die Freien Wähler und zwei der Südschleswigsche Wählerverband. Hinzu kommen sieben Fraktionslose aus dem Bundestag und aus den Landtagen.

Nach Artikel 54 des Grundgesetzes ist für die ersten beiden Wahlgänge die absolute Mehrheit nötig. Das wären 737 Stimmen – SPD, Grüne und FDP haben 42 mehr. Darüber hinaus hat die CDU ihre Unterstützung für Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier zugesagt. Sollte die absolute Mehrheit nicht zustande kommen, wäre Steinmeier die Wiederwahl mit großer Wahrscheinlichkeit im dritten Wahlgang sicher, wenn die einfache Mehrheit reicht.

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