Wandbild in Coburg

„Geschichte wiederholt sich?!“: Hitler-Putin-Graffito sorgt für Diskussionen

Ganz neu ist die Idee nicht: Auf der sogenannten John-Lennon-Mauer in Prag hatte schon im vergangenen Jahr ein Unbekannter den russischen Präsidenten Wladimir Putin angesichts des Kriegs in der Ukraine als Adolf Hitler dargestellt.

Ganz neu ist die Idee nicht: Auf der sogenannten John-Lennon-Mauer in Prag hatte schon im vergangenen Jahr ein Unbekannter den russischen Präsidenten Wladimir Putin angesichts des Kriegs in der Ukraine als Adolf Hitler dargestellt.

Coburg. In Coburg sorgt seit Wochen ein Graffito für Aufregung. Der Urheber, ein stadtbekannter Künstler, wollte mit seinem Werk nach eigener Aussage ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen. Doch das Wandbild, auf dem Adolf Hitler und Wladimir Putin zu sehen sind, erntet neben Zustimmung auch reichlich Kritik. Sogar die Polizei ermittelte. Jetzt hat der Grünen-Abgeordnete Johannes Wagner der Debatte auf Twitter neuen Schwung verliehen.

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Das Wandbild an einer Unterführung in Coburg zeigt Adolf Hitler – oder Wladimir Putin. Wer zu sehen ist, hängt von der Blickrichtung ab. Darüber ist die Aufschrift „Geschichte wiederholt sich?!“ zu lesen – Teile des Satzes sind in Spiegelschrift aufgemalt. Der Urheber des im Oktober 2022 entstandenen Bildes ist der stadtbekannte Künstler und Sprayer Alex Reuther. In einem Gespräch mit der Zeitung „Neue Presse Coburg“ berichtete dieser, dass das Thema schon „lange in ihm gegärt habe. Die Leute sollen sich einen Kopf machen und wir alle aus der Geschichte lernen“, sagt er. Zwar habe es Kritik gegeben, dass er besser Stalin als Hitler hätte nehmen sollen, doch Reuther hatte für seine Wahl wohl auch praktische Gründe: „Wer weiß überhaupt noch, wie der aussieht. Und Hitler liegt uns einfach näher als der russische Diktator.“

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Die öffentliche Debatte um das Wandbild brachte dem Künstler sogar Polizei­ermittlungen wegen der „Verwendung von Kennzeichen verfassungs­widriger und terroristischer Organisationen“ ein, die aber im Dezember eingestellt wurden.

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Zwischenzeitlich wurde das Graffito mehrmals übermalt, jedes Mal setzte es Reuther wieder instand und nahm es auf seiner Facebook-Seite mit Humor: „Geschichts-Verlust durch Gesichts-Verlust?“, schrieb der Sprayer dort.

Neuer Schwung in der Debatte

Aktuell schien sich die Diskussion um das Bild etwas beruhigt zu haben. Doch ein Twitter-Post des Bundestags­abgeordneten Johannes Wagner (Die Grünen) brachte neuen Schwung in die Debatte. Wagner postete auf Twitter ein Bild des Graffito und schrieb dazu: „Bei mir in Coburg sorgt ein Graffito in der letzten Zeit für viel Aufregung. Bei all der Brutalität, mit der Putin diesen völkerrechts­­widrigen Angriffskrieg führt, bin ich mir nicht sicher, wie sinnvoll dieser Vergleich ist. Habt ihr eine Meinung dazu?“

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Eine Meinung dazu hatten die Twitter-User tatsächlich: „Putin hat keinen Holocaust hinter sich, aber es gibt in der Art der Vorgehensweise und Argumentation doch einige Parallelen“, schreibt einer der Nutzer. „Der Vergleich liegt ja irgendwo nahe. Und er regt zum Diskutieren an. Insofern schon Ziel erreicht. Inwieweit da eine Holocaust-Relativierung mitschwingt, kann ich nicht beurteilen ... Mir persönlich ‚gefällt‘ es“, erklärt ein anderer.

Vergleich statt Gleichsetzung

Experten warnen unterdessen vor allem davor, Hitler mit Putin gleich­zu­setzen. Der Historiker Heinrich August Winkler befürchtet dabei eine Relativierung der Nazi-Verbrechen und des Holocausts. Putin sei ein radikaler Nationalist, der den territorialen Bestand und den Einflussbereich der untergegangenen Sowjetunion so weit wie möglich wiederherstellen wolle, so Winkler. Der russische Präsident wolle allerdings nicht die Juden ausrotten und scheine auch nicht ganz Europa erobern zu wollen.

Gleichzeitig sah der Experte bereits im vergangenen Jahr „frappierende Parallelen“ zwischen Hitlers „Anschluss“ Österreichs, der Angliederung des Sudetenlands und der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ einerseits und der Annexion der Krim, der Abtrennung erheblicher Gebiete des Donbass und dem jetzigen Angriffskrieg gegen die Ukraine andererseits. „Die Analogie des Vorgehens ist schlagend“, schrieb Winkler in einem Beitrag für die „Zeit“ mit dem Titel „Was Putin mit Hitler verbindet“. „Vergleichen heißt nicht gleichsetzen“, so der Historiker.

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RND/ag, mit Agenturmaterial

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