Charles als Chance: Der Königsbesuch kann politisch hilfreich sein
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König Charles III. von Großbritannien besucht Deutschland.
© Quelle: Kirsty Wigglesworth/AP Pool/dpa
Die britischen Royals, das war aus deutscher Sicht seit Jahrzehnten vor allem etwas für die bunten Seiten. Die strahlende Diana und ihr tragischer Tod, Prinz Charles und wie er doch noch seine große Liebe Camilla heiraten dufte, die Schmutzwäsche des abtrünnigen Prinzen Harry, zuletzt der Abschied von der Queen als womöglich letztem Stückchen britischer Stabilität.
Doch wenn an diesem Mittwoch der neue König Charles für drei Tage Deutschland besucht, hat das auch eine gewichtige politische Dimension. Das liegt zum einen daran, dass nach dem Generationswechsel nun jener Charles die Monarchie fit fürs neue Jahrtausend machen muss – nach innen wie nach außen. Im Inland gilt es, durch Verschlankung und Modernisierung die sinkende Zustimmung aufzubessern und Absetzbewegungen wie in Schottland zu stoppen.
Das ehemalige Empire muss seine neue Rolle finden
Im Ausland muss das ehemalige koloniale Empire seine neue Rolle finden, die die abhandengekommene Größe mit Würde, Kooperationsbereitschaft, aber auch Aufarbeitung der eigenen Geschichte verbinden muss. Ob es dabei Chance oder Nachteil ist, dass Charles nicht mehr die Bindungskraft und Aura seiner Mutter hat, wird sich noch zeigen.
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Klar ist aber, dass er ein zentraler Repräsentant der sogenannten „Soft Power“ Großbritanniens ist. Deshalb ist es ein bedeutsames Zeichen, dass die neue britische Regierung von Rishi Sunak – die über die königlichen Visiten mitbestimmt – für seinen ersten Auslandsbesuch kein Mitglied des Commonwealth gewählt hat, sondern zwei Mitglieder der Europäischen Union.
König Charles III. in Berlin: Warten seit den frühen Morgenstunden
Der britische König Charles III. besucht bei seiner ersten Auslandsreise im Amt die Bundesrepublik. Unsere Kollegen berichten vom Brandenburger Tor.
© Quelle: RND
Besuche von Charles III.: zuerst in die EU
Zuvor hatte Sunak bereits einen Besuch der Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei Charles vermittelt, um ein Zeichen der Annäherung an die EU auszusenden – das zugleich auf die eigene Partei mäßigend wirkte.
Es ist ein neuer Kurs, nachdem zuerst der Brexit und dann die harte Konfrontation durch Premiers wie Boris Johnson und Liz Truss das Verhältnis zu Europa und Deutschland erheblich belastet hatten. Angela Merkel hatte als Kanzlerin im Grunde nur noch die Queen besuchen wollen, wenn es auf Staatsbesuch nach England ging.
All das zeigt: Das Königshaus spielt eine wichtige Rolle in der Annäherung der beiden Staaten. Das Ausmaß, wie Deutschland dem neuen König nun den Hof bereitet, mag überzeugte Republikaner irritieren. Das Ziel besserer Beziehungen auch zu einem Post-Brexit-Großbritannien allerdings kann man nur teilen.